Unverschleierte Prostituierte, behelmte Kriegerinnen: Die Geschichte der weiblichen Kopfbedeckung

Kecke Kopftücher, sittsame Hauben: Schon in der Antike schmückten, schützten und verbargen Frauen ihr Haar.

(Bild: Martin Stohler)

Kecke Kopftücher, sittsame Hauben: Schon in der Antike schmückten, schützten und verbargen Frauen ihr Haar. Die Ausstellung «Haube, Schleier, Krone» zeigt unterschiedliche Kopfbedeckungen von Frauen des Altertums.

Die aktuelle Ausstellung der Skulpturhalle Basel rückt den Frauenkopf mitsamt seinen unterschiedlichen Bedeckungen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Was wir dabei zu sehen bekommen, reicht von der eleganten Haube aus gepunktetem Stoff, die eine Edel-Hetäre mit einem verzierten Band kombinierte, über den sittsamen Schleier der idealen Ehefrau bis zur metallenen Sturmhaube der Ausnahme-Helmträgerin Pallas Athene.

Damit ist auch angedeutet, dass es unterschiedliche Gründe gibt, den Kopf und das Haar zu bedecken. Zunächst einmal hat eine Kopfbedeckung eine praktische Seite; der Träger oder die Trägerin wird vor Staub, Sonne und Wind geschützt. Des Weiteren kann eine Kopfbedeckung ein modisches Accessoire sein, das als Schmuck und zur Zierde getragen wird. Schliesslich kann sie auch einen Status signalisieren, beispielweise den der verheirateten Frau.

So erfahren wir aus altbabylonischen Schriftquellen aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. und einem mittelassyrischen Gesetzestext aus dem späten 2. Jahrtausend v. Chr., dass hochgestellte und verheiratete Frauen in der Öffentlichkeit einen Schleier zu tragen hatten. Prostituierten und Sklavinnen hingegen war es nicht erlaubt, ihren Kopf zu bedecken.

Überwiegend unverhüllt

In der griechischen Antike – jedenfalls in deren Bildzeugnissen – überwiegen unverhüllte Frauenköpfe. Daneben gibt es aber auch Darstellungen von jüngeren und reiferen Frauen mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen und «Schleiern».

Allerdings, so die Ausstellungsmacherinnen in ihrem exzellenten Beiheft, erklären die überlieferten Schriftzeugnisse nicht, «wann eine griechische Frau ihren Kopf bedeckte oder zu verhüllen hatte und was die Verhüllung bedeutete». So viel lässt sich immerhin sagen: «Eine wichtige Rolle spielte der Schleier beim Hochzeitsritual.»

Strenge römische Sitten

Im alten Rom betrachtete man es in den ersten Jahrhunderten der Republik (5. bis 2. Jahrhundert v. Chr.) als Zeichen grosser Schamlosigkeit, wenn eine Frau mit unbedecktem Kopf das Haus verliess. Bänder hielten die Haare zusammen, und darüber legten die Damen den Mantel, die «palla».

Mit der Zeit lockerte sich in Rom aber auch diese Sitte, und ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. sah man auch unbescholtene Frauen ohne Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit.

Einladung zu Entdeckungen

Die Ausstellung der Skulpturhalle bewegt sich auf unterschiedlichen Ebenen. Im Eingangsbereich führen uns zwei Projektionen – ein kurzer «Lehrdialog» und eine Reihe von Bildern – in die Geschichte des «Kopftuchs» und seiner Verwendungen ein.

Die eigentliche Ausstellung in der grossen Halle nutzt geschickt die Bestände der Skulpturhalle und richtet unsere Aufmerksamkeit auf viele Details des antiken Kopfputzes. Dabei führen uns orange Markierungen zu den ausgewählten Objekten.

Und last but not least gibt uns ein Beiheft ausführlich Auskunft zu den ausgewählten Darstellungen und zu «Haube, Schleier und Krone» auf antiken Frauenköpfen.

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«Haube, Schleier, Krone», Skulpturhalle Basel. Bis 31. Januar 2016.
Veranstaltung zur Ausstellung: Kopfbedeckung einmal anders, Donnerstag, 23. April 2015, 17.30 bis 19 Uhr: Sandra Anderle, gelernte Damenschneiderin, führt Sie in die Kunst des Kopftuchbindens ein (Koppftuch mitbringen). Mit einer Kurzführung durch die Ausstellung. Kosten 15 Franken. Reservation unter Tel. 061 260 25 00 oder mitmachen@skulpturhalle ch.

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