Was das neue Musikfestival Zeiträume in Basel erreichen will

Mit Zeiträume wird diese Woche ein Festival lanciert, das alternierend zu KlangBasel stattfindet. Es richtet sich an ein entdeckungsfreudiges Publikum, sind doch entweder die Orte oder die Klänge alles ausser gewöhnlich. Intendant Bernhard Günther hofft auf ein abenteuerliches Festival.

«Wir möchten Aha-Erlebnisse für Augen und Ohren schaffen», sagt «Zeiträume»-Intendant Bernhard Günther.

(Bild: Marc Krebs)

Mit Zeiträume wird diese Woche ein Festival lanciert, das alternierend zu KlangBasel stattfindet. Es richtet sich an ein entdeckungsfreudiges Publikum, sind doch entweder die Orte oder die Klänge alles ausser gewöhnlich. Intendant Bernhard Günther hofft auf ein abenteuerliches Festival.

Nicht nur als Kunststadt, auch als Musikstadt rührt Basel gerne mit grosser Kelle an: Denken wir nur an den 2014 eröffneten Jazzcampus und dessen State-of-the-Art-Ausstattung. Oder an die Festivaldichte dieses Spätsommers: Auf Im Fluss und Open Air Basel folgten die Festtage Alte Musik. Und gerade erst ist das Jugendkulturfestival verklungen, da kündigt sich bereits das nächste Crescendo an.

«Zeiträume Basel» heisst es und findet diese Woche erstmals statt. Ein Festival, das Neue Musik mit Architektur verbindet. Und das bereits bei seiner erstmaligen Durchführung ein Millionenbudget aufweist. Wow!

Basels Grosszügigkeit erstaunt immer wieder, und sie erfreut auch die Künstler, die davon profitieren können. Dazu gehören die Festival-Initianten, etwa die Komponisten Beat Gysin und Georg Friedrich Haas, die hier eigene Werke zur Aufführung bringen können: Gerade im Bereich der Neuen Musik, die nicht zur populärsten Gattung gehört, sind die Konzertmöglichkeiten oft begrenzt – und ebenso die Publikumskapazitäten.

Der Wunsch auf ein neues, neugieriges Publikum 

So geht mit dem Festival auch der Wunsch einher, aus dieser Nische auszubrechen. Verschworen-verschlossen, wie man das an manchen Konzerten sonst erleben kann, möchte Zeiträume nicht daherkommen, sondern sich öffnen für ein allgemeines Publikum, «das vielleicht ein bisschen experimentierfreudig ist», wie Festivalintendant Bernhard Günther sagt. «Wir möchten Aha-Erlebnisse für Augen und Ohren schaffen.»

Hauptberuflich Chefdramaturg an der Philharmonie Luxembourg, wurde er vor drei Jahren gerade auch aufgrund seiner eigenen Festivalerfahrung ins Boot geholt, veranstaltet er doch seit Jahren das «Rainy Days»-Festival. «Dabei haben wir schon Konzerte an verschiedensten Orten durchgeführt, von Schwimmbädern bis Parkhäusern.»

Massgeschneiderte Klang- und Lichtkonzepte

Auch Zeiträume Basel bringt die Musik an ungewöhnliche Orte, spielt mit der Architektur. Etwa im Rheindüker, dem unterirdischen Leitungstunnel zwischen Gross- und Kleinbasel. Im Fall des Volkshauses wird die Konzertgewohnheit auf den Kopf gestellt, indem die Musiker in der Mitte des Raums Platz nehmen, auf einer Drehbühne, die eigens eingebaut wird. Auf dieser nimmt auch das Publikum Platz.

Das Programmheft verspricht ein «klingendes Uhrwerk»: «Licht und Musik werden für diese Situation massgeschneidert», erläutert Günther, «so erlebt man als Besucher mehr als ein normales Konzert. Was eigentlich bei allen Programmpunkten unsere Absicht ist.»

Tatsächlich hört sich da auch ein Werk, das man dem bekannten Komponisten Joseph Haydn zuschreibt, anders an, als man erwarten würde: Sein Divertimento in Es-Dur «Das Echo» ist für zwei Streichtrios konzipiert, allerdings spielen diese in zwei unterschiedlichen Räumen. Schon im 18. Jahrhundert gab es also Musiker und Komponisten, die aus gewohnten Bahnen und Bühnen ausbrechen wollten.

Eine fast schon erschlagende Fülle an Orten und Aufführungen

Darauf angesprochen, dass das Angebot so reich ist, dass man sich im Online-Programmkalender rasch verliert und nicht mehr zurechtfindet, verweist Günther auf das PDF zum Herunterladen respektive aufs gedruckte Programmheft. Man habe die Website zwar auf deren Usability geprüft, aber sie könnte sicher noch komfortabler sein.

Zudem sei das gesamte Budget von 1,2 Millionen Franken weniger, als man denke: Andere Kulturinstitutionen gäben allein fürs Marketing mehr Geld aus. «Ich hätte gerne monatelang die Stadt zugepflastert, so wie das die ‹Lion King›-Veranstalter tun konnten», sagt Günther.  

Nun, wie das Schwesterfestival KlangBasel, das 2014 aus der Taufe gehoben wurde, startet auch Zeiträume von 0 auf 100, ohne organisch gewachsen zu sein. Das macht sowohl Kommunikation als auch Orientierungshilfe zur besonders grossen Herausforderung. Zumal es sich um ein Festival ohne Ort handelt. Darin liegt aber auch ein besonderer Reiz, sagt Günther: «Man kann mit einer breiten Neugier in eine Veranstaltung hineinspazieren und sich überraschen lassen.»

Wer sich kundig machen möchte über die vielen Programmpunkte, die vom Schweizerischen Architekturmuseum bis zum Stadtcasino, Volkshaus, Theater- oder Münsterplatz reichen, der kann dies auch am Kleinbasler Ende der Mittleren Brücke tun: Dort steht ein Festivalpavillon, ein Infotreff, den das Basler Architekturbüro HHF gestaltet hat.
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Zeiträume Basel, 10. bis 13. September, diverse Spielorte. 

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