Wippen im Takt der Wochentage

Der türkische Künstler Cevdet Erek verwandelt den Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel in einen Club. Ein akustisches, aber auch visuelles Erlebnis, das überrascht.

Lautsprecherturm und Moltonwände: Cevdet Ereks Installation in der Kunsthalle Basel.

Der türkische Künstler Cevdet Erek verwandelt den Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel in einen Club. Ein akustisches, aber auch visuelles Erlebnis, das überrascht.

Aus dem Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel dringt ein dumpfer Beat, der die Decke des darunterliegenden Architekturmuseums zum Schwingen bringt. Fünf dunkle Schläge, gefolgt von zwei etwas helleren. Fünf Wochentage, zwei Wochenendtage. Wir wähnen uns an einen Samstagabend versetzt, Clubatmosphäre im Museum. Durch einen Korridor schlängeln wir uns in den Saal, stellen uns auf Dunkelheit ein, wie es sich für einen Club gehört. Stattdessen schlägt uns das Tageslicht entgegen, das so gar nicht zu den Drumbeats passt.

Cevdet Erek interessiert sich für Strukturen, für die Durchlässigkeit zwischen den scheinbar verschiedenartigen Repräsentationssystemen, mit denen wir die uns umgebende Welt begreifen und unser Leben strukturieren. Der ausgebildete Architekt und Soundingenieur interessiert sich für die Vermessung des Raums ebenso wie für das Messsystem Zeit oder das musikalische Tempo, die er mit persönlichen Erfahrungen verbindet oder mit universellen.

Für die Kunsthalle Basel hat der türkische Künstler sich der Woche gewidmet, jener künstlichen Zeiteinheit, der wir uns alle (un)freiwillig unterwerfen. Eine LED-Anzeigetafel mit roter Schrift schleudert uns schon auf dem Steinenberg das Wort «Week» entgegen und evoziert so das Bild einer Partylocation, die sich nur schlecht mit jenem eines institutionellen Ausstellungsraumes vereinen lässt. Auch passt sie schlecht zur klassizistischen Fassade. Doch die blinkenden Buchstaben stellen eine Verbindung her zum pulsierenden Barfüsserplatz, der für viele Basler und Baslerinnen Ausgangspunkt in ein Nachtleben ist.

Minimalistische Sprache

Ereks Installation ist die pervertierte Form des Clubs: Mit langen weissen Moltonbahnen, die von der Decke bis zum Boden hängen, hat er den Oberlichtsaal akustisch gedämpft. In der Mitte des neu kreierten Raums stehen drei blaue Boxen monolithisch aufgetürmt. Aus ihnen schallen die Drumbeats und spärliche Worte. Andere Eindrücke lässt Erek bewusst aussen vor – auch die charakteristischen architektonischen Elemente der Kunsthalle wie die Stuckaturen sind hinter den Vorhängen verborgen.

Als sozialer Raum wird ein Club gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Elementen, die zum Angriff auf die Sinne ansetzen: Musik, Lichter, Hitze, Alkohol, Drogen. Auch eine Ausstellung zielt auf die Sinne des Besuchers, doch in anderem Rahmen, mit anderen Hilfsmitteln. In seiner Installation hat Erek das Bild des Clubs auf die Ausstellungsgegebenheiten übertragen. Party macht man in der Kunsthalle trotzdem nicht. Auch wenn man nicht anders kann, als nach einer Weile im Takt des Beats mitzuwippen.

> Die Ausstellung «Week» läuft bis 4. März.

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