Ungestiefelte Kater

Feuchtfröhliche Hangover-Fans werden vom dritten Film dieser Reihe ernüchtert.

Alan (mit Bart) und seine Freunde müssen ein weiteres Mal schmutzige Wäsche waschen. (Bild: Courtesy of Warner Bros. Picture)

Feuchtfröhliche Hangover-Fans werden vom dritten Film dieser Reihe ernüchtert.

Das kennt man: Wenn man einen über den Durst getrunken hat, geht einem auch mal der Verstand verloren. Erst der Kater bringt Erlösung – im Erwachen setzt der Verstand meist schmerzhaft wieder ein. Eugène Labiche lieferte in seinem Stück «Die Affaire Rue de Lourcine» (zurzeit bei Förnbacher zu sehen) einst die Steilvorlage für das böse Erwachen danach. Dieses Prinzip haben die Macher von «Hangover 1+2» schrullig übernommen. «Hangover 3» kommt allerdings ohne Besäufnis aus. Die vier Jungs sind durchgehend nüchtern. Also erhält der Verstand auch keine Chance, nach dem Kater wieder einzusetzen.

Jungenhafter Blödsinn

Alan ist in einem schwierigen Alter: biologisch 42, emotional 7, geistig 3. Eltern, die einen Sohn in diesem Alter haben, können sich damit trösten, dass das gute Kind eine Phase durchmacht. Bei Alan dauert diese etwas länger. Er lebt mit 42 Jahren noch zu Hause. Was er in «Hangover 3» mit seinen biologisch gleichaltrigen Freunden erlebt, geht – ohne dass sie auch nur einen Tropfen über den Durst getrunken hätten – weit über deren Verstand hinaus.

Unversehens finden die vier sich in einem Bandenkrieg wieder, klauen Goldbarren, entführen Gangster und hängen over an der Fassade des «Caesars Palace» in Las ­Vegas. Derart viel jungenhaften Blödsinn bringen nur Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Justin Bartha und Ken Jeong so anarchistisch hemmungslos ­rüber, wie man das in den Produktionen von Todd Phillips gewohnt ist.

Seien Sie also auf der Hut! Wenn Ihnen das Besäufnis in «Hangover 1» möglicherweise bereits über den Durst hinausging, kann Ihnen «Hangover 3« nüchtern rasch über den Verstand hinausgehen. Es empfiehlt sich also, vor dem Kinobesuch einen über den Durst zu trinken, um mit einem passenden Verstand bewaffnet zu sein. Wenn Sie dann nach dem Film mit einem Kater erwachen, lässt Sie das wenigstens nicht am Verstand Ihrer Begleitung zweifeln.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 31.05.13

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