Wochenstopp: Seun Kuti

Felas Sohn Seun Kuti spielt am Montag in Basel. Mit seinem 15-köpfigen Orchester Egypt ’80 tritt er in der Kaserne auf.

Auf Vaters Pfaden: Seun Kuti (30) bringt feurigen Afrobeat in die Kaserne. (Bild: zVg)

Felas Sohn Seun Kuti gastiert in Basel. Mit seinem 15-köpfigen Orchester Egypt ’80 tritt er am 7. Oktober in der Kaserne auf.

Afrobeat ist zu einem globalen Spielfeld geworden. Ende der 1960er-Jahre hatte der Nigerianer Fela Kuti das Genre aus Funk, Jazz und westafrikanischen Rhythmen zusammen mit Drummer Tony Allen als mächtige Waffe gegen das Militärregime seines Landes etabliert, sang in peitschenden Pidgin-Versen gegen Korruption an, pries Sex und Marihuanakonsum.

Das brachte dem selbsternannten «Black President», der mit seiner Kalakuta Republic einen Staat im Staate manifestierte, Zensur, ungezählte Gefängnisaufenthalte und 1977 sogar die gewaltsame Erstürmung des Geländes ein, auf dem er mit seinen Musikern und Dutzenden von Ehefrauen lebte. Felas internationalen Mythos verstärkte das nur, der «Rolling Stone» erklärte ihn einmal zum «gefährlichsten Musiker der Welt». Um die funky Grooves der bis zu 30 Minuten langen, tranceartigen Songs zu kapieren, reiste James Brown schon 1970 mit seiner ganzen Entourage nach Lagos. Und heute, 16 Jahre nach dem Tod von Fela Kuti?

Die pure Erbsubstanz des Afrobeat

2013 ist Afrobeat ein Stilmittel, das nicht mehr unbedingt eine politische Aussage haben muss. Bands von Toronto bis Sydney haben die komplexe Rhythmik, die mächtigen Breitwandarrangements aus Bläserapparaten, flirrenden Orgeln und weiblichen Backgroundchören für eine retroverrückte Gemeinde adaptiert. Die pure Erbsubstanz des Afrobeat gibt es aber trotzdem noch. Sie wird von den Söhnen des Genrebegründers weitergetragen.

Seit den späten Neunzigern hat zunächst Femi Kuti weltweit Aufsehen erregt: Er spielte einen verschlankten, peppigeren Afrobeat, indem er die zornigen Aussagen und dampfende Erotik aus den epischen Stücken seine Vaters Fela Kuti auf vier bis fünf Minuten verdichtete. Sein weitaus jüngerer Halbbruder Seun (sprich: schä-un) hingegen hielt sich zunächst enger an das väterliche Vorbild, übernahm mit Egypt ’80 auch gleich die letzte Bigband des 1997 verstorbenen Papas.

Zwei Brüder im Zwist

Grün sind sich die beiden Fela-Abkömmlinge nicht, Femi warf Seun wiederholt Traditionalismus und ewige Wiederholung des Alten vor. Angesichts von Seuns neuem Programm dürfte er nun verstummen: Der 30-Jährige hat den Spagat vollbracht, authentisch zu bleiben und zugleich nie dagewesene Produktionsfinessen an den Tag zu legen. Für sein aktuelles, 2011 erschienenes Album «From Africa With Fury: Rise» hat er sich niemand anderen als Brian Eno und U2-Mixer John Reynolds ans Pult gestellt – ein packender, sehr konzentrierter, soghafter Sound ist das Ergebnis.

Krachende Bläsersätze, trancehafte Gitarrenklicks und Seuns fordernde, dunkle Stimme gepaart mit dem Feuer seiner Saxsoli stehen im Fokus. Zugleich bleibt der Afrobeat auch bei Seun Kuti natürlich Wutbürgermusik par excellence: Er entlädt seinen Zorn über die Korruption afrikanischer Politiker, prangert mit Namen die Ölkonzerne an, die Nigeria ausbeuten, tritt für die Legalisierung von Gras ein. Im Oktober würde Fela 75 Jahre alt werden – passend zu diesem Datum vermittelt sein jüngster Sprössling in der Basler Kaserne zwischen Vergangenheit und Zukunft dieses wilden Dings namens Afrobeat.

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