…und wieder zurück ins Auenland

Für seine «Hobbit»-Trilogie hat Regisseur Peter Jackson neue Charaktere erfunden oder aus anderen Tolkien-Büchern zusammengeklaubt. War das nötig? Der letzte Teil liefert die Antwort.

Für seine «Hobbit»-Trilogie hat Regisseur Peter Jackson neue Charaktere erfunden oder aus anderen Tolkien-Büchern zusammengeklaubt. War das nötig? Der letzte Teil liefert nun die Antwort.

Es ist anzunehmen, dass wir die Klänge von Howard Shores «Hobbit theme» nun zum letzten Mal von der Kinoleinwand hören. Denn selbst wenn Regisseur Peter Jackson entgegen eigener Aussagen doch noch auf die Idee kommen sollte, J.R.R. Tolkiens knapp 600-seitige Entstehungsgeschichte von Mittelerde, das «Silmarillion», zu verfilmen: Hobbits kommen dort höchstens ganz am Rande vor. Führt man sich allerdings vor Augen, dass Jackson schon in seinen drei «Hobbit»-Filmen das Personal im Vergleich zum Buch ungemein erweiterte – wer weiss.

Dass Jackson den «Hobbit» sehr frei umsetzte, gab schon während der Dreharbeiten zu reden. War es wirklich nötig, mit Tauriel (Evangeline Lilly) eine weibliche Hauptfigur und eine Liebesgeschichte zu erfinden? Macht es Sinn, Galadriel (Cate Blanchett) oder Legolas (Orlando Bloom) zu einem Auftritt zu verhelfen, oder ging es nur darum, bereits bekannte Gesichter zu zeigen?

Nach dem dritten «Hobbit»-Teil muss man (leider) sagen: Ja, es macht zumindest teilweise Sinn. Dann nämlich, wenn man Jacksons selbstgewählte Aufgabe, die Vorgeschichte seiner «Herr der Ringe»-Trilogie schlüssig zu verfilmen, richtig und konsequent umgesetzt sehen will.

J.R.R. Tolkiens «Hobbit» ist ein Kinderbuch, in Inhalt wie Sprache. Es ist die Geschichte von dreizehn Zwergen und einem Hobbit, die sich unter Anleitung eines Zauberers aufmachen, einen Drachen zu töten, um ihr Reich zurückzuerhalten. Die Geschichte beginnt und endet mit dem Hobbit, Bilbo Beutlin genannt. Auf ihrer Reise erlebt die Gemeinschaft unzählige Abenteuer, die Zwerge um Anführer Thorin Eichenschild reissen Witze, sind derb und manchmal so verspielt wie Kinder, gleichzeitig aber unglaublich gierig nach Gold.

Peter Jacksons Version des «Hobbit» ist weitaus düsterer. Sein Film bereitet auf die Ereignisse vor, die die Mittelerde in «Herr der Ringe» in die Dunkelheit stürzen werden: Sauron, das personifizierte Böse, wird in Jacksons «Hobbit» als Necromancer bereits eingeführt. In der Buchvorlage wird dieser nur in einer Erzählung des Zauberers Gandalf erwähnt. Um den Necromancer vorerst zu besiegen, bietet Jackson zusätzlich die Elbin Galadriel sowie den Zauberer Saruman (Christopher Lee) aus dem «Herr der Ringe»-Personenregister auf.

Als Handlanger des Necromancers lässt Jackson zudem Azog auferstehen. Der im Film weisshäutige Ork ist im Buch nichts weiter als der Name eines verstorbenen Bösewichts, der Thorins Vater tötete und von dessen Cousin Dàin in einer Schlacht erschlagen wurde. Jackson bringt ihn jedoch zurück ins Reich der Lebenden – einerseits, um durch die Verfolgungsjagd die Handlung voranzutreiben, andererseits, um dem Zwergenkönig Thorin Grund für Rache und einen emotional aufgeladenen Endkampf zu liefern, wie ihn das Kinopublikum sehen will.

Pathos und Macht

Denn auch darum geht es Peter Jackson: um grosse Bilder und um Pathos. Die Fehde zwischen Thorin und Azog ist das eine, die Liebesgeschichte zwischen dem Zwerg Kili und der Elbin Tauriel ist das andere. Beides liefert den Grund, den «Battle of the Five Armies» – so der Originaltitel des dritten Filmes – in die Länge zu ziehen. Wie sagte schon der Zauberer Gandalf im ersten «Hobbit»-Film? «Jede gute Geschichte verdient es, ausgeschmückt zu werden.» Jackson hält sich an diese Devise, gerade in dieser letzten, fast zweieinhalb-stündigen Verfilmung von 40 dünnen Buchseiten.

Denn am Ende darf es in dieser Schlacht nicht nur um das Gold gehen, das die Zwerge mühsam vom Drachen Smaug zurückerobert haben, und das ihnen prompt streitig gemacht wird von Menschen und Elben, die ihren Anteil wollen. Das wäre zu einfach. Trotzdem stellt Jackson diese Geldgier und den Wahnsinn, der sie umgibt, sehr deutlich dar. Zwergen, Menschen und Elben geht es um Gold und andere wertvolle Steine, den Orks und Sauron um Territorialansprüche. Und allen geht es um Macht, die sie auf unterschiedliche Weise erlangen wollen und die eine Schlacht unausweichlich macht.

Nur für den Hobbit Bilbo nicht. Der will (seinen) Frieden und wieder Gras unter seinen Füssen spüren. Dennoch muss er noch einiges überstehen, bis er sich am Ende auf die Reise zurück ins Auenland machen kann. Der Kinobesucher begleitet ihn auf diesem Weg und geht seinerseits nach Hause, wo er die «Herr der Ringe»-DVD einlegen kann. Den nahtlosen Übergang hat der Regisseur mit viel Mühe gewährleistet.

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«The Hobbit – The Battle of the Five Armies» läuft ab Donnerstag in den Basler Kinos.

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