In der Fondation Beyeler wurde heute Freitag die Ausstellung «Jeff Koons» vorgestellt. Die Hauptattraktion: Der US-Künstler selbst.
Ruhm sei nicht alles, sagt Jeff Koons und lächelt in die Fotografenrunde, die noch nie so gross war in der Fondation Beyeler wie an der Pressekonferenz von heute Freitag. Das Museum in Riehen ähnelt ein bisschen einem Zirkus. Jeder will Jeff Koons sehen, jeder ein Bild von ihm mit dem iPhone erhaschen. Wie eine Pressekonferenz wirkt dies schon kaum mehr, und als Sam Keller die versammelten Journalisten zum Applaus auffordert, guckt manch einer etwas verwundert. Doch, ja, der US-Künstler, er ist ein Star, und Amerikaner durch und durch, sein Äusseres so poliert wie die Oberflächen seiner Plastiken ein Stockwerk höher.
Koons weiss, wie er sich zu inszenieren hat. Schon in den frühen Achtziger Jahren habe er es verstanden, erzählt ein Kollege. Und nicht immer ist klar, wieviel davon echt und wieviel nur gutes Marketing ist. Als Koons zu Wort kommt, erinnert er die Journalistenmeute daran, dass man eigentlich der Kunst wegen angereist ist. Koons redet geschliffen, wenn er über sein Schaffen referiert. Es ist klar, dass er es nicht zum ersten Mal tut. Und wenn das, was Sam Keller, der Direktor der Fondation Beyeler, als Einführung erzählte, noch wie eine Verteidigungsrede für diese für die Fondation so untypische Ausstellung klang, so klärt uns Koons selbst über seine Motive auf, die hinter seinen Werkgruppen steckten. Seine Ausführungen sind konzis, sein Konzept (mehr dazu hier) prägnant, und wer vielleicht Kritik im Sinn gehabt hatte, dem werden hier sämtliche Angriffspunkte genommen.
Staubsauger und Figurengruppen
Kurz nur war der Blick, den man vor der Pressekonferenz auf die eigentlichen Stars der Ausstellung, die Werke, werfen konnte. Bunt dieser erste Eindruck, doch das hatte man erwartet. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut, beginnend mit der Serie «The New», die vor allem aus nigelnagelneuen Staubsaugern in Vitrinen besteht. Damals, erzählt Koons, sei er noch beeinflusst gewesen von der Readymade-Idee eines Marcel Duchamp, die aber bald Platz machte für neue Einflüsse. Es folgte die «Banality»-Serie, so auch in den Räumen in Riehen. Grossformatige Figurengruppen, angelehnt an kitschige Souvenirs. Seit er diese geschaffen habe, sagt Koons, gehe es in seiner Kunst weniger um die Kunst an sich als um den Betrachter. Dieser solle sich gut fühlen, so wie er habe lernen müssen, sich selbst zu akzeptieren. Akzeptanz sei alles.
Am deutlichsten tritt diese Aufforderung ans Publikum in der Werkgruppe «Celebration» zutage. Aus glänzenden Spiegelflächen sind diese Figuren geschaffen, der Ballon-Hund oder -Schwan, oder einfach nur ein Luftballon. Hier sieht der Betrachter sich selbst, wird laut Koons auf sich selbst zurückgeworfen. Tiefschürfend ist dies nicht, wenn auch überzeugend. Doch schliesslich ist es die Grösse der Plastiken, und deren Menge, der man sich nicht entziehen kann. Hier hat die Kinderparty Einzug gehalten, und mittendrin steht inzwischen der Künstler selbst, auf dem Arm seine jüngste Tochter haltend, umringt von den vier anderen Kindern und seiner Frau, vor ihm die unzähligen Kameras, die ihm auf Schritt und Tritt folgen.
Um die Kunst um der Kunst willen zu betrachten, müssen wir wohl oder übel ein anderes Mal kommen. Oder uns in eine andere, stillere Ecke der Ausstellung zurückziehen. Zu den Staubsaugern beispielsweise, die keiner so richtig beachtet. Das Spektakel ist anderswo.
Fondation Beyeler, Riehen, 13. Mai bis 2. September. www.fondationbeyeler.ch