Es ist wieder Zeit für die «Regionale»: 15 Häuser im Dreieck Mulhouse–Freiburg–Basel zeigen die aktuelle regionale Kunst. Damit fangen auch die Diskussionen um die angemessenste Ausstellungsform wieder an.
Ein Spiegel des Aktuellen will die «Regionale» sein und jedes Jahr in den unterschiedlichen Häusern der Region das Schaffen der hier ansässigen Kunstschaffenden zeigen. Doch so sicher wie die Jahresausstellung jeden Dezember stattfindet, so sicher sind auch die Diskussionen darüber, wie sie idealerweise aussehen soll. Ein ewiger Patient, so scheint es, ist die «Regionale», und niemandem kann sie es recht machen. Während vor zehn Jahren noch lautstark das Jekami des Anlasses ohne transparente Struktur, aber in zu engem Korsett bemängelt wurde, stiess in den letzten paar Jahren die Öffnung des Reglementes sauer auf, welche den Kuratoren der einzelnen Häuser eine zielgerichtetere Auswahl aus den Dossiers ermöglichte und sie sogar dazu aufrief, Kunstschaffende zu ihren Ausstellungen direkt einzuladen.
Das Kuratieren an sich sahen einige nun als Übel an, weil so manch ein Künstler durch die Maschen eines Konzeptes fällt. Notwendig aber wurde dieser kuratorische Eingriff unter anderem, weil die Zahl der Dossiers von Jahr zu Jahr wuchs und bald kaum mehr zu überblicken war. Das Setzen eines Ausstellungstitels sahen manche Kunstraumdirektoren deshalb als Lösung an, das Sichten der Dossiers einzugrenzen oder zumindest einfacher zu gestalten. Andere wiederum bleiben dem «alten» Reglement treu und suchen sich wie früher aus den Dossiers ihre Favoriten heraus.
Kuratierte Ausstellungen
Auch für die Besucher haben die kuratierten Ausstellungen Vorteile: Man sucht sich die Themen raus, die interessieren, und wird meist mit qualitativ hochstehenden Ausstellungen verwöhnt. Was bekommen sie dieses Jahr geboten?
Einen Rückblick auf die Geschichte bietet dieses Jahr die Kunsthalle Basel an. Sie knüpft an die Schau «6 Künstler aus Basel» an, die 1981, also vor genau 30 Jahren, am selben Ort stattfand. Die gleichen Künstler und Künstlerinnen wie damals werden ausstellen, unterstützt von sechs jungen Kollegen. Für die Präsentation im Kunsthaus Baselland hat man Kunstschaffende aus Bern, Genf, Zürich, Amsterdam und Berlin eingeladen, die regionalen Exponenten zu begleiten. Der Projektraum M54 widmet sich der Langsamkeit, die Fabrikculture den Fragen von Sehnsucht, Heimat und Migration, die Kunsthalle Palazzo steht im Zeichen des Konjunktivs. Das Haus für elektronische Künste befasst sich mit Flora und Fauna, der Ausstellungsraum Klingental wird zum Gesamtkunstwerk deklariert.
Sie sind definitiv vorbei, die Zeiten, als die ehemalige Weihnachtsausstellung nurmehr einen ungeordneten Überblick bieten wollte. Wer alles beim Alten lässt und schlicht überzeugende Kunstwerke ohne inhaltlichen Zusammenhang an die Wände hängt oder in den Raum stellt, muss heute als Exot bezeichnet werden.
Die zentralen Fragen wird man sich aber auch in diesem Jahr wieder stellen: Wie wird die «Regionale» den Ansprüchen und Werken der Künstler am ehesten gerecht? Wie schafft sie es, auch etablierte Kunstschaffende für eine Teilnahme zu gewinnen? Und was muss in Zukunft verbessert werden, und vor allem wie? Die Antworten kann man im besten Fall finden, wenn man sich die Ausstellungen ansieht.
> 15 Häuser in der Region, Vernissagen von Freitag bis Sonntag, Detailprogramm unter www.regionale.org. Neu gibt es für Smartphones eine Mobile-Version des Ausstellungsguides, die das Suchen nach Künstlern, Häusern oder Wegen erleichtert – zu finden unter www.regionale.org/mobile.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25/11/11