Thalia-Buchtipp: «Der Wolkenatlas» von David Mitchell

Der aktuelle Buchtipp von Thalia Basel: Buchhändler Silvio Kohler empfiehlt «Der Wolkenatlas» von David Mitchell.

Sechs Lebensläufe in sechs verschiedenen Epochen mit sechs Hauptfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und dennoch haben all ihre Biografien Berührungspunkte, die erst beim genaueren Hinschauen zutage treten.

Der Roman «Der Wolkenatlas» strahlt eine höchst ambitionierte und dennoch wunderbar kurz gehaltene Epik aus. Mitchell wählt neben den völlig unterschiedlichen Epochen auch sich diametral gegenüberliegende Szenarien wie das noch kaum erforschte Ozeanien des 19. Jahrhunderts oder das Südkorea der Zukunft, in der die Erde praktisch komplett unter Wasser liegt.

Hier geht es um Sklaverei, Gier und Loyalität, dort um die Emanzipation eines Klons von seiner Rolle als Nichtmensch. Und dann ist da noch ein schwuler Komponist in den 1930er-Jahren, der trotz widrigem Umfeld eine visionäre Idee verwirklichen will: ein Musikstück mit dem Titel «Wolkenatlas». Teilweise liest sich das wie ein historischer Roman, dann wieder wie ein düsterer Zukunftsthriller. 

Die packende Story zeigt die unglaubliche Weitsicht und das universale Denken dieses Autors. Spielend fügt er sechs Erzählstränge zu einer schlüssigen und kompakten Geschichte zusammen, die den Leser zum Nachdenken bringt. Für mich das spannendste und originellste Buch des Jahres, dessen Verfilmung zurzeit übrigens auch in den Kinos läuft.