Wochenstopp: Between the Beats

Der Burghof Lörrach geht mit dem dreitägigen Festival für Musik jenseits des Mainstreams neue Wege.

Irische Tradition mit postmodernen Anleihen: die Singer-Songwriterin Wallis Bird. (Bild: zVg)

Der Burghof Lörrach geht mit dem dreitägigen Festival für Musik jenseits des Mainstreams neue Wege.

 

Pop hat es bei Kritikern nicht einfach: Von den einen als minderwertige Massenmusik gescholten, rufen die anderen in der Jagd nach dem letzten Schrei gerne allzu vorschnell den Tod eines Genres oder den neusten «Hype» aus – und verheizen dabei oft unverfroren blutjunge Talente.

Doch was ist Pop eigentlich? Und gibt es überhaupt so etwas wie einen Underground in der am meisten auf Kommerz ausgerichteten aller Musiksparten? Diese Fragen ­haben sich auch die Macher des «Between the Beats»-Festivals gestellt, das erstmals im Burghof Lörrach stattfindet. An drei Abenden soll hier keine Massenkonfektion, sondern «frische, urbane und moderne Popmusik» präsentiert werden.

Dabei will sich das OK laut Pressetext «bewusst im grossen Teich dieser Musik­richtung bedienen» und verdeutlichen, «dass Indie mit all seinen Facetten ständig Teil der Popmusik ist und dabei angstfrei immer wieder kluge Anleihen in verwandten Stilen wie Jazz und Elektro sucht».

Faible für den hohen Norden

Was das konkret heisst, zeigt ein Blick ins Line-up von «Between the Beats»: So wird zum Auftakt am Donnerstag die irische Nachwuchshoffnung Wallis Bird auf der Bühne des Burghofs stehen: Eine Singer-Songwriterin, deren Folk-Rock mit der für das Land bereits klassisch anmutenden Authentizität in der Tradition irischer Liedermacher steht, die aber gleichzeitig mit ihrem vielseitigen Gesang und allerlei postmodernen musikalischen Anleihen auch von Grossstadtbewohnern ins Herz geschlossen wird.

Unterstützt wird Bird am Eröffnungsabend von der schottischen Indie-Folk-Band Meursault, die sich nach der Hauptfigur aus Camus’ existenzialistischem Literaturklassiker «L’ étranger» benannt haben, sowie vom schwedischen Blueser Daniel Norgren.
Eine klare Vorliebe für Liedermacher aus dem hohen Norden oder von der Insel scheint auch an den beiden weiteren Festivalabenden durch: So treffen am Freitag das intermediale Londoner Künstlerkollektiv Breton, das eine perfekte Symbiose aus Sound, Timing, Rhythmus und Visuals anstrebt, auf das dänische Synthiepop-Wunder Asbjörn, der letztes Jahr bereits am Montreux Jazz Festival mit seinen unkonventionellen Songskizzen zwischen Charts und Avantgarde zu begeistern vermochte. Mit Vimes und Sizarr sind am selben Abend aber auch zwei deutsche Nachwuchsformationen mit von der Partie.

Der Samstag steht mit den Blogosphäre-Lieblingen Esben and the Witch sowie dem Manchester Trio The Whip wiederum klar in der Tradition britischen Indie-Pops. Unterstützt werden die zwei hippen Combos zusätzlich von der aufstrebenden Dresdner Truppe Garda.
Trotz aller Kontraste soll das Festival laut Pressetext stets zweierlei ausstrahlen: «Abwechslung und Klasse». Mit dem in dieser Form in der Region wohl einzigartigen Line-up hat es dazu bereits den ersten Schritt getan. Es wäre dem Burghof zu wünschen, dass genügend Fans anspruchsvoller Popmusik nach Lörrach finden.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 22.02.13

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