Wochenstopp: Odilon Redon

Ob Literatur oder Philosophie, ob Religion oder Naturwissenschaft: Der französische Symbolist Odilon Redon interessierte sich für alles. Die Fondation Beyeler zeigt sein Werk in einer Überblicksschau.

Versunken: Odilon Redons «Ophélie» (1900–05). (Bild: Lynton Gardiner)

Ob Literatur oder Philosophie, ob Religion oder Naturwissenschaft: Der französische Symbolist Odilon Redon interessierte sich für alles. Die Fondation Beyeler zeigt sein Werk in einer Überblicksschau.

Träumer oder solche, die zum Träumen neigen, sollten sich ab diesem Wochenende in der Fondation Beyeler einfinden. Diese richtet einem Hauptvertreter des französischen Symbolismus eine Ausstellung ein: Odilon Redon (1840–1916).

Ob lächelnde Spinnen, schwebende Augen, fliegende Schmetterlinge oder Zyklopen, im Œuvre dieses Künstlers findet sich alles. Redons Inspirationsquellen und seine Neugierde scheinen unerschöpflich gewesen zu sein. Er greift auf literarische Vorbilder zurück, auf die Mythologie, auf Traumvorstellungen, auf japanische Kunst, auf Religionen, aber ebenso auf die darwinistische Evolutionslehre.

Es war der Botaniker Armand Clavaud, der früh schon Redons Naturbegriff prägte und seinen «mikroskopischen» Blick schärfte. Clavaud prägte die Vorstellung, dass das irdische Leben einst aus dem Leben im Wasser entstand. Immer wieder stossen wir in Redons Werk auf Unterwasservisionen, aber auch auf wasserähnliche Umgebungen, etwa im Gemälde «Papillons», das einen Schwarm von Schmetterlingen zeigt, die scheinbar gerade aus dem Wasser geschlüpft gen Himmel schweben. Erst wenn man genau hinguckt, merkt man, dass es neben dem Wasser noch festen Grund und Boden gibt.

Verzückt durch Blüten

Dass Redon sich unter diesen Umständen für eine Figur wie Ophelia interessiert, scheint nur konsequent – wenn diese auch nicht dem Wasser entsteigt, sondern ihrem Leben darin ein Ende setzt. Und doch hat Shakespeare dieser Frauenfigur aus dem Drama «Hamlet» ein träumerisches Grab geschrieben, das immer wieder von Künstlern umgesetzt wurde und gerade Symbolisten zu Höhenflügen anregte.

Bei Redons «Ophélie» scheint es, als würden Blumen direkt aus der Brust des bleichen Frauenkörpers wachsen. Die Blüten allerdings blühen nicht in bunten Farben, sondern halten sich bedeckt, wie es der Situation angemessen scheint. Farbige Blumensträusse aber gehören zu den berühmtesten unter Redons Gemälden. Darin zeigt er sich nicht nur als Poet, sondern auch als Visionär der Farbe, als der er andere Maler wie beispielsweise Henri Matisse zu verzücken vermochte.

Die Fondation Beyeler hat für ihre Ausstellung Werke aus allen Schaffensphasen zusammengetragen. So treffen bizarre Monster auf himmlische Geschöpfe, Traum und Albtraum begegnen sich ebenso wie Natur und Imagination. Die Schau will ausserdem die technische Vielfältigkeit von Redons Werk abbilden. Sie tut das innerhalb einer freien Chronologie und nach Werkgruppen geordnet, die sich entlang der Interessenfelder Redons bewegen und die zugleich seine Modernitätsbezüge zeigen sollen.

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«Odilon Redon», Fondation Beyeler, 2. Februar bis 18. Mai 2014. www.fondationbeyeler.ch

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