Die Einladungen wurden längst verschickt: Am Freitag feiern die Basler Regierung und das Fasnachts-Comité zusammen mit Bundesrat Alain Berset in der UBS-Schalterhalle die Aufnahme der Basler Fasnacht in die repräsentative Liste des «immateriellen Kulturerbes der Menscheit». Zum Glück hat der zuständige Unesco-Ausschuss auf der südkoreanischen Ferieninsel Jeju die Aufnahme noch rechtzeitig, nämlich einen Tag vor dem Fest, bestätigt.
Die Freude ist gross. Basel Tourismus spricht vom «Ritterschlag für die Basler Fasnacht», selbst die Luzerner Fasnächtler freuen sich ein bisschen mit: «Das ist schön für Basel, wir gönnen ihnen diese Ehrung und gratulieren ihnen von Herzen», lässt sich Peti Federer, Medienchef des Lozärner Fasnachts-Komitees, in der «Luzerner Zeitung» zitieren. Und das Basler Comité?
Nicht mehr Touristen erwartet
Nun, das Comité weiss nicht so recht, was es mit der Auszeichnung anfangen soll, um das es sich so sehr bemüht hat. Comité-Obmann Christoph Bürgin spricht gegenüber dem «Regionaljournal» von SRF von einem «freudigen Moment». Viel mehr weiss er im Radiointerview nicht zu sagen. Etwas Stolz ist im Spiel und: «Man kann schon sagen, dass es eine wichtige Auszeichnung ist.» Mit einem rasant anwachsenden Touristenansturm rechnet er nicht – es hätte ja auch kaum mehr Platz in der engen Altstadt.
Aber was bedeutet die Auszeichnung nun wirklich? Werden die Waggis jetzt statt der traditionellen Rosette das Tempelsymbol der Unesco an die Kutte heften? Wohl kaum. Die Fasnacht wird das bleiben, was sie ist, nämlich die schönste, beste und wunderbarste Fasnacht überhaupt. Das wissen zumindest diejenigen, die selber und vor allem für sich selber Fasnacht machen.
Fasnacht muss nicht geschützt werden
Neu ist, dass man sich jetzt auf einer Liste zusammen mit der «Kunst der neapolitanischen Pizzabäcker» weiss, die – das sei jetzt mal so dahingestellt – kulinarisch nachhaltiger ist als die Kunst des fasnächtlichen Määlsuppe-Kochens. Und man befindet sich auf einer Stufe mit der türkischen Pfeifsprache und der Dikopelo-Musik der Volksgruppe Bakgatla-ba-Kgafela in der Gemeinde Kgatleng in Botswana.
Natürlich hinken diese Vergleiche ganz gewaltig. Die Pfeifsprache und die Dikopelo-Musik sind bedrohte Bräuche, die die Unesco als «dringend erhaltungsbedürftig» erachtet, was sehr zu begrüssen ist. Diesen Schutz vor Bedrohung braucht die Basler Fasnacht nicht.
Vergleichbar ist die Basler Fasnacht vielleicht mit anderen Fasnachtsbräuchen, von denen auf der Kulturgüterliste bereits mehrere zu finden sind: zum Beispiel der Aalst Carnival in der gleichnamigen Stadt in Belgien.
Aber will sich das «grosse Cabaret», wie alt Comité-Obmann Felix Rudolf von Rohr die Basler Fasnacht im Bewerbungsvideo bezeichnet, damit vergleichen lassen? Warum nicht. Vielleicht bringt das uns, die besten Fasnächtler der Welt, etwas auf den Boden zurück.
Wenn etwas an der Basler Fasnacht Schutz braucht, ist es die Idee, dass ausser an den drey scheenschte Dääg in Basel trauriges Nichts vorherrscht. Oder wie sich Rudolf von Rohr im Bewerbungsvideo ausdrückt: «Der Schalk zieht sich [nach 72 Stunden Fasnacht, Anm.] zurück in den grauen Alltag für ein ganzes Jahr.» Hoffentlich tut er das nicht!
Aber freuen wir uns ein bisschen mit über das Gütesiegel, das wir spätestens am Morgestraich wieder vergessen haben werden. Wer erfahren möchte, wie die Basler den Unesco-Ausschuss überzeugt haben, kann sich das Bewerbungsvideo hier anschauen:
Aber eigentlich gibt es in aller Unbescheidenheit nur einen, der die Fasnacht wirklich zu erklären vermag:
Anmerkung: Der Autor dieses Berichts ist selber seit vielen Jahrzehnten aktiver Fasnächtler und somit jetzt Teil der Weltkultur.