Vor allem das Schauspiel zog wieder mehr Zuschauer an

Ob es die grosse Trendwende ist, lässt sich kaum sagen. Aber das Theater Basel konnte sich in der Spielzeit 2013/14 über einen stark gestiegenen Publikumszuspruch freuen. Vor allem das Schauspiel konnte einen markanten Aufwärtstrend verzeichnen.

Auch sperrige Bearbeitungen von Theatertexten können zum Publikumsrenner werden: Volker Löschs Bearbeitung von Frischs «Biedermann und die Brandstifter» erzielte sehr gute Auslastungszahlen. (Bild: Judith Schlosser)

Ob es die grosse Trendwende ist, lässt sich kaum sagen. Aber das Theater Basel konnte sich in der Spielzeit 2013/14 über einen stark gestiegenen Publikumszuspruch freuen. Vor allem das Schauspiel konnte einen markanten Aufwärtstrend verzeichnen.

Vor einen Jahr noch waren die Mienen der Theaterverantwortlichen von Trübsal gezeichnet, als sie einen massiven Rückgang der Auslastungszahlen bekanntgeben mussten. In der aktuellen Medienmitteilung zu den Publikumszahlen herrscht ein freudiger Tonfall vor: «Ich freue mich sehr, dass das Theater Basel in der vergangenen Saison – entgegen des allgemeinen Trends – mehr Zuschauer, mehr Einnahmen und eine höhere Auslastung verzeichnen konnte», lässt sich der scheidende Theaterdirektor Georges Delnon in der Mitteilung zitieren.

So konnte das Theater Basel in der Spielzeit 2013/14 in allen Sparten und mit Ausnahme der Kleinen Bühne auf allen Spielstätten die Auslastungszahlen steigern. Insgesamt zählte das Dreispartenhaus 189’000 Besucherinnen und Besucher. Im Jahr zuvor war diese Zahl auf 166’000 gesunken.

Schauspiel an der Spitze

Am stärksten nach aufwärts zeigt die Kurve im Schauspiel, das unter Delnon lange Zeit eine Problemsparte war, die nicht nur in der Fachwelt, sondern auch beim Publikum vergeblich um Anerkennung kämpfte. Hier stieg die durchschnittliche Auslastung (im Schauspielhaus und auf der Kleinen Bühne) um über zehn Prozent von 51,3 auf 62.

Für dieses positive Resultat waren vor allem vier Produktionen verantwortlich: die Bühnenadaption von Dürrenmatts Kriminalroman «Der Richter und sein Henker» (75 Prozent Auslastung), die Bearbeitung von Frischs «Biedermann und die Brandstifter» (80,5 Prozent), die Kinderproduktion «Pinocchio» (80,1 Prozent) und Christoph Marthalers «Das Weisse vom Ei» (84,4 Prozent).

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass es das breitere Basler Theaterpublikum nicht in erster Linie nach texttreu-konservativen Inszenierungen gelüstet. So wurde ausgerechnet das radikal zum politischen Pamphlet gegen die Masseneinwanderungsinitiative umgearbeitete Frisch-Stück in absoluten Zahlen zum Spitzenreiter im Schauspiel.

Mehr Publikum in Oper und Ballett

Die Oper und das Ballett können – weniger bei der Auslastung als bei den absoluten Zahlen – einen relativ deutlichen Aufwärtstrend verzeichnen, was ein Zeichen dafür ist, dass 2013/14 mehr Vorstellungen im Angebot waren als in der Spielzeit davor. So führt in der Oper ein Plus von fast 20’000 Zuschauern lediglich zu einer Auslastungssteigerung von 52,6 auf 53,2 Prozent.

Spitzenreiter bei den Opernproduktionen war Puccinis Klassiker «Tosca» mit 66,8 Prozent Auslastung, der es sogar vor die Musical-Produktion «Fame» schaffte (64 Prozent), das aber mit 30 Vorstellungen dennoch grosser Publikumsmagnet war. Im Ballett war die Choreografie «Snow White» mit fast 83 Prozent Auslastung der grosse Renner.

Auch finanziell ein Erfolg

Auch diese Zahlen lassen Rückschlüsse auf die Vorlieben des Basler Publikums zu, das dem Theater bei auf Massentauglichkeit getrimmten Musicalveranstaltungen nicht automatisch die Türen einrennt.

Dank der Steigerung in der Publikumsgunst stiegen die Vorstellungseinnahmen von 7,5 Millionen auf 8,8 Millionen Franken an. Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn von 74’847 Franken. In der Spielzeit 2012/2013 hatte der Publikumsschwund dem Theater Basel noch rote Zahlen beschert.

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Der Jahresbericht der Theatergenossenschaft mit den detaillierten Zahlen steht auf der Website des Theater Basel zum Download bereit.

 

 

 

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