Eine Umfrage unter Baselbieter KMU stellt fest: Zwei von drei Unternehmen fühlen sich durch den starken Franken nicht bedroht. Sorgen machen sich vor allem die Branchen mit vielen Arbeitsplätzen.
Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) hat schnell reagiert. Am 15. Januar fiel der Euro-Mindestkurs und die Schweizer Wirtschaft ächzte auf. Unternehmen, die ihre Produkte ins Ausland verkaufen, wurden über Nacht 20 Prozent teurer. Vage Befürchtungen, konkrete Auswirkungen und Katastrophenszenarien wurden medial herumgereicht.
Um das Ausmass dieses Währungsschocks besser verstehen zu können, bat die BLKB ihre rund 6000 Firmenkunden in einer Umfrage um deren Einschätzung. Die ersten Ergebnisse wurden am Mittwoch vorgestellt.
Zuerst die guten Neuigkeiten: Fast 60 Prozent der Baselbieter Unternehmen sehen ihr Geschäft durch den erstarkten Franken nicht bedroht. Einige profitieren sogar davon, etwa weil sie Rohstoffe und Halbfabrikate (in der untenstehenden Grafik «Vorleistungen» genannt) nun günstiger in der EU beziehen können.
Umgekehrt heisst das jedoch, dass fast jede zweite Firma negative bis stark negative Folgen befürchtet. Ein Umstand, der gemäss Beat Oberlin, CEO der BLKB, unbedingt ernst zu nehmen sei.
Knapp 43 Prozent der Unternehmen befürchten, dass sich der starke Franken negativ auf ihr Geschäft auswirkt. (Bild: BAK Basel)
Ausgewertet wurde die Umfrage vom Forschungsinstitut BAK Basel. Dessen Vorsitzender, Marc Bros de Puechredon, wies insbesondere auf die hohe Rücklaufquote bei der Umfrage hin. So seien rund 20 Prozent der Fragebögen innert kürzester Zeit zurückgekommen, ein «überdurchschnittlicher» Wert. «Das zeigt, wie gross die Betroffenheit in den Unternehmen ist. Sie verspüren offenbar das Bedürfnis, über ihre Lage zu sprechen», sagt de Puechredon.
Die grössten Sorgen machen sich die Unternehmen aus den Branchen Chemie/Pharma/Biotech, Investitionsgüterindustrie (z.B. Maschinenbau), Motorfahrzeughandel und Gastgewerbe. Es fühlen sich also insbesondere diejenigen Unternehmen besonders bedroht, welche eine grosse Anzahl Arbeitsplätze anbieten. Am anderen Ende der Betroffenheitsskala finden sich etwa die Land- und Forstwirtschaft, das Baugewerbe und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen.
Weiter wurden die Firmen gefragt, mit welchen Massnahmen sie den Folgen des erstarkten Frankens begegnen wollen. Hier zeigt sich, dass manche Unternehmen in ihrer Existenz bedroht sind. Denn wer nicht wenigstens von günstigeren Einkaufspreisen profitieren kann, wird wohl Mitarbeiter entlassen müssen.
Obwohl in den Medien zuletzt viel über Lohnsenkungen geschrieben wurde, sehen nur knapp zehn Prozent der Unternehmen darin ein probates Mittel, um die Währungseffekte abzudämpfen. Erfreulich: Nicht einmal fünf Prozent können sich vorstellen, ganz oder teilweise ins Ausland wegzuziehen.
(Bild: BAK Basel)
De Puechredon gibt zum Schluss seiner Ausführungen zu bedenken, dass diese Ergebnisse mit Vorsicht zu geniessen seien, da es sich dabei um subjektive Einschätzungen der Unternehmer handle. Die Befragung habe nur wenige Tage nach dem 15. Januar stattgefunden, als die Unsicherheit noch sehr gross gewesen sei: «Unsicherheit erhöht die Betroffenheit.»
Eine weitere Relativierung der Umfrageergebnisse steuert Christoph Buser bei. Denn natürlich darf der Direktor der Wirtschaftskammer Baselland bei einer Veranstaltung über Unternehmen im Baselbiet nicht fehlen. «Es gibt Gewinner und Verlierer des starken Frankens.» Er sei nach zahlreichen Gesprächen mit Unternehmern zur Überzeugung gelangt, dass mehr Firmen von der Währungssituation profitieren als darunter leiden würden.