Unverblümte Hommage an den Mythos Michael Jackson

Das zweieinhalbstündige Spektakel «Thriller – Live» zelebriert die steile Karriere des «King of Pop». Dass kritische Zwischentöne fehlen, stört den Spass an Michael Jacksons Schaffen im Musical Theater nicht: Das Basler Premieren-Publikum tobte.

Das Musical «Thriller» lässt die Posen und Musik von Michael Jackson Revue passieren. (Bild: zVg)

Das zweieinhalbstündige Spektakel «Thriller – Live» zelebriert die steile Karriere des «King of Pop». Dass kritische Zwischentöne fehlen, stört den Spass an Michael Jacksons Schaffen im Musical Theater nicht: Das Basler Premieren-Publikum tobte.

Als Michael Jackson im Juni 2009 starb, war der Lack seines Ruhmes bereits arg am Blättern. Die grossen Erfolge blieben in den letzten Lebensjahren aus, die Skandale nahmen zu, die Einschätzung, dass hinter dem einst als grösster Musiker der Erde gefeierten Superstar eigentlich ein «Freak» steckte, wurde weltweit zum Konsens. So tragisch die Lebensgeschichte von «Jacko» rückblickend auch sein mag, eines sollte man darob nicht vergessen: Mit seiner unglaublichen, 40 Jahre umspannenden Karriere hat er Massstäbe gesetzt, die möglicherweise auch in Zukunft unübertroffen bleiben werden.

An diese Verdienste erinnert die Show «Thriller – Live», die seit Jahren erfolgreich im Londoner Westend zu sehen ist, und am Mittwoch im ausverkauften Basler Musical Theater Premiere feierte. Weit entfernt von Ausverkauf und Leichenfledderei wird in der bereits 2006 uraufgeführten Hommage unverblümt dem Mythos des «King of Pop» gefrönt, wird seiner Leistung als Künstler und Performer gehuldigt. Angefangen bei seinen ersten Hits mit den Jackson 5 über den satten Motownsound der Jacksons bis zu seinen grössten Erfolgen «Thriller», «Bad» oder «Black Or White» lässt das zweieinhalbstündige Spektakel die Stationen von Jacksons Karriere in Songs, Gesang und Tanz, in perfekt choreographierten, audiovisuell eindrücklichen Mini-Musicals Revue passieren.

Unverfroren dem Fantum gefrönt

Die Optik, die Choregraphie, der Ton: All dies orientiert sich detailgetreu an Jacksons eigenen Inszenierungen und seiner gewählten Selbststilisierung, und bleibt genauso perfektionistisch und peinlich genau gehalten, wie sich das Genie eine derartige Würdigung wohl selber gewünscht hätte. Eines ist klar: Die Perspektive ist an diesem Abend einzig und allein diejenige eines Fans. Kein Wunder, stammen Konzept und Regie doch von Adrian Grant, seines Zeichens jahrzehntelanger Fanzine-Herausgeber, Veranstalter der «Annual Michael Jackson Celebration» sowie enger Vertrauter des scheuen Megastars. Da die Inszenierung aber in keinem Moment vorgibt etwas anderes zu sein, als eine Zelebration von Jackos Schaffen, stören die fehlenden, kritischen Untertöne auch nicht.

Denn «Thriller – Live» bietet vor allem eines: beste Unterhaltung. Da sitzt bei den sechs Jackson-Darsteller vom pausbackigen, vorpubertären Charmeur über den Disco-König bis zum Griff in den Schritt des erbleichten Phantoms jede Mimik, jede Geste, da wird in keiner Sekunde vom Arrangement der Überhits abgewichen. Dass die Darsteller selber, so brillant sie auch sein mögen, nicht an das Vorbild heranreichen, beweist nur, wie einzigartig Michael Jackson als Entertainer war. Umso sympathischer, dass Jacko in der Show nicht nur von einem perfekten Tanzdouble (Sean Christopher), sondern auch von einem weissen Engländer (Jason Gray) und einer schwarzen Frau (Samantha Johnson) verkörpert wird, von denen letztere in punkto Gesang ihre Kollegen dank atemberaubend ähnlicher Intonierung und Phrasierung überdies allesamt in den Schatten stellt.

Falsett-Kiekser und Diamanthandschuh

Nicht nur dank clever eingestreuten Animationen und Gadgets, wie den in der Pause im Publikum verteilten Leuchtstäben, tobte und kreischte der Saal bereits zum Auftakt des zweiten «Akts» («Wannabe Startin Something») und wollte sich nach einer passgenauen Wiedergabe von «Billie Jean» im letzten Viertel der Show gar nicht mehr setzen. Das Einzige, was man der an sich rasanten Abfolge von Hits vorwerfen kann, ist neben der Überlänge das Übergewicht, das auf tänzerisch-stimmliche Showeffekte gelegt wird. Dies verdrängt die eindrückliche Leistung der fünfköpfigen Liveband, die während ihrer Darbietung von einer Wand verdeckt wird und somit unsichtbar bleibt, was dem Event wiederum (wie allzu oft bei derartigen Mammutproduktionen) einen etwas sterilen Touch verleiht.

Denn was vom «King of Pop» im Kern übrig bleibt, was den Mythos von Michael Jackson ausmacht, und sowohl jahrzehntelange Fans wie auch die vielen Jugendlichen im Publikum begeistert, ist nicht bloss das gepresste Falsett eines «Yihie»-Kieksers oder der weisse Diamanthandschuh: Es ist das zeitlose Songmaterial, allesamt verdiente Evergreens, welche die verstorbene Ikone der Nachwelt überlässt.

«Thriller – Live» läuft noch bis am 18. Dezember im Basler Musical Theater.
Details auf www.thriller-live.comTickets via www.ticketcorner.ch

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