Wochenstopp: Wia gsait

Flurin Caviezel erzählt seine «Morgengeschichten» abendfüllend im Basler Tabourettli.

Flurin Caviezel tritt im Tabourettli auf. (Bild: Ursula Meisser)

Flurin Caviezel erzählt seine «Morgengeschichten» abendfüllend im Basler Tabourettli.

Der Bündner Musik-Kabarettist Flurin Caviezel ist das lebende Paradoxon des witzigen Beamten. Na ja, fast. Den Job als Kulturbeauftragter des Kantons Graubünden hat er vor zehn Jahren aufgegeben, um mit 46 hauptberuflicher Bühnenkünstler zu werden. Zuvor war er bereits nebenher mit wechselnden Musik- und Kabarett-Formationen aufgetreten.

Seit dem Wechsel vom Subventionsgesuchsabstempler zum Ausfüllen derselben tingelt er nun durch den deutschsprachigen Raum und erfreut die Zuschauer, auch dank seinen künstlerischen Wurzeln in der Volksmusik, als wandelndes Klischee. Die Deutschschweizer lieben seinen Dialekt, den Skilehrer-Charme, die gmögig-provinzielle Art. In Süddeutschland findet man ihn und seine Handorgel auf die Art süss, wie es uns Schweizern meist ein wenig ­unangenehm ist.

Live nicht nur optisch eine Überraschung

Und nun kommt er nach Basel, ins ­Tabourettli. Unter dem Titel «Wia gsait» präsentiert er eine Auswahl seiner «Morgengeschichten». SRF 1-Hörer kennen die morgendliche Hörkolumne, in der abwechselnd verschiedene Schweizer Autoren kleine und – im besten Sinn des Wortes – banale Geschichten aus dem Alltag erzählen. «Die Leute mögen es, wenn sie sich in meinen Geschichten wiedererkennen», sagt Caviezel. Oft sehe er, wie die Zuschauer unbewusst nicken, wenn er aus seinem Leben erzähle. Er nennt das «Spiegelung auf der Bühne».

Das Bühnenprogramm sei aber nicht einfach eine längere Version der Radiokolumne, er reichere seine Geschichten mit Musik an, schmücke sie aus, erkläre das Davor und Danach. «Zudem sieht man mich.» Was bei den Radiohörern oft zu einer Überraschung führe, da er weder einen Vollbart trage noch ein Jagdgewehr geschultert habe und auch keine «Krumme» rauche, wie er uns erzählt.

Womit wir wieder bei den Klischees wären, wia gsait. Caviezel spielt damit, bestätigt sie, schwelgt darin, um sie anschliessend zu brechen. So hat er das Überraschungs­moment auf seiner Seite. Und damit die Lacher, diese harte Währung des Kabaretts.

  • Vorstellungen: 4./5. Januar, jeweils 20 Uhr. Tabourettli, Theater Fauteuil, Spalenberg 12.www.fauteuil.ch

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 04.01.13

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