Wörterbuch lag 250 Jahre im Keller der Uni, jetzt wird es endlich gedruckt

Als Druckwerk wäre es zur Sensation geworden, sind die Linguisten der Uni Basel überzeugt. Aber das handschriftliche Manuskript des grössten deutschen Wörterbuchs seiner Zeit musste 250 Jahre auf seine Entdeckung und Würdigung warten.

Ein Sprachwissenschaftler stiess im Keller der Basler Universitätsbibliothek auf das vergessene Manuskript für das grösste Deutsche Wörterbuch des 18. Jahrhunderts.

Gemeinhin gilt das Deutsche Wörterbuch, das die Gebrüder Grimm (jawohl, die berühmten Märchenerzähler) 1838 lanciert hatten, als der grosse Meilenstein der deutschen Sprachwissenschaft. Vollendet wurde das Werk allerdings erst 1961, also nach mehr als 120 Jahren.

Bereits 100 Jahre vor den Gebrüdern Grimm hatte der Basler Professor Johann Jakob Spreng (1699–1778) ebenfalls ein grosses Deutsches Wörterbuch verfasst. Und fertiggestellt: Auf knapp 100’000 handschriftlichen Zetteln hatte er ein Manuskript für ein historisch-etymologisches Wörterbuch niedergeschrieben.

Es wäre das grösste deutsche Wörterbuch seiner Zeit geworden. «Eine Sensation», lässt sich Heinrich Löffler, emeritierter Sprachwissenschaftler der Universität Basel in einer Medienmitteilung zitieren.

Aber es blieb eben beim Konjunktiv: Das Werk wurde nie gedruckt, weil sich nicht genügend Kaufinteressenten auftreiben liessen. Das Bewusstsein für das neue Deutsch als Hochsprache oder gar als Wissenschaftssprache sei noch nicht verbreitet gewesen, schreibt die Uni: «Spreng war seiner Zeit um Jahrzehnte voraus.»

20 Bände und 30’000 lose Zettel

Der Druck und die Veröffentlichung sollen nun nachgeholt werden. Dass das überhaupt möglich wird, ist einem Zufall zu verdanken. Heinrich Löffler ist bei einer Recherche zum ältesten Baseldeutschen Wörterbuch «Idioticon Rauracum» vom selben Verfasser in den Keller der Unibibliothek gestiegen. Dort hat er das Werk entdeckt, das 250 Jahre lang nicht beachtet worden war.

Um das «Grosse Glossarium der deutschen Sprache» von Spreng veröffentlichen zu können, ist nun viel Fleissarbeit nötig. Das Werk besteht aus 20 Bänden mit eingeklebten Zetteln und 30’000 losen Zetteln, die in einer grossen Schachtel lagen. Einen ersten Eindruck des Mammutwerks erhält man ab dem 30. Mai in einer Ausstellung in der Unibibliothek.

«Ein sprachlicher Jahrhundertschatz wird gehoben». Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel zum 250. Todestag von Johann Jakob Spreng.  Ab 30. Mai bis 1. September 2018, unter anderem mit einem Probeband zur künftigen ersten Edition von Sprengs Wörterbuch..

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