Mit relaxten Sommernachtsounds, die sich zunehmend in ein funkiges Set hineinsteigerten, begeisterte die britische Greg Foat Group am Stadtmusikfestival.
Da agieren sechs nicht mehr ganz jugendliche Herren auf der Bühne, die sich zunächst einmal ganz angenehm jeglicher Verpflichtung zu einem Dresscode entziehen. Sportjäckchen, Polohemd, Sommerschlappen – das hat ein bisschen was von Siebzigerfeeling. Die Musik dazu: Entspannt. Sehr entspannt sogar: Der warme, aber nie eingeschlafene Klang des Flügelhorns (Trevor Walker) entfaltet sich über glitzernden, sternennachttrunkenen Fender Rhodes des Bandleaders, Drums (Tony Coote) und Bass (Jacob Ohvall) bauen Grooves mit unbeirrbarem Ruhepuls, die Stromgitarre (Marius Ptas) improvisiert relaxt und souverän verspielt mit Oktavdoppelungen. Zunächst packt einzig der Tenorsaxophonist (Rob Mach) mit beboppig aufgeladenen Passagen etwas beherzter zu.
Lieblinge von Gilles Peterson
Am Anfang gibt sich das Publikum recht schüchtern, nur zögernd bewegt man sich näher zur Bühne. Greg Foat Group? Nie gehört. Doch das liegt sicherlich daran, dass wir aus der Perspektive von Festlandeuropa den britischen Jazz oft nicht auf dem Schirm haben. In der Heimat sind Foat und seine Mannen beileibe keine unbeschriebenen Blätter, sind Radiolieblinge etwa des Rare Groove-Papstes Gilles Peterson, veröffentlichen auf dem Kultlabel Jazzman Records, das sich auf soulig geprägten Vintage-Sound kapriziert hat. Foat & Co allerdings fallen da etwas aus dem Rahmen. Ihre Instrumentals laden sie gerne mit Cembalo, Röhrenglocken und Chorgesängen auf, schaffen schöne Breitwandarrangements.
Kompakte Funkband
Auch im Innenhof des Kunstmuseums hat ihr Konzert zunächst cineastische Züge. Da werden mehr Flächen als Themen hingemalt, die Glitter-Arpeggien aus den Tasten kommen mit wenigen Akkordwechseln drunter aus, erzeugen schwerelosen Charakter, eine Art Retrofuturismus. Das passt, denn Foat, der selbst auch als Buchautor tätig ist, outet sich in einer Ansage als Fan der klassischen Science Fiction-Literatur, als Verehrer von Brian Aldiss. Doch das ist nur die eine Seite des britischen Sextetts. Als plötzlich das Sax mit einem harschen Intro losrotzt, nimmt das sommerliche Set Fahrt auf: Die Bass-Riffs werden hibbelig, die Drums heizen vorwärts und immer mehr offenbaren sich die Londoner als kompakte Funkband, die nun meist ein hohes Tempo hält.
Da verweist Foat stolz darauf, dass er im Morgenprogramm der BBC einen Hit hat – und schon brechen Bläserfanfaren los, die an die besten Momente britischer Bigbands wie der von Laurie Johnson erinnern. So wird man also in England geweckt. Flügelhorn und Sax laden ihre Soli nun mit hyperventilierenden Tonketten auf, die Rhythmus-Sektion schmuggelt auch mal ein paar Reverenzen ans Latin-Fach ein. Drummer Coote, der mit seiner langen Blondmähne ohne weiteres in die Led-Zeppelin-Ära passen würde, fördert mit einem knackigen Solo gar rockige Qualitäten zutage. Am Ende zeigt sich das Publikum restlos begeistert von diesen Überraschungsbriten, die groovy, funky und cool zugleich sind. Nur das Cembalo hatte Greg Foat nicht dabei – schade eigentlich.
- Die Greg Foat Group spielt am Samstag, den 18.8. nochmals ein Set am Stadtmusikfestival Basel.