Sabine Schaschl, die Direktorin des Kunsthauses Baselland, verbringt den kommenden Herbst in London – dank eines Landis & Gyr-Stipendiums.
Die Werk- und Atelierstipendien der Landis & Gyr Stiftung mit ihren Atelierplätzen in London und Berlin sind beliebt. Hier geht es nicht um Nachwuchsförderung, sondern um die Förderung von Kulturschaffenden, die bereits ein anerkanntes Werk vorweisen können. Sabine Schaschl, die Direktorin des Kunsthauses Baselland, ist so jemand. Seit zehn Jahren leitet die Österreicherin das Haus an der Birs, und das so erfolgreich, dass sie in dieser Funktion schon mehrere Preise entgegennehmen durfte – zuletzt 2010 den Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres, verliehen von der Republik Frankreich.
Dass Sabine Schaschl nun ein Werkstipendium der Landis & Gyr Stiftung im Bereich Kulturkritik einheimsen konnte, überrascht nicht. Aber es wirft Fragen auf. Beispielsweise jene, ob die sechs Monate in London der erste Schritt weg vom kleinen Kunsthaus in die grosse Welt hinaus sein könnten. Immerhin ist das kürzlich bei Fanni Fetzer passiert, die während ihres Landis & Gyr-Stipendiums vom Kunsthaus Langenthal ans Kunstmuseum Luzern wechselte. Sabine Schaschl aber winkt ab: «Wegzugehen, das ist ja nicht nur ein Schritt. Das braucht viele kleine Schritte», sagt sie. Klar sei der Gedanke an einen möglichen Ortswechsel nach zehn Jahren da. Doch ihre Ansprüche seien hoch – es dürfe nicht einfach ein Wechsel um des Wechsels Willen sein, sondern die Parameter müssten stimmen. «Wir arbeiten hier zwar mit einem kleinen Budget», erklärt sie. «Aber wir sind ein tolles Team. Und das eine einfach gegen das andere auszutauschen, das müsste schon Sinn machen.»
Vorerst also wird sie wohl nur die sechs Monate wegbleiben, in London, von August 2012 bis Januar 2013. Während dieses halben Jahres wird sie sich einen Überblick über die aktuelle britische Kunst verschaffen, und sie will sich intensiv mit der Grossbritannien eigenen Institutionalisierung von Kunstvermittlung auseinandersetzen. «Mir ist aufgefallen, dass Künstler dort ihre Werke in der Entstehung bereits auf eine Vermittlung hin anlegen, damit sie für Ausstellungen überhaupt noch berücksichtigt werden», erklärt sie ihr Interesse dafür. «Das läuft ganz anders als hier in der Schweiz.» Während ihrem Auslandaufenthalt wird sie ihre Funktion als Direktorin des Kunsthauses trotzdem ausführen, das Kuratieren jedoch zumindest für die Herbstausstellung einer Kollegin, Nadia Schneider Willen, überlassen. Für die «Regionale» 2012 aber hat sie bereits wieder eigene Pläne. «Nur ausführen muss die wohl jemand anders», meint sie.
Umzug auf Dreispitz wird konkreter
Für wie lange sie danach dem Kunsthaus Baselland erhalten bleibt, das weiss heute keiner. Ebensowenig, ob sie noch da sein wird, wenn und falls das Kunsthaus den Umzug aufs Dreispitzareal wagt. Seit einem Jahr wartet das Team auf den Entscheid der Baselbieter Regierung, immer wieder verzögert er sich. «Eine leidige Sache», nennt Schaschl die Warterei. Doch es tue sich was, eröffnet sie. Noch seien keine Nägel mit Köpfen gemacht, doch die Signale von der Regierung seien gut, dass der Umzug trotz der finanziellen Schwierigkeiten des Kantons doch noch in Angriff genommen werden könne.
Angesprochen darauf, ob der Umzug denn überhaupt ihr Wunsch sei, meint Schaschl: «Es ist klar, dass das Kunsthaus Baselland auf den Dreispitz muss.» Die Nähe zu den anderen dort angesiedelten Kunstbetrieben, -ateliers und der Kunsthochschule würde dem Haus nur gut tun. Doch gleichzeitig wäre mit dem Bezug des geplanten Neubaus auch ein Risiko verbunden. «Es braucht ein klares Bekenntnis, sonst kann man diesen Plan nicht umsetzen», sagt sie. Ob mit dem aktuellen Jahresbudget des Kunsthauses von 500’000 Franken das ambitionierte Vorhaben machbar sei, müsse man genau anschauen.
Damit spricht Schaschl ähnliche Problempunkte an, die man auch schon beim Haus für elektronische Künste, das zusammen mit dem Kunsthaus Baselland den Neubau teilen soll, herausgeschält hat. Auch dort weiss man, dass sich mit dem Neubau etwa die Betriebskosten zwingend erhöhen würden. Ginge das nicht mit einer Budgeterhöhung einher, müsste das Geld vom Ausstellungsbetrieb abgezwackt werden. Die Konsequenz: Weniger Spielraum bei der Programmierung der Ausstellungen. Und das fänden sicher nicht nur die Direktorinnen schade.