Mit Sandro Lunin wird ein versierter und gut vernetzter Kenner der internationalen Theater- und Tanzszene neuer Direktor der Kaserne Basel. Als langjähriger Leiter des Zürcher Theaterspektakels hat er auch Produktionen von ausserhalb des Schengenraums gefördert, was das heutige Spektrum des Kasernenprogramms bereichern könnte.
Die Verantwortlichen für die Wahl des neuen Direktors der Kaserne Basel loben den Neuen in den höchsten Tönen. «Alles, was wir von Sandro Lunin wissen, hat uns begeistert», sagte Claudius Gelzer, Präsident des Trägervereins der Kaserne Basel.
Und Danielle Kaufmann, Leiterin der Findungskommission, ergänzte: «Lunin hat ein tolles Konzept: Er holt die Kaserne dort ab, wo sie ist, und wird sie mit spannenden neuen Ideen bereichern.» Der Basler Kulturchef Philippe Bischof lobte den «exzellenten Findungsprozess» an und für sich.
Der solchermassen Beschriebene konnte eine leichte Verlegenheit in seinem Lächeln nicht verbergen. Er bezeichnete sein neues Amt als «grosses Geschenk und Herausforderung». «Als ich vernahm, dass Carena Schlewitt nach Hellerau weiterzieht, dachte ich sogleich, dass sich hier in Basel der Weg zu meinem Wunschjob öffnen könnte», sagte er.
Wer aber ist dieser Sandro Lunin?
In der Theater- und Tanzszene ist der 1958 geborene, ausgebildete Primarlehrer ein vielbeschriebenes Blatt. Seine Karriere in der Kulturszene führte Lunin von der Roten Fabrik in Zürich, über das Jugendtheaterfestival Blickfelder und das Berner Schlachthaus schliesslich ans international renommierte Theaterspektakel Zürich, dessen künstlerischer Leiter er seit 2007 ist.
Lunin gilt als hervorragend vernetzter Veranstalter und Produzent, der über die Sparten Theater und Tanz auch einen Draht zur Musik hat – einen direkteren, als ihn Schlewitt hatte. Bereits am Berner Schlachthaus begann er, sein Netz über den Schengenraum hinaus zu spinnen, namentlich zur Szene im Nahen Osten und dem afrikanischen Kontinent.
«Basel weist eine herausragende Theater- und Tanzszene aus, auch wenn der Bereich Tanz noch nicht ganz so gut aufgestellt ist.»
Auf diesem Gebiet wird er in der Kaserne Basel denn auch neue Impulse bieten können. Die Vernetzung von lokalen und internationalen Bühnenkünstlern sei ihm dabei ein wichtiges Anliegen, wie er betonte. Ebenso mit einem neuen Brückenschlag in den frankophonen Raum, namentlich zum Kulturzentrum La Filature in Mulhouse oder zum Thèâtre Vidy in Lausanne.
Lunin wird aber auch auf Kontinuität setzen. «Basel weist eine herausragende Theater- und Tanzszene aus, auch wenn der Bereich Tanz noch nicht ganz so gut aufgestellt ist», sagte er. Und schliesslich will er die gute Beziehung zu Gastveranstaltern weiter intensiv pflegen – etwa zu den Basler Dokumentartagen «It’s The Real Thing», die gerade stattfinden.
Über die Festivalleitung ist noch nichts entschieden
Die Frage, ob der erfahrene Festivalleiter auch die Leitung des Theaterfestivals Basel übernehmen wird, konnten die Anwesenden nicht beantworten. Carena Schlewitt füllte das Doppelmandat der Kasernen- und Festivalleitung mit Erfolg aus. Die Festivalausgabe 2018 wird der bisherige Programmdramaturg Tobias Brenk interimistisch leiten.
Die definitive Wahl des neuen Festivalleiters liegt aber in den Händen des von der Kaserne unabhängigen Trägervereins des Festivals, der bestimmt bald seine Fühler ausstrecken dürfte. Lunin machte aus seinem Interesse keinen Hehl: «Ich habe mich fast zehn Jahre sehr intensiv für ein Festival engagiert. Logisch, dass ich Interesse daran habe.»
«Basel kann sich richtig über den neuen Leiter freuen», sagt Dramaturg Tobias Brenk.
Lunins Wahl wird im Umkreis der Kaserne Basel positiv aufgenommen. «Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm», sagt Sven Heier, künstlerischer Direktor des Theaters Roxy in Birsfelden. Heier hat vor vielen Jahren beim Festival Blickfelder bereits mit Lunin zusammengearbeitet.
Als jemanden mit einer «sehr hohen Kompetenz» schätzt der Basler Theatermacher Marcel Schwald den neuen Kasernenleiter: «Wir von der freien Szene freuen uns auf eine Persönlichkeit, die sich auf verschiedenen Gebieten der darstellenden Künste gut auskennt und das Zeug hat, die lokale mit der internationalen Szene zu vernetzen.»
Auch hausintern erhält Lunin gute Noten. «Das ist eine tolle Wahl», sagt Programmdramaturg Tobias Brenk, «Basel kann sich richtig über den neuen Leiter freuen.» Brenk beschreibt Lunin als einen Menschen, der sich durch eine grosse Neugierde auszeichne, die er in einer Institution umsetzen könne. «Lunin passt sehr gut ins Haus und wird auch der Musiksparte einen neuen Schub verleihen», so Brenk.
Sandro Lunin wird die künstlerische Leitung der Kaserne Basel im Sommer 2018 übernehmen.