Wer auf der Suche ist nach klebrigem Glühwein, fettigen Würsten und glitzerndem Kitsch, wird am diesjährigen Weihnachtsmarkt auf dem Barfüsserplatz zu einem abrupten Halt gezwungen: Rechts neben der Kirche gibt es kein Durchkommen, hier wird bis 2019 am neuen Stadtcasino gewerkelt.
Nicht so tragisch, denkt sich die weihnachtswütige Masse und kehrt um in Richtung Barfi. Die Stände in der hintersten Ecke haben das Nachsehen.
«Ich mache mir grosse Sorgen», sagt die ehemalige Stand-Betreiberin Svanette Belka. Vor rund 20 Jahren durfte sie mit ihrem gleichnamigen «Hut-Palast» zum ersten Mal am Basler Weihnachtsmarkt hausieren. Erst auf dem Claraplatz, dann auf dem Barfi, wo sie lange Jahre rechts von der Kirche verbrachte. Seit über 40 Jahren ist die ursprüngliche Deutsche schon im Hutgeschäft.
Kaum Laufkundschaft und suchende Stammkunden
Vor fünf Jahren übernahm Sohn Martin Peters das Steuer im «Palast». Es waren gute Jahre mit guten Zahlen. Jetzt herrsche unter der Woche tote Hose. «Der Stand steht wegen der Baustelle im toten Winkel», erklärt Svanette Belka. Wenn sich das Geschäft nicht bessert, sieht sie schwarz für das nächste Jahr.
Ja, die Situation sei schwierig, sagt auch der Sohn. Früher musste man die Leute vor dem Eingang stoppen, so voll war der Hutstand. Die Laufkundschaft habe sich dieses Jahr klar reduziert. «Auch Stammkunden haben uns erzählt, dass sie uns eine Dreiviertelstunde suchen mussten, weil wir so versteckt sind.»
Die Kosten für Standplatz, Aufbau, Lohn und für die Einlagerung des Standes müssen nach wie vor getragen werden. Peters versucht, sie möglichst tief zu halten. «Ich tue alles, damit wir auch nächstes Jahr wieder kommen können», sagt er.
Peters hat den Eingang verschoben, um den Stand besser ins Geschehen einzubinden. Das Dach krönt ein überdimensionierter Hut mit einer Spiegelblume, welche die angrenzenden Stände in ein Lichtspiel taucht. «Das hilft vielleicht auch und sorgt für eine gute Stimmung», so der 33-Jährige. «Nur einen Lätsch zu ziehen, hilft niemandem.»
Peters ist nicht der Einzige mit diesem Problem: «Wissen Sie, früher stand ich gegenüber von Martin», klingt es einige Meter entfernt, hinter zwei Säulen voll crèmiger heisser Schoggi, hervor. «Wir hatten ein schönes Plätzchen, wo die Leute gerne verweilten», erzählt Peter Meier, besser bekannt als «Schoggi-Peter».
Auch bei ihm läuft das Geschäft – neu hinter der Barfüsserkirche – schlecht: «Der Rundgang um die Kirche wurden zerstört und damit auch die Stimmung. Wir sitzen hier in einer Sackgasse, die von den Leuten gemieden wird.» Auch er erzählt von suchenden Stammkunden: «Sie reisen zum Teil aus der ganzen Schweiz an. Wenn sie mich nicht finden, gehen sie wieder und kommen in diesem Jahr nicht mehr.»
Kurzfristig neuer Standort
Man sei zwar schon im Vorhinein über die veränderte Situation informiert worden. Trotzdem musste Meier kurzfristig umdisponieren. «Ursprünglich hätte mein Stand beim Literatur-Café stehen sollen. Doch die legten Einspruch ein, mein Stand sei geschäftsschädigend.»
Vier Wochen vor Beginn des Weihnachtsmarktes bekam der «Schoggi-Peter» deshalb nochmals einen neuen Standort zugeteilt. Trotzdem versuche auch er, positiv zu bleiben. «Etwas anderes bleibt mir ja nicht übrig. Ich brauche meinen Stand, um finanziell über die Runden zu kommen.»
Beim Veranstalter ist das Problem bekannt: «Die Baustelle ist eine Situation, die wir dieses und nächstes Jahr mittragen müssen», sagt Daniel Arni, Leiter der Fachstelle Messe und Märkte Basel-Stadt. Mit den Arbeiten am Stadtcasino war klar, dass nicht mehr derselbe Rungang rund um die Barfüsserkirche möglich sei. «Deshalb arbeiten wir mit Wegleitungen und haben die Theaterpassage neu gestaltet.»
Gemäss Arni wurden die Standbetreiber bereits im Vorfeld auf ihren neuen Standort hingewiesen. Bis jetzt habe man keine Rückmeldung erhalten, dass die Situation untragbar sei. Generell stehe man stets mit den Betreibern im Gespräch und versuche, die beste Lösung zu finden. «Wegen der Bauarbeiten einfach auf die Stände zu verzichten, war keine Option.»