Das Theaterfestival Basel will ein «Entdeckerfestival» sein. Ab Ende August beginnt die lustvolle Reise, die bis in die Grenzbereiche der Bühnenkunst führt.
In der Reithalle der Kaserne führt eine opulente Musical-Revue durch die Katastrophen dieser Welt, auf dem Kasernenplatz und in Birsfelden bauen Tänzer einen Maibaum auf, in der Klingental-Turnhalle klärt die Künstlergruppe Stan’s Café in einer szenischen Installation mit acht Tonnen Reis über die sozialen Wahrheiten der Welt auf, während im Jungen Theater Basel Shakespeares Gesamtwerk auf dem Küchentisch ausgebreitet und aufbereitet wird.
Das Theaterfestival Basel könnte sich auch Theaterformen nennen – wenn dieser Titel nicht bereits von einem deutschen Festival besetzt wäre. Denn das Programm der dritten Ausgabe unter der künstlerischen Leitung von Carena Schlewitt lässt sich am ehesten mit der Suche nach den verschiedensten Theaterformen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenfassen: Das reicht von der szenischen Installation über die lebendige Skulptur und verschiedene Formen des Tanzes bis zum Nouveau Cirque und einer minimalistischen Oper für Supermarkt-Kassiererinnen.
«Bereit sein ist alles»
Entsprechend verzichtet das Theaterfestival Basel auf ein inhaltliches Motto. «Bereit sein ist alles», heisst es stattdessen. Daraus spricht auch die Zuversicht, dass das biennale Theaterfestival Basel nach seiner Renaissance im Jahr 2012 ein treues Publikum gefunden hat, das den Programmverantwortlichen vertraut und sich neugierig dem Angebotenen hingibt.
Die gefeierten Stars der internationalen Festivalszene fehlen. Mit Ausnahme vielleicht von Yan Duyvendak, der das Festival mit seiner hintersinnigen Musical-Revue «Sound of Music» eröffnen wird. «Es ist ein Entdeckerfestival», sagte Schlewitt an der Präsentation des Programms vor den Medien.
Und zu entdecken wird es vieles geben, wie ein Blick in das Programm zeigt. Unter den vielen formal ausgesprochen originellen Ansätzen findet sich auch ein Stück «normales» Theater. Zumindest, was die Form angeht. Denn das Projekt «Während ich wartete» des Syrers Omar Abusaada beschreibt die brutale Fast-Normalität von Menschen, die im Kriegsgebiet hängengeblieben sind (siehe Kasten).
Neue Spielstätten
So vielfältig wie das Programm ist auch die Palette der Spielstätten, auf denen das Festival vom 30. August bis 11. September über die Bühnen gehen wird. Zentrum des Geschehens ist das Kasernenareal mit verschiedenen Spielstätten. Mit dabei ist auch das Theater Basel, das Theater Roxy in Birsfelden, wo auch Aussenräume bespielt werden, das Neue Theater in Dornach und das Union Basel.
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Theaterfestival Basel. Vom 30. August bis 11. September 2016 an verschiedenen Spielorten. Bis 30. Juni gibt es Early Bird Tickets für alle Veranstaltungen zum vergünstigten Preis.
Seit ein paar Jahren schon bringt man Syrien intuitiv mit dem dort entspringenden Flüchtlingsstrom in Verbindung. Sind da eigentlich noch Menschen übrig geblieben? Wie lebt es sich dort in dieser turbulenten Zeit wirklich? Dieser Frage sind die beiden aus Damaskus stammenden Theatermacher Omar Abusaada und Mohammad Al Attar in ihrem Stück «Während ich wartete» nachgegangen.
Die politische und gesellschaftliche Entwicklung Syriens wird mit einem Familienschicksal aufgezeigt – oder genauer: durch die Augen eines vom repressiven Regime ins Koma versetzten jungen Mannes. Das Stück berichtet aus seiner Sicht über den Zeitraum von einem Jahr von den Veränderungen in seinem Umfeld und seiner Familie, die immer noch mit dem Tod des Vaters zu kämpfen hat. Es weist damit auf die verzweifelte Lage Syriens hin, eine Lage zwischen Leid und Hoffnung, Aufgeben und Überlebenskampf unter der Herrschaft des autoritären Regimes. Aufgeführt wird es am 31. August und 1. September im Rahmen des Theaterfestivals im Schauspielhaus.