Da haben die Kuratoren tolle Arbeit geleistet: In der Ausstellung «Watch this!» im Historischen Museum tickt die Zeit derzeit besonders edel.
Nach den umstrittenen Mühen der gegenwartsgeschichtlichen Ausstellungsprojekte in der vorzeitig beendeten Ära Jungblut folgt nun die Kür prächtiger Sammlungspräsentationen. Nach der Präsentation seines Tafelsilbers im Kirschgarten (bis 3. April) zeigt das Historische Museum Basel nun in der Barfüsserkirche eine Auswahl edler Kleinode aus der Frühzeit der Genfer Uhrenproduktion.
Wie Interims-Museumsdirektorin Gudrun Piller an der Vernissage betonte, geht die Ausstellung mit dem sinnig-zweideutigen Titel «Watch this!» ebenso wie die Ausstellung «Silber & Gold» noch auf Ideen der ehemaligen Direktorin Marie-Paule Jungblut zurück. Nur war sie ursprünglich gar nicht als Heimspiel gedacht, sondern als Gastspiel in einem Moskauer Museum. Dieses kam aber nicht zustande, sodass man die Uhren nun in Basel bewundern kann.
Silberne Taschenuhr. (Bild: Historisches Museum Basel)
Das wäre eigentlich schon länger möglich. Seit den 1980er-Jahren ist die Uhrensammlung des Museums im Kleinen Kirschgarten, einem Teil des Hauses für Wohnkultur, als Dauerausstellung zu sehen. Obwohl es sich um eine der bedeutendsten Sammlungen von historischen Zeitmessern in der Schweiz (und damit wohl auch auf der Welt) handelt – neben denen in La Chaux-de-Fonds, Genf und Winterthur – wird sie von einem breiten Publikum kaum mehr wahrgenommen.
Aufmerksamkeit schaffen für die eigene Sammlung
Das soll sich mit der aktuellen Ausstellung nun ändern. Zu sehen sind 65 filigran geschmückte Hals-, Taschen- und Fingeruhren sowie prächtige kleine Uhrenautomaten, die in der Frühzeit der Genfer Uhrenherstellung zwischen 1640 und 1840 entstanden sind. Die Objekte stammen aus Schenkungen und Legaten von grosszügigen Basler Sammlerinnen und Sammlern, welche in der Ausstellung gebührlich gewürdigt werden.
Der anspruchsvollen Aufgabe, die edlen Kleinobjekte zu präsentieren, hat sich der Ausstellungsarchitekt Thomas Ebersbach aus Leipzig angenommen. In seiner Szenografie haben sie eine adäquate, das heisst ebenso edle Umgebung erhalten. Schön die Idee, die Uhren auf iPad-Stationen bildlich so zu präsentieren, wie sie ursprünglich genutzt wurden: eben als Zeitmesser und Schmuckstücke, die um den Hals getragen, in die Tasche oder an den Finger gesteckt wurden.
Goldemail-Uhr. (Bild: Historisches Museum Basel)
Schön und edel sind Begriffe, die diese Ausstellung gut charakterisieren. Sie ist ein Fest für Uhrenliebhaber, für Freunde von Miniaturkunstwerken des Barocks und der Klassik sowie der Feinmechanik – und vielleicht auch für Touristinnen und Touristen aus Asien. Für Letztere bietet das Museum – rechtzeitig zur Uhren- und Schmuckmesse – neu auch Führungen in chinesischer Sprache an. Man hofft denn auch, mit der Ausstellung ein breites Publikum zu begeistern.
Zeit aus Abfall
Das könnte gelingen, denn die Ausstellungsmacher haben tolle Arbeit geleistet. Dies zeigt sich schon beim Eingang zur Ausstellung. Dort ist als Kontrast zur edlen Pracht der Kleinuhrenwelt die wunderbare Videoinstallation «Sweepers Clock» von Maarten Baas zu sehen. Sie zeigt zwei Strassenkehrer, die in Echtzeit überdimensionierte Stunden- und Minutenzeiger aus Abfall in Bewegung halten.
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«Watch this! Genfer Uhren in Basel». Historisches Museum Basel – Museum für Geschichte. Bis 28. August 2016.