Wochenendlich in Prag

Die Goldene Stadt an der Moldau betört mit ihrem Charme und ihrem Glanz.

Deftig und lecker: Das tschechische Nationalgericht Svíčková im Restaurant Svejk. (Bild: Daniel Holliger)

Die Goldene Stadt an der Moldau betört mit ihrem Charme und ihrem Glanz.

Welchen Tipp will man unbedingt weitergeben, wenn man mittlerweile selbst regelmässiger Gast in der tschechischen Hauptstadt und ihrer Schönheit völlig erlegen ist? Die prunkvolle, mit Gold überzogene Smetana Hall gleich neben dem imposanten und wuchtigen Pulverturm? Die Prager Burg mit dem wunderbar-charmanten Stadtviertel, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und man das köstliche lokale Bier geniessen kann?

Oder den berühmten Wenzelsplatz mit dem Nationalmuseum, in dessen Fassade im letzten Jahr noch Einschusslöcher an den gewaltsamen Einmarsch der russischen Armee erinnerten? Jetzt werden auch diese letzten Narben des Prager Frühlings (1968) beseitigt. Die Stadt putzt sich heraus, das sieht man auch daran, dass der halbe Platz zur autofreien und somit fussgängerfreundlichen Zone erklärt wurde, am 1. April. Kein Scherz! Wir habens mit eigenen Augen gesehen und dabei den Duft der vielen Imbissstände, die den Weg auf den Platz gefunden haben, in der Nase gehabt.

Karlsbrücke und Knödelgericht

Fussgängerzone ist auch die berühmte Karlsbrücke, auf der man kaum einen freien Zentimeter Platz für sich hat und man dem endlosen Touristenstrom permanent ausweichen muss. Während wir von einem freien Plätzchen zum anderen hüpfen und uns so auf der Brücke wie Ginger und Fred fortbewegen, erblicken wir passenderweise vor uns das tanzende Haus: Etwas abseits des Touristenstroms steht es und wird von den Einheimischen auch nach dem berühmten Tanzpaar benannt, da es mit seiner Linienführung an die legendären Schwünge von Ginger Rodgers und Fred Astaire erinnert.

Nach der sportlichen Höchstleistung verlangt unser ausgetrockneter Mund bereits wieder nach einem Getränk. Diesmal aber zusammen mit dem tschechischen Nationalgericht, dem Svíčková. Der Rindfleischbraten wird zusammen mit Preiselbeeren und Sahne unter einer dicken Sauce und mit viel Knödel serviert. Die tschechische Küche ist sehr nahrhaft und verzerrt nach ein paar Tagen unsere Silhoutte merklich, sie ist aber auch sehr köstlich. Deftig verpflegen wir uns bei «Svejk», einem Lokal, das nach Jaroslav Hašeks Romanfigur («Der brave Soldat Schwejk») benannt ist und dessen Interieur musealen Charakter hat.

Fassade und Fussmarsch

Wo solls noch hingehen? Die Einheimischen lieben ihren Fernsehturm nicht, nennen ihn einen der drei hässlichsten Europas. Mag sein, die Aussichtsplattform auf 86 Metern lohnt aber den Besuch: Hier oben erkennt man die riesigen Ausmasse der Stadt. In der Ferne die Satellitenstädte, die um Prag gebaut wurden und mit Schnellbahnen mit dem Zentrum verbunden sind. Unten vor uns die prachtvolle, goldene Innenstadt, umrahmt von Wohnvierteln: Auch diese sind einen Spaziergang wert, schon nur weil die Fassaden sehr gut erhalten und unfassbar schön sind.

Wer keine Lust auf den Fernsehturm hat, dem sei der Petřínská Rozhledna empfohlen, dem der Eiffelturm Modell stand. Der Aussichtsturm ist 60 Meter hoch und wurde 1891 eröffnet. Er steht auf dem Hügel links der Prager Burg, man erreicht ihn mit der Zahnradbahn oder zu Fuss. Beim Abstieg lassen wir es uns im Restaurant mit tollem Ausblick nochmals gut gehen und essen Gegrilltes auf der sonnenüberfluteten Terrasse. Prag? Einfach prachtvoll!

  • Anzapfen: Glücklich, wer sein Bier im Gewölbekeller trinken kann. Man beginnt mit dem Apéro und bleibt bis …
  • Anbeissen: Tschechische Spezialitäten bei Soldat Svejk.
  • Anschauen: Aussicht über Prag im Fernsehturm.
  • Ausspannen: Bei einem Kaffee mit selbst gemachter Schokolade im Café St. Tropez.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.04.12

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