Am Samstag taufen die Basler Senkrechtstarter Serafyn ihr Debütalbum «Foam» im «Parterre». Sängerin und Gitarristin Anna Erhard bleibt gelassen. Die 27-Jährige scheint weder der schnelle Erfolg im Internet, noch der Basler Pop-Preis oder das anstehende Heimspiel aus der Ruhe zu bringen.
Mit «Take to the Skies» haben Sie vor zwei Jahren einen Überraschungserfolg gelandet. Bis heute holte der auf Soundcloud knapp 230’000 Klicks. Die neue Single «Good Thing» hat bisher nur etwas über 9000 Aufrufe auf YouTube, 1300 auf Soundcloud. Macht Ihnen das Sorgen, nachdem Sie als Internetwunder bekannt wurden?
Überhaupt nicht. Soundcloud hat heute nicht mehr die gleiche Bedeutung wie vor zwei Jahren. Mir sind Klickzahlen auch nicht so wichtig. Seltsamer fände ich es, wenn sich das Phänomen von «Take to the Skies» genau so wiederholt hätte.
Wieso?
«Take to the Skies» wurde nur so oft gehört, weil der englische Songwriter Fink den Song empfohlen und geteilt hat.
Und «Good Thing» mag er nicht mehr?
Doch, doch. Er hat das Album gehört und gab uns ein gutes Feedback. Wir haben immer noch Kontakt und konnten auch bei ihm im Vorprogramm auftreten.
Sie haben die «Tellerwäscher-Karriere» des Musikbusiness hingelegt: von der Strasse auf die Showbühne. Spielen Sie manchmal noch auf der Strasse?
Wir kommen schlicht nicht dazu. Erst haben wir viel fürs Studio geprobt, nun gehen die Konzerte los. Da fehlt die Energie, dazwischen noch auf die Strasse spielen zu gehen. Aber wir spekulieren darauf, es im Sommer wieder zu tun. Weil es einfach lässig ist.
Was ist der Unterschied zu Konzerten auf der Bühne?
Es ist sehr spontan und man hat nicht die «Wir-stehen-oben-ihr-unten-Situation». Auf der Strasse fliesst es organischer, dafür hast du auf der Bühne mehr Energie.
Als Sie 2015 den Pop-Preis gewannen, wunderten sich einige, warum eine derart junge Band die Spitzenförderung erhält. Böse Zungen lästerten: Die brechen schon mit dem ersten Album auseinander. Haben Sie selber solche Reaktionen gehört?
Ich nicht. Aber ich komme ja aus Chur, bin relativ neu in der Basler Musikszene und nicht dauernd überall dabei. Darum bin ich immer wieder überrascht, wenn ich eine tolle Band wie kürzlich die Scratches entdecke und staune: Was, die sind aus Basel!
Ihr Weg war ungewöhnlich für eine Folk-Band: Erst spielten Sie als Support für Punkrock-Bands in illegalen Klubs, später dann in der Kaserne zusammen mit Rockbands am Festival des Czar-of-Cricket-Labels.
Der Auftritt beim Czar-Fest kam natürlich über Lucas, der mit dem Label-Betreiber Freddy Rotter bei Zatokrev spielt. Rotter hat uns anfangs beraten und die «Quantum Leap»-EP erschien auf seinem Label. Er hat auch den Kontakt zum heutigen Management vermittelt.
Sie wurden schnell gross. Nach dem Pop-Preis folgte eine Europatour, beim M4Music-Festival traten Sie vor der versammelten Schweizer Musikbranche auf. Das kann für eine unerfahrene Band schwierig werden.
Es ging sehr schnell. Vor allem am Anfang mit dem Internet-Zeug. Da nimmt man im Schlafzimmer zwei Singles auf und los gehts.
Die Vinylversion des Albums steht auf Ihrer Kommode. Hoffen Sie, dass man bald nur noch über die Band mit den tollen Songs spricht und nicht mehr das Klickwunder?
Das wäre natürlich das Schönste.
Die Klickrate ist Ihnen wirklich egal?
Nicht egal. Gerade haben wir eine E-Mail aus Frankreich erhalten, dass «Gold» – ein Song, der nicht auf dem Album ist – dort in den Viral-Charts von Spotify auf Platz 15 steht. Wir haben keine Ahnung, wie das kam. Es ist spannend, was im Netz geht.
Viele Musiker verdammen Spotify, weil diese Streaming-Plattform zu wenig Tantiemen an Künstler ausschütte.
Uns hat das Netz sicher viel gebracht. Ich glaube, es wäre ein wenig dumm, diese Wege nicht zu nutzen. Wir wollen unsere Musik verbreiten und nutzen dazu jede Möglichkeit.
Und jetzt geht es erst richtig los?
Wir haben die letzten drei Jahre dauernd etwas gemacht. Jetzt geht es nicht los, jetzt geht es einfach weiter.
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Serafyn, «Foam»: Plattentaufe am Samstag, 25. Februar, 20.30 Uhr, Parterre Basel.