Traurige Neunziger-Nostalgie in der Kuppel

Aaron Carter, Bruder von Backstreet Boy Nick Carter, tritt in der Kuppel auf. Der ehemalige Teenie-Star hofft wohl auf schreiende Mädchenmassen.

Er ist wieder da: Aaron Carter. (Bild: Larry Marano)

Aaron Carter, Bruder von Backstreet Boy Nick Carter, tritt in der Kuppel auf. Der ehemalige Teenie-Star hofft wohl auf schreiende Mädchenmassen.

Kinderstars haben es hart. Mal abgesehen von Justin Timberlake und Ryan Gosling gibt es wohl derzeit keinen Teen-Titan, der nicht in die karrierezermalmende Mühle aus Drogen (Macaulay Culkin), Schulden (Britney Spears) oder Übergewicht (Haley Joel Osment) geraten ist. Früher oder später ist das süsse Babyface Vergangenheit, der Körper futsch und die Manager sind mit dem ganzen Geld abgehauen und wurden nie mehr gesehen.

In einer solchen Situation befindet sich auch Aaron Carter, der Bruder von Backstreet Boy Nick Carter. Der ehemals schnuckelig singende Blondschopf ist zwar nicht fett geworden, hatte dafür aber jahrelang mit Drogen zu kämpfen und wurde als Teenager laut eigener Aussage von der eigenen Mutter aufs Fieseste beraubt.



So liebten wir ihn: Aaron Carter, unverbrauchter Pop-Prinz der Neunziger.

So liebten wir ihn: Aaron Carter, unverbrauchter Pop-Prinz der Neunziger.


Das wäre ja schon traurig genug, nun setzt der Fantasieprinz aller vorpubertären 90er-Girls aber noch einen drauf: Er begibt sich auf Welttournee. Nach mindestens 10 Jahren Funkstille kehrt der «I want Candy»-Star mit einem Nostalgie-Showcase zurück und hofft wohl auf die bekannten schreienden Mädchenmassen. Leider ist Aaron Carter nicht mehr 12 und wir auch nicht. Und egal wie viele Bravo-Hefte mit seinem Titelbild wir damals gehortet haben: Die Neunziger sind vorbei und Aaron Carter ist es auch. 

Was den Sänger jedoch nicht davon abhält, seinem Halt in Basel voller Enthusiasmus entgegenzublicken:

In der Kuppel, wo Carter auftreten wird, hat man das Angebot erstmal als schlechten Witz abgetan. «Einmal darüber geschlafen fanden wir es dann so schlecht, dass es schon wieder gut war», meinte Booker Bastian Seelhofer dazu. Halt eine gute Gelegenheit, die alten Zeiten von Plateau-Treter und Plastikschnuller für einen Abend wieder aufleben zu lassen.

90er-Nostalgie ist ja schön und gut. Nur bleibt dabei zu fragen, ob man sich die Musik dieser Zeit nicht doch lieber wie jeder andere Mensch an einer WG-Party um 4 Uhr morgens via YouTube reindröhnt. Denn das Konzert in Basel wird leider wohl genau so wie Noisey-Redakteurin Viola Funk in ihrem berührenden Text über Aaron Carters Auftritt in Berlin vor wenigen Wochen geschrieben hat: Kaum 50 Leute, die gekommen sind, um einen früher einmal halbwegs berühmten Popstar zu begaffen.

Dazu Aaron Carter, der mit den paar berühmten alten Songs und wenig bekannten neuen Songs verzweifelt versucht, das Publikum zum Mitwippen zu bewegen.

Aller Tragik zum Trotz: Einen alten Crush für einen Abend wieder aufleben zu lassen hat was Grossartiges. Auch wenn der Crush jetzt vorbei, vernarbt und verbraucht ist – Aaron Carter gibt es noch und allein diese Tatsache sollte gefeiert werden. Denn so traurig seine Situation auch sein mag, eines muss man ihm lassen: Der Typ gibt nicht auf. Und das sollte belohnt werden.

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