Street-Art-Hilfsprojekt für Afrika gerät selber in Not

Ein Hilfsprojekt für die Trinkwasserinitiative Viva con Agua, das mit Street-Art-Drucken am Open Air Basel Spenden sammeln will, sucht selber dringend nach Sponsoren – ein Crowdfunding-Aufruf über die Plattform «We Make it» läuft am Samstag ab und noch ist erst ein Viertel des Betrags gesammelt.

Die Basler Designerin Josina Schiff (links) und Danielle Bürgin, Präsidentin von Viva con Agua Schweiz. (Bild: zVg)

Ein Hilfsprojekt für die Trinkwasserinitiative Viva con Agua, das mit Street-Art-Drucken am Open Air Basel Spenden sammeln will, sucht selber dringend nach Sponsoren – ein Crowdfunding-Aufruf über die Plattform «We Make it» läuft am Samstag ab und noch ist erst ein Viertel des Betrags gesammelt.

Nur noch knapp 24 Stunden verbleiben dem aufwändig angekündigten «Art Special» von Viva con Agua, um auf der Plattform «We Make It» die benötigten 4000 Franken zu sammeln – und noch ist mit 850 Franken noch nicht einmal ein Viertel der Gelder, welches für Druck und Materialen gebraucht würde, zusammen gekommen.

Dass das Hilfsprojekt, das am Wochenende vom 09. und 10. August auf der Kaserne mit der Unterstützung von angesagten Basler Nachwuchs-Modelabels wie Tarzan, Boycotlettes oder briembriem so genannte «Street Art», also Motive von Strassenkünstlern, auf Taschen drucken und den Erlös für einen Trinkwasserbrunnen in Mosambik spenden will, nun selber beim Crowdfunding-Aufruf zu scheitern droht, scheint verwunderlich: Steht mit dem Open Air Basel doch ein gewichtiger Partner an Bord.

Am Engagement der Beteiligten könne es kaum liegen, meint Alain Szerdahelyi, der als bekannter Basler Grafikdesigner das Projekt wie alle Mitarbeitenden mit ehrenamtlicher Arbeit unterstützt: «Wir geben wirklich alles, damit das Projekt zustande kommt. Wahrscheinlich liegt es eher daran, dass es eine neue Initiative ist, und wir alle keine Marketingprofis sind.» Und auch für Open Air-Basel-Präsidentin Danielle Bürgin, die ausserdem als Präsidentin von Viva con Agua Schweiz viel Erfahrung mit dem Sammeln von Spendengelder mitbringt, sind die ausbleibenden Gelder ihres allerersten Crowdfunding-Versuchs «ein totales Rätsel.»

Jeder Rappen zählt – für Hilfsprojekt und Geschäft

Sie frage sich, ob das Projekt aufgrund der vielen involvierten Parteien – Künstler, Designer, Labels, Druck, Hilfswerks- und Open-Air-Basel-Mitwirkende – im Beschrieb vielleicht zu «komplex und zu wenig transparent» geraten sei, und sich Interessierte deshalb lieber erst vor Ort vom Angebot überzeugen lassen wollten – oder ob die Zielgruppe, die sich oft schon in anderer Form für junge Kunst, Design oder das Open-Air selber engagiere, denke, dass man «die Beteiligten vielleicht in anderer Form schon genügend unterstützt habe.»

Eine gewisse Enttäuschung «oder besser gesagt Ernüchterung» sei beim Team mittlerweile natürlich trotzdem verhanden – «auch wenn wir bis im letzten Moment hoffen und unter Hochdruck daran arbeiten, noch einen grösseren Sponsor an Land zu ziehen, der uns hilft, den ausstehenden Betrag zusammenzubekommen.» Denn ansonsten geht auch das bereits gesammelte Geld wieder zurück an die Absender.

Das wiederum wäre eine schwierige Situation für Projektinitiantin Josina Schiff: Denn die 29-jährige Designerin, die bisher in der Region kleinere Ausstellungen mit Nachwuchskünstlern wie etwa den Jingle Bells Shop im Showroom des Unternehmen Mitte organisierte, eröffnet in Kürze mit «AHOI*AHOI» (einem Wortspiel, das sich auf ihren Nachnamen bezieht) ihr erstes eigenes Geschäft an der Riehentorstrasse – und kann deshalb zurzeit selber «jeden Rappen» für ihr geplantes Kleinunternehmen gebrauchen.

Dennoch will die Baslerin auf keinen Fall auf die Durchführung des «Street Art Specials» verzichten: «Es ist ein ehrenamtliches Engagement, das mir sehr viel bedeutet und stark am Herzen liegt, weil ich selbst in Mosambik aufgewachsen bin – und zwar genau in der Region, der die Projekte zugute kommen sollen. Ich kenne also die Lage vor Ort sehr gut, und weiss, wie wichtig die Unterstützung ist.»

In Afrika etwas langfristiges aufbauen

Notfalls würde Schiff, die sich bereits in den letzten Jahren für das Open Air von Viva con Agua engagierte, seit sie als Anwohnerin zufällig auf das «unglaublich tolle Projekt» stiess daher selber versuchen, «irgendwie für die Kosten aufzukommen.» Entmutigen lassen will sie sich aber auf keinen Fall – auch wenn das Crowdfunding-Projekt Schiffbruch erleiden soll: «Ich bin regelmässig in meiner zweiten Heimat auf Besuch und pflege dabei sehr enge Beziehung zu Schneidern und Jugendprojekten vor Ort. Mein Engagement will hier langfristig etwas aufbauen, etwas, das verschiedene Kulturen mit fairen und innovativen Handelsprojekten verbindet. Sollte ich dafür nun zu Beginn meiner Karriere für diese Pläne etwas Lehrgeld zahlen müssen, versuche ich, dies positiv zu sehen: nämlich als wichtige Erfahrung.» 

So viel ist bereits sicher: Nach dem Open Air Basel, wo sie so viel ihrer Street-Art-Drucke wie möglich zu verkaufen versuchen will, wird Josina Schiff gemeinsam mit Danielle Bürgin und dem Viva con Agua-Team nach Mosambik fahren, und da die Durchführung weiterer Projekte der Bewohner mit den Modelabels Queen Kong und Strassenkoeter einfädeln.

Wer in letzter Sekunde zum Gelingen des Spendenaufrufs beitragen will, kann sich via We Make It oder dem angehängten Factsheet (im pdf) mit Josina Schiff und Danielle Bürgin in Verbindung setzen.

Video der letztjährigen Festivalausgabe:

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