«Wir wollen eine grosse Öffentlichkeit erreichen»

Das imagine Festival geht dieses Wochenende in die 11. Runde. Damit ist es schon fast ein alter Traditionsanlass. Höchste Zeit, um über seine Daseinsberechtigung zu debattieren. Ein Interview mit Luca Studer, Pressesprecher beim imagine Festival.

Das imagine Festival geht dieses Wochenende in die 11. Runde. Damit ist es schon fast ein alter Traditionsanlass. Höchste Zeit, um über seine Daseinsberechtigung zu debattieren. Ein Interview mit Luca Studer, Pressesprecher beim imagine Festival.

Was darf man vom diesjährigen Festival erwarten?
Wir hoffen auf ein grosses, friedliches Fest, das ein Zeichen gegen Rassismus setzt.

Werden die Konzerte oder die Workshops besser besucht?
Vom öffentlichen Aspekt gesehen, werden die Konzerte besser besucht. Doch inhaltlich sind die Workshops wichtiger, auch wenn sie weniger Leute anziehen. Dafür wird mit den teilnehmenden Personen wie Schulklassen, intensiv am Thema Rassismus gearbeitet.

Wäre das staatlich subventionierte Geld für Ihre Infrastruktur, Bandbezahlung usw. nicht besser in mehr Prävention an Schulen investiert?
Diese Ansicht kann man sicherlich vertreten. Uns ist es aber wichtig, die grosse Öffentlichkeit zu erreichen. Dafür braucht es halt diese Infrastruktur. Auch darf man die wochenlange Präsenz in den Medien nicht vergessen. Und wir sind auch sehr bemüht, die direkte Arbeit mit den Workshops voranzutreiben.
Doch es ist auf jeden Fall eine ernstzunehmende Kritik. Und man muss sich immer wieder fragen, ob man mit Action und Aufmerksamkeit nicht auf Kosten der Kernbotschaft zu weit geht.

Braucht es überhaupt mehr Aufklärung über Rassismus durch das imagine?
Wo es vor allem Aufklärung braucht, ist bei einem selbst. Das ist auch der grosse Aspekt vom imagine. Wir wollen den Zugang zu fremden Menschen und Kulturen ermöglichen, wollen, dass man auf sie zugeht, den Dialog sucht, und dann vielleicht merkt, dass die eigenen Vorurteile nicht haltbar sind. Wir wollen dazu anregen, seine falsche Vorsicht zu hinterfragen und vielleicht sogar zu überwinden.

Habt ihr diese sogenannten “Fremden” denn auch in das Festival direkt integriert?
So aktiv nicht, nein! Dieser Aspekt wird bei uns auch immer wieder thematisiert, doch wir sind der Meinung, dass es das gar nicht braucht, weil viel im eigenen Kopf stattfindet. Und mit kleinen Denkanstössen kann man auch einiges verändern.

Wird das imagine von den Jugendlichen noch als Festival gegen Rassismus wahrgenommen?
Die Evaluation der Uni Basel vor zwei Jahren hat gezeigt, dass es noch sehr vielen Leuten bewusst ist.  Doch es bleibt die Frage offen: Kommen sie, weil es gegen Rassismus geht oder wegen des Festivals? Doch ist das wirklich wichtig?

Kann man über die Jahre Veränderungen am imagine feststellen?
Das ist schwer zu sagen. Am Anfang musste man sehr viel Energie zur Durchführung des Festivals aufbringen. Inzwischen hat man die Akzeptanz der Stadt. Das erleichtert uns die Beschaffung der Bewilligungen. Dadurch können wir mehr Energie in die thematische und inhaltliche Arbeit stecken.

Nach welchen Kriterien sucht ihr die auftretenden Bands aus?
In den letzten vier Jahren habe ich das Bandbooking gemacht. Dabei gab es für mich drei Kriterien. Erstens: persönliche Vorlieben. Zweitens: gefällt die Band dem Publikum? Und drittens: passt sie zu Imagine?

Werden die engagierten Bands von euch im Vorfeld auf rassistisches Gedankengut überprüft?
In diesem Sinne nicht. Man kennt ja die Bands, die man bucht. Es werden nicht über jede Band Nachforschungen angestellt. Natürlich kann das immer mal passieren. Ist es bisher aber glücklicherweise nie.

 

imagine ist ein Projekt der terre des hommes Schweiz. Die Organisation setzt sich für eine bessere Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und Gemeinschaften ein. Das Festival findet am 8. und 9. Juni 2012 auf dem Barfüsserplatz und rund um die Barfüsserkirche statt.

 

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