Die meisten internationalen Bands, die in der Schweiz auftreten, werden in Euro bezahlt. Deshalb profitieren Veranstalter vom neuen Eurokurs. Das Z7 gibt den Kursgewinn weiter und senkt die Preise für Tickets um rund 10 Prozent. Das ist bisher einzigartig im Konzertgeschäft.
Als am 15. Januar der Euro fiel, da fiel auch Norbert Mandel aus allen Wolken. Der Chef des Konzertlokals Z7 konnte sich nicht einfach freuen, dass die Gagen, die er den europäischen Bands in die Hand drückt, faktisch günstiger geworden waren. Nein, er malte sich auch aus, was der Kurssturz für die Konzertgänger bedeutet: Wer in Frankreich und Deutschland arbeitet und lebt, für den stiegen die Ticketpreise plötzlich um 20 Prozent. Und das vor dem Hintergrund, dass Konzerte in der Schweiz schon vorher teurer gewesen waren. Gerade auch, weil internationale Agenten die Kaufkraft in der Schweiz kennen und ihre Gagenforderungen entsprechend in die Höhe schrauben.
Eine Woche lang haben Mandel und sein Team gegrübelt, wie sie mit der neuen Wechselkurssituation umgehen sollen – und dann den Entschluss gefasst, einen Grossteil der Kursgewinne weiterzugeben. So sind Tickets für Z7-Konzerte ab sofort 8 bis 10 Prozent günstiger zu haben. Eine ungewöhnliche Massnahme, werden einmal angesetzte Ticketpreise doch von Veranstaltern nie reduziert. Technisch zudem eine knifflige Aufgabe, wie Mandel offenbart, «deshalb hat die Umsetzung auch einige Tage in gedauert».
Dass das Z7 damit Ticketinhaber vor den Kopf stossen könnte, glaubt Mandel nicht. «Bei Reisen kennen wir es ja alle, dass die Preise flexibel sind.»
Was die Preissenkung angeht, so gehe es ihm auch gar nicht nur um die ausländischen Gäste, wie Mandel sagt: «Ich mache mir auch über die wirtschaftlichen Folgen in der Schweiz Sorgen. Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, kriegen wir das zu spüren. Denn dann müssen manche Musikfans plötzlich den Gürtel enger schnallen.»
Europes Management wollte Gage erhöhen – Mandel blieb hart
Während das Z7 an seine Besucher denkt und die Konzertpreise senkt, versuchen internationale Agenten im Gegenzug, noch höhere Gagen herauszuschlagen als bisher. Mandel verrät, dass er gerade mit dem Agenten der schwedischen Rockband Europe («The Final Countdown») in Verhandlung war, als die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs aufhob. «Der Agent von Europe versuchte sofort, eine höhere Gage herauszuschlagen, mit dem Argument, dass wir die Band ja jetzt günstiger bekämen», so Mandel. Doch darauf mochte sich der Z7-Chef nicht einlassen. Er blieb hart – und konnte die Gage halten. Das wird den Besuchern zugute kommen.
Bleibt die Frage, ob andere Konzertlokale ihre Kursgewinne ebenfalls dem Publikum zukommen lassen. Der zweitgrösste Konzertbetrieb der Region, die Kaserne Basel, hat keine Preisreduktionen vorgesehen. Nico Grüninger erklärt aber auf Anfrage, dass die Ticketpreise bei Konzerten von Fall zu Fall ermittelt würden. Wenn ein Act nun günstiger gebucht werden kann, dürfte sich das künftig auch in Form niedrigerer Eintrittspreise offenbaren.
Wer nach einem vergleichbaren Preisabschlag Ausschau hält, wird nur in der Buchbranche fündig: Matthyas Jenny verkauft die Bücher in seiner Bachlettenbuchhandlung jeweils samstags zum Einheitspreis: Euro gleich Franken (wir haben berichtet).
Währungsrabatte im Kulturbetrieb: eine neue Entwicklung. Ob weitere diesen zwei Beispielen folgen werden? Wir sind gespannt.