Warum zwei Basler Museen um ihre Existenz fürchten

Für das Sportmuseum und das Architekturmuseum wird es eng. Ohne Bundesgelder droht die gesamte Finanzierung zu kippen. Der Kanton wird kaum einspringen.

Tief im Schlamassel: vom Bund verschmähte Basler Museen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Bundesamt für Kultur hat seinen Fördertopf für Museen einmal kräftig durchgeschüttelt – und was jetzt aus dem Topf purzelt, löst in Basel keine Freude aus. Zwei Häuser erhalten gar keine Bundesgelder mehr, sie sind akut von der Schliessung bedroht, ein weiteres Museum muss sparen – sofern keine neuen Geldtöpfe angezapft werden können.

Vor der Schliessung: Schweizerisches Architekturmuseum

Besonders hart trifft der Entscheid des Bundes das Schweizerische Architekturmuseum (SAM). Vom Kanton Basel-Stadt erhält das Museum nur einen bescheidenen Finanzierungsbeitrag von 80 000 Franken ans Jahresbudget. Das betrug zuletzt eine Million Franken, wobei einen Drittel davon der Bund beisteuerte.

Die Museumsmacher zeigen sich in einer Stellungnahme bestürzt über den Entscheid: «Das Museum und sein Stiftungsrat sind von diesem Entscheid, der für das Museum existenzbedrohend ist, sehr enttäuscht.» Die Gründe seien schwer nachvollziehbar, da das SAM das einzige nationale Architekturmuseum in der Schweiz sei «und durch seine stetige Arbeit seit seiner Gründung 1984 sich national und international etablieren konnte.»

Die Gründe für den Ausschluss aus der Förderung will das Bundesamt für Kultur nicht offenlegen. Erst, wenn das Museum eine anfechtbare Verfügung verlange, würden die Gründe dargelegt, teilt das Amt auf Anfrage mit.

Ein Grund könnte sein: Es fehlt eine ständige Sammlung, die der Bund als wichtig erachtet.

Der Kommentar von Philippe Bischof, Leiter Kulturabteilung des Kantons:

«Ich bin enttäuscht vom Entscheid. Die neue Leitung hätte es verdient gehabt, in Ruhe weiterarbeiten zu können. Es sind einschneidende Budgetkürzungen, die es für das Museum schwierig bis unmöglich machen, den Betrieb in der heutigen Form aufrechtzuerhalten.»

Davongekommen: Haus für elektronische Künste

Dem Haus für elektronische Künste (HeK) auf dem Dreispitzareal kürzt der Bund die Zuschüsse von 420 000 Franken pro Jahr auf 250 000 Franken. Die Bundesbeiträge machten bisher ein gutes Drittel der Gesamtsubventionen über 1,2 Millionen Franken aus. Andere wichtige Geldgeber sind die Kantone Basel-Stadt und Baselland sowie die Christoph Merian Stiftung. Details zu den finanziellen Verhältnissen liefert der Jahresbericht.

Beim Digitalmuseum hat man sich offenbar auf Schlimmeres gefasst gemacht. Man sei enttäuscht, sagt Jörn Strüker, kaufmännischer Direktor. Er sagt aber auch: «Wir sind zuallererst froh, dass wir noch zu denen gehören, die eine Unterstützung bekommen.»

Der Kommentar von Kulturchef Bischof:

«Ich bin erleichtert, dass das HeK weiterhin unterstützt wird. Digitale Kunst ist ein sehr fragiler Bereich in der Kulturpolitik, weil es sich dabei um ein absolutes, aber sehr wichtiges thematisches Randgebiet handelt. Aber die starke Kürzung tut weh, das HeK kann damit sicher nicht so weitermachen wie bisher.»

Existenz fraglich: Schweizerisches Sportmuseum

Das Ringen ums Geld hat eine lange, unrühmliche Tradition beim Schweizerischen Sportmuseum. Das Museum liegt quer in der Förderstruktur, weshalb Basel-Stadt es schon länger loshaben möchte. Starkem parlamentarischem Druck ist es zu verdanken, dass das Sportmuseum bisher nicht fallengelassen wurde.

Fürs laufende Jahr erhält das Sportmuseum 150 000 Franken aus Basel-Stadt, aus dem Baselbiet gab es immer wieder hohe Beiträge aus dem Lotteriefonds. Der Bund bezahlte bislang 150 000 Franken jährlich.

Lumir Kunovits, Mitglied der Museumsleitung, zeigt sich auf Anfrage bestürzt über den Entscheid: «Damit habe ich nicht gerechnet, es fühlt sich so an, als habe mir jemand mit der Faust ganz doll in den Magen gehauen.» Man wisse nicht, wie es ab dem nächsten Jahr weitergehen soll.

Dann gibt es zwar noch eine Übergangsfinanzierung des Bundes, aber Kunovits befürchtet, dass nun die Kantone abspringen werden: «Die Situation ist existenzbedrohend, wir haben Angst vor einer Kettenreaktion.»

Der Kommentar von Kulturchef Bischof:

«Ich verstehe gut, dass die Betreiber nun Angst haben, die gesamte Finanzierungskette könnte auseinanderbrechen. Der Kanton Basel-Stadt wird sich auch daran orientieren, wie sich der Kanton Baselland verhält, denn das Sportmuseum befindet sich ja auf Münchensteiner Boden.»

Wie es weitergeht

Der Kanton werde nun mit allen Häusern das Gespräch suchen, sagt Bischof. «Sie werden uns Konzepte und Finanzierungspläne vorlegen müssen, wie sie die neue Situation meistern wollen. Wir werden dann mögliche Anträge und Massnahmen prüfen.»

Für Hoffnung, dass der reiche Stadtkanton für den Bund einspringe, gibt es wenig Anlass. «Was sicher nicht geht, ist zu verlangen, dass der Kanton Basel-Stadt einfach so komplett einspringt», sagt Bischof.

Letztlich ist es aber ohnehin eine politische Entscheidung von Regierungsrat und Grossem Rat, welches Museum künftig wie viel Subventionen erhält.

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