Zwischen den Schlägen, zwischen den Stilen

BScene ist nicht das einzige Festival der Region, das die Nächte des kommenden Wochenendes in die Länge ziehen wird. Drüben im Lörracher Burghof steigt die dritte Ausgabe von «Between The Beats» – drei Tage in den neusten Nischen des Indiepop.

Kid Simius: «Surf'n'Bass» nennt der junge Musiker die Nische, die er für sich eingerichtet hat.

BScene ist nicht das einzige Festival der Region, das die Nächte des kommenden Wochenendes in die Länge ziehen wird. Drüben im Lörracher Burghof steigt die dritte Ausgabe von «Between The Beats» – drei Tage in den neusten Nischen des Indiepop.

Du bist Deutschland. Hatte sich das feine Festival «Between The Beats» drüben in Lörrach in seinen beiden ersten Ausgaben noch weiter umhergeschaut und Headliner aus Irland oder Dänemark verpflichtet, gehören kommendes Wochenende zumindest die Hauptspielzeiten dem landeseigenen Schaffen. 

Wobei auch diese Klammer rasch gesprengt ist: das Geschwisterduo Hundreds aus Hamburg und die Elektropop-Tanztruppe Laing aus Berlin, denen donnerstags und samstags im Burghof die grossen Auftritte gehören, singen entweder ausschliesslich auf Englisch oder haben sich im Fall von Laing einen Stil zu eigen gemacht, bei dem die Qualität sowieso eher im global rezipierbaren Kuschelelektro denn im deutschen Wort liegt.

Und dann ist da noch Kid Simius. Der lebt zwar mittlerweile in Berlin, stammt aber aus Andalusien – und hat, wenn auch nicht den Flamenco, so doch ein Gespür für einen ungewöhnlichen Soundmix mitgenommen. Als er sich vor fünf Jahren für die Musik entschied, zog er als einer von vielen Anfangszwanzigern mit einem massigen Kreativitätsrucksack in die deutsche Metropole.

Unterschlupf fand er vorerst in der Backingband des deutschen Rappers Marteria. In dessen Bühnenband fiel der Krauskopf mit den markanten Koteletten bald auf – nicht nur aufgrund seines musikalischen Talents, das sich schnell in den verschiedensten Stilen zurechtfand, auch im Hip-Hop, der kaum seine Herkunftsdomäne ist.

Kid Simius verspricht Schubkraft und Ekstase

Für Marterias Zweitprojekt Marsimoto, die elektronischere, effektstärkere und facettenreichere Version seines etwas gar konsensuell produzierten Raps, steuerte Kid Simius als Produzent ausserdem die Beats bei. Und dass er davon was versteht, bewies er bald im Alleingang. Nach den Shows von Marteria beheizte Kid Simius als Tour-DJ die Partys weiter, wodurch er sich schnell von der Ziehcrew emanzipierte. Schaut man in die Clips seiner DJ-Sets rein, versteht man wieso: nicht nur seine Beats, auch seine Bühnenperformance als DJ-Rampensau sorgen für gehörig Schubkraft und entsprechend Ekstase im Publikum.

Der musikalische Selbstfindungsprozess des Vielbegabten fand 2010 mit einer EP ein erstes Fazit: «Who The Fuck Is Kid Simius» wurde da gefragt, und die Antwort gleich selbst gegeben: einer, der seine Ohren offen hat für einen Sound, der als «Elektro» nur hälftig beschrieben sein will, seine Form jedoch noch nicht gefunden hat.

Letztes Jahr hingegen veröffentlichte er seinen ersten Longplayer «Wet Sounds», und der Hinweis auf «Pet Sounds», das Meisterwerk der Beach Boys, ist selbstbewusst und doch passend gewählt. Kid Simius hat den Surf-Rock entdeckt – und ihn einfach mit den basslastigen, tiefen Beats aus seinen Clubnächten verschmolzen.

Dass dieser Crossover mehr bietet als einen plumpen Remix des Pulp-Fiction-Sounds, beweist er in ausgeklügelten Titeln wie «Hola Chica!», das musikalisch einiges raffinierter daherkommt, als es der Partytitel ankündigt.

Kid Simius jagt die gängigen Knatterriffs des melodischen Surf-Sounds durch seine Sequenzer, bis nur noch ein fremdes Echo davon übrig ist – um sie Sekunden später, wenn der Track auf einen Höhepunkt hin eilt, wieder in vollem Retro-Charme hervorrattern zu lassen. «Surf’n’Bass» nennt er seine Nische, die er für sich eingerichtet hat. Ob daraus nach «Wet Sounds» noch mehr zu schöpfen ist als dieser kurze, grosse Spass, wird sich zeigen. Für eine hitzige Feiernacht taugt es allemal.

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Between The Beats: Burghof Lörrach, 5. bis 7. März 2015. Ab 20 Uhr.

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