Welcher Promi taucht auf? Wer macht den besten Deal? Die Art Basel ist heute nicht mehr viel mehr als ein Umschlagplatz für Selbstdarsteller und Luxusgüter.
Welche Showgrösse blitzt wohl dieses Jahr an der Art Basel auf? Die Signale aus der Promi-Ecke sind wenige Tage vor der Eröffnung der Kunstmesse eher beunruhigend: Bisher hat sich erst ein Baselbieter DJ namens Antoine angekündigt, aber das Interesse dürfte hoffentlich noch anziehen.
Ohne die Pitts, DiCaprios und Clooneys würde der grössten Kunstmesse der Welt das gewisse Etwas fehlen. Sie hätte womöglich gar nicht mehr so viel, jedenfalls würde sie es nicht mehr auf die Frontseiten schaffen, die allgemeine Erregung würde nachlassen und damit das entkleidete Wesen der Art in den Fokus rücken: ein profaner bis obszöner Handel mit Luxusgütern, betrieben mit Geldern mitunter zweifelhafter Provenienz.
2013 war es der US-Rapper Kanye West, der die Art Basel aufpeppte. Ein geheimes Showcase war angekündigt. So geheim, dass Medien und Branchenwichtige vor Ort waren und zusehen durften, wie West ein paar seiner Nummern ab Laptop spielte und darüber plauderte, was ihn zum neuen Andy Warhol macht (das Zusammenkleistern von Fragmenten). Es war ein wunderlicher Auftritt, wie so vieles an Kanye West wunderlich ist, aber vermutlich hielt er das Ganze für eine Performance und mit ihm zahlreiche Anwesende.
An das grosse Geld geknüpft
Wer wird wohl dieses Jahr eine Einlage liefern? Diese Frage verdeckt zwei bedeutendere:
Was hat diese Messe mit Kunst zu tun – und was mit Basel?
Meint man es gut mit der Art Basel, muss man das alles wegdenken und den Erfolg sehen, den diese Messe hat und der sich auf alle ihre wichtigen und weniger wichtigen Protagonisten überträgt. Hinter ihr liegt eine stetige Erfolgsgeschichte: Gemeinsam mit dem weltweiten Kunstmarkt stieg sie Jahr für Jahr weiter auf.
Als Sam Keller im Jahr 2000 Direktor der Kunstmesse wurde, beliefen sich die globalen Verkäufe von Kunstwerken auf etwas über 20 Milliarden Dollar. Im letzten Jahr wurde Kunst für 57 Milliarden verkauft, wovon 13 Milliarden auf Verkäufe an Messen fielen. Ein Grossteil dieser Deals dürfte an der Art und deren Ablegern in Miami und Hongkong getätigt worden sein. So genau weiss man das nicht. Im Geschäft mit der Kunst fehlt jede Transparenz, auch in Basel beim halbstaatlichen Messekonzern MCH Group.
Sam Keller, heute Direktor des Beyeler Museums, professionalisierte den Messebetrieb, schuf Verbindlichkeiten mit den wichtigen Galerien und Sammlern – und knüpfte ans ganz grosse Geld an. 2002 gründete Keller den Ableger in den USA, dem mit Abstand grössten Kunstmarkt der Welt. Die Art Basel Miami, das zeigen mittlerweile Gerichtsakten, war in ihren Anfängen vornehmlich gepflegte Kulisse für UBS-Banker, die dort reiche US-Amerikaner dazu brachten, ihnen ihr unversteuertes Vermögen anzuvertrauen.
Als Plattform, um mit Reichen und noch Reicheren in Kontakt zu treten, bleibt die Kunstmesse interessant.
Das Geschäftsmodell ist geplatzt, doch die UBS blieb der Art treu und sponsert sie noch heute. Als Plattform, um mit Reichen und noch Reicheren in Kontakt zu treten, bleibt die Kunstmesse interessant. Unter dem heutigen Art-Direktor Marc Spiegler hat sie sich noch stärker auf die Elite des Kunstmarkts ausgerichtet, hat kleinere Galerien rausgedrängt und ein Privilegiensystem installiert, das Besucher streng an ihrem Wert für die Messe bemisst.
Die meisten Deals werden mittlerweile schon vor der Messe oder spätestens an einer Pre-Pre-Preview abgewickelt. Für die Aussteller ist dann die Messe eigentlich vorbei. Das breite Publikum, das sich diese Kunst sowieso nicht leisten kann, wird anderweitig unterhalten: Die Zuckungen der Promis und Nachrichten von Rekordverkäufen tragen es durch die Woche.
Viele der Entwicklungen in den letzten Jahren wirken befremdend – auch auf jene, die sich in dieser besonderen Welt bewegen. Wir haben mit Galeristen gesprochen, mit einem Schweizer Künstler, der seine Werke dort teuer verkauft, mit Sammlern, dem Betreiber einer Satellitenmesse, einer Vertreterin der Art Basel und mit Journalisten. Unter dem Schutz der Anonymität sprechen sie Klartext.