Wochenstopp: Schöftland

Die Berner Band mit dem Aargauer Namen spielt im Fakt, gleich neben der Basler Markthalle.

Kommen aus Bern, fahren aber nicht auf der Mundartschiene, sondern im ICE: Schöftland. (Bild: zVg)

Die Berner Band mit dem Aargauer Namen spielt im Fakt, gleich neben der Basler Markthalle.

Diese Band hat gute Ideen, das realisiert man bereits vor ihrem ersten Ton. 2007 fuhr das Berner Quintett per Bahn nach Hamburg, ihr ganzes Instrumentarium im Gepäck, und spielte in jedem Ort, an dem der Fahrplan des Fernzuges einen Halt vorsieht, ein Konzert. Die Citynight-line-Tournee war nicht nur ein konzeptuell originell zusammengestellter Tourplan, der für Aufmerksamkeit sorgte, sondern setzte die Grundlage für ihr deutsches Publikum. Bevor die Band überhaupt ein Debütalbum veröffentlicht hatte.

Das folgte im Jahr 2010 – nach einer weiteren, diesmal grösseren Deutschlandtour im Vorprogramm von Gisbert zu Knyphausen –, trug den Titel «Der Schein trügt» und war eine Überraschung aus der Berner Bandszene. Zum einen, weil deutscher Gesang dort selten zu hören ist, vor allem aber musikalisch. Der krude drapierte, doch schwelgerisch gespielte Indiefolk der Berner hat stilistisch mehr als nur eine Note von zeitgenössischen deutschen Liedermachern wie Sven Regener oder dem kürzlich verstorbenen Nils Koppruch mitgenommen, auf ihrer pressfrischen zweiten Platte «Schöftland geht den Bach runter» haben sich ihre Songs jedoch deutlich eigenständiger entwickelt. Eine grosse Entdeckung ist das Stück «Wie es läuft», das als bedächtiger Lakoniegesang beginnt und fliessend in einen rohen Feedback-Rausch à la Neil Young mündet, bevor im Aushall wieder der Gesang übernimmt und das Lied zu Ende schaukelt.

Tour dem Fluss entlang

«Wenn es läuft so wie du willst, dann lass es laufen», singt Sänger Floh von Grünigen in den letzten Metern dieses Liedes, und für Schöftland läuft es tatsächlich fliessend: den Albumtitel setzten sie in die Tat um und absolvieren ihre aktuelle Tour diesmal nicht entlang den Schienen, sondern dem Flussufer: in Innertkirchen am Grimseltor begann diese, führte der Aare entlang durchs Berner Oberland in die Bundeshauptstadt, von dort über Biel und Aarau an den Rhein und an dessen Lauf entlang via Deutschland bis nach Rotterdam, wo er sich ins Meer ergiesst.

15 Stationen ist diese Flussfahrt lang, und manchmal stossen ein paar Gäste auf den schöftländischen Kahn hinzu, der Berner Liedermacher Tinu Heiniger etwa oder der Frauenchor Innertkirchen zum Tourstart – und in Basel der Schaffhauser Sänger Olifr Guz von den Aeronauten.

Das Konzert findet im Lokal Fakt statt, einem 2012 neben der Markthalle eröff­neten, als Zwischennutzung gedachten Projektraum für Kunst und Konzerte. Das passt, auch dort ist alles im Fluss.

  • Fakt, Basel. Schöftland (BE) und Guz (SH). Sonntag, 12. Mai, 20.30 Uhr.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.05.13

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