Das Problem schien unlösbar. Doch nun glaubt die Casino-Gesellschaft doch noch eine Lösung für ihren maroden Musiksaal gefunden zu haben – dank des Architekturbüros Herzog & de Meuron.
Auf den Tag genau sechs Jahre ist es her, dass Basel-Stadt Nein gesagt hat zum Neubau des Stadtcasinos, Nein zu den spektakulären Plänen der Architektin Zaha Hadid.
Dabei waren die Casino-Gesellschaft und die Regierung vorher so begeistert von dem Projekt. Entsprechend gross war die Enttäuschung nach dem 17. Juni 2007. Und die Ratlosigkeit. Wie soll man die Musikerinnen und Musiker zum Schweigen bringen, die sich entweder ärgerten oder lustig machten über die engen Foyers, Künstlerzimmer, Garderoben und Probensäle – wenn sie im Basler Musikzentrum überhaupt noch auftraten? Wie verhindern, dass auch in Zukunft während der Konzerte Besucher kollabieren, erschlagen nicht etwa von der Wucht der Musik, sondern von der Hitze im Saal?
Ein Projekt für 80 Millionen Franken
Nach mehreren frühzeitig gescheiterten Vorschlägen, glaubt die Casino-Gesellschaft nun das richtige Projekt gefunden zu haben. Dank Herzog & de Meuron und ihrer Potenzialstudie. Das Basler Architekturbüro, das nun auch die Pläne für den Umbau entwerfen soll. Die Kosten für das neue Musikzentrum werden auf insgesamt rund 80 Millionen Franken geschätzt. 51 Prozent will die Casino-Gesellschaft aus eigenen Mitteln mit Hilfe von privaten Gönnern zahlen, den Rest soll der Kanton übernehmen. Die Regierung ist mit dieser Lösung einverstanden, nun muss auch noch der Grosse Rat zustimmen. Beginnen sollen die Bauarbeiten im Sommer 2015, enden im Sommer 2017. Der Ersatzstandort für diese Zeit muss erst noch gefunden werden.
Das Dilemma
Ähnlich hoch wäre der Kantonsbeitrag auch beim Neubau von Zaha Hadid gewesen, der insgesamt rund 100 Millionen Franken gekostet hätte. Mit dem Argument, dass eine Sanierung nicht viel günstiger wäre, wurden in den vergangenen sechs Jahren mehrere entsprechende Projekte von der Regierung abgelehnt.
Damit war klar, dass man in Basel von möglichst vorsichtigen Eingriffen ebenso wenig wissen wollte wie von einem spektakulären Neubau. Was sollte die Casino-Gesellschaft da noch machen?
Fast wie Alexander der Grosse
Es war ein unlösbares Problem, für das die Gesellschaft nun die Lösung gefunden zu haben glaubt. Sein Name: «Alex», benannt nach Alexander dem Grossen, der den Gordischen Knoten durchtrennte. In Basel soll sich das Wunder wie folgt wiederholen: Mit dem Erhalt beziehungsweise der Sanierung des Musiksaals und des Hans-Huber-Saals einerseits und einer Erweiterung des Musiksaals zur Barfüsserkirche hin andererseits. Dorthin soll auch der Eingang verlegt werden. Der ganzen Bau soll zudem vom Casino abgetrennt werden, das gremäss Potenzialstudie zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls umgebaut werden könnte.
Vorgestellt wurde das Projekt eines erweiterten Musikzentrums am Montagmorgen an einer Presseorientierung, an der nach dem Casino-Präsidenten Christoph Gloor («in dem Projekt stecken bisher ungeahnte Chancen, dank denen wir die dringend nötigen Arbeiten endllich umsetzen können») erst einmal Denkmalpfleger Daniel Schneller sprach. Seine Botschaft war klar: das Projekt ist nicht spektaktulär und schon gar nicht ausgefallen und dennoch – oder gerade deshalb – gut, sehr gut sogar.
Erstens, weil es sich laut Schneller perfekt in die Umgebung einfügt und der bisher etwas einsamen Barfüsserkirche die nötige Bindung gibt, den Halt. Und zweitens, weil auch der Hans-Huber-Saal erhalten bleibt und damit auch diese perfekte Akustik und dieser besondere Stil irgendwo Neo-Rokoko und Neo-Empire, das dem Ganzen etwas Operettenhaftes gibt, etwas Wienerisches auch.
Die Hoffnung auf viele Millionen
Sehr lobend äusserte sich danach auch Architekt Jacques Herzog über das «Wienerische» im bestehenden Bau und überhaupt über die ganze Umgebung. Für dieses Gebiet an einen Neubau zu denken, sei seit dem Nein vom 17. Juni 2007 «absurd», sagte Herzog, der Hadids-Projekt vor der Abstimmung noch selbst unterstützt hatte: «Nach diesem Entscheid muss man ganze neue Wege gehen. Und die sind in der Vergangenheit zu finden.»
In der Umgebung. Dort, wo das kulturelle Zentrum der Stadt entstehen soll, mit Sinfoniekonzerten im erweiterten Musiksaal, mit Kammermusik im renovierten Hans-Huber-Saal, und den bereits bestehenden Institutionen, dem Theater, dem Schauspielhaus, der Kunsthalle und der Musikakademie. Zudem würden die Promotoren des neuen Musikzentrums gerne auch mehr Geistliche Musik hören, wie sie an der Presseorientierung sagten. Und sie wüssten auch schon einen Ort dafür: gleich nebenan in der Barfüsserkirche.
Fragt sich nur noch, ob das neuste Projekt auch in der Öffentlichkeit so gut ankommt. Und vor allem auch bei den potenziellen Geldgebern. Die Antwort wird bald bekannt sein, wenn die Suche nach Geldgebern beginnt. Die Erwartungen sind jedenfalls hoch. «Wir sind leider arm wie eine Kirchenmaus», sagte Gloor, «und können selbst leider nur wenig Geld für das Projekt aufbringen.»