Irgendwann hatte Stephan Bachmann, Präsident der Basler Privatspitäler, seine Wut nicht mehr im Griff: «Es ist völlig absurd, wenn in einem Provinzkaff wie Laufen ein universitärer Spitalstandort entsteht!», sagte er nach einer Stunde – ganz so, als sässe er mit Freunden am Stammtisch und nicht vor Journalisten an einer Medienkonferenz.
Bachmanns Wut richtet sich gegen die von Baselland und Basel-Stadt geplante Spitalgruppe. Sein Ärger erwächst daraus, dass die kantonalen Gesundheitsdirektoren nicht auf die Anliegen der Privatspitäler eingingen.
Von der Vernehmlassungsvorlage bis zum jetzt unterschriebenen Staatsvertrag habe sich fast gar nichts geändert, moniert Bachmann. Dabei hätten er und die Vertreter der Baselbieter Privatspitäler bereits vor einem Jahr klar und deutlich formuliert, was ihnen an der Spitalfusion nicht passte.
«Kosten steigen nach der Fusion»
Bachmann und Co. meldeten damals Bedenken an, dass das neue Universitätsspital Nordwest eine Monopolstellung einnehmen und die Privatspitäler an den Rand drängen werde. Konkret: Der Kanton könnte seine Doppelrolle als Spitaleigner und Vergeber von Leistungsaufträgen missbrauchen. Darunter leiden würden die Privatspitäler, weil sie vielleicht einen bestimmten Eingriff nicht mehr durchführen dürften.
An der Medienkonferenz am Mittwoch stand die Kritik an dieser Doppelrolle nicht mehr im Vordergrund. Es gehe ihnen bei der Kritik nicht ums eigene Portemonnaie, sondern um eine gute Gesundheitsversorgung in der Region und das Wohl der Patienten, sagte Tibor Somlo vom Basellandschaftlichen Verband der Privatkliniken (BLVPK).
Die Ziele der Gesundheitsdirektoren, nämlich die Gesundheitsversorung zu optimieren und die Kosten zu dämpfen, würden mit den vorliegenden Plänen definitiv nicht erreicht, so Somlo. «Im Gegenteil: Es ist anzunehmen, dass die Kosten nach einer Fusion steigen werden.»
Realistisch sei zum Beispiel, dass irgendwann in Liestal, Basel und Laufen der gleiche Basispreis gelte, mit dem die Kosten der stationären Behandlungen berechnet werden. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu einer Kosteneinsparung führen wird», erklärte Andreas Jäschke, der BLVPK-Vizepräsident. Gleichgesetzte Basispreise würden vielmehr zu einer Verzerrung führen. Die Leidtragenden seien die Privatspitäler, da sie keine Erhöhung ihrer Basispreise erwarten dürfen.
Was die Kantone planten, sei «definitiv nicht visionär», sagt Bachmann. Visionär wäre, einen neuen Standort in Baselland auf der grünen Wiese aufzubauen, wie dies nun einige Chefärzte am Kantonsspital Baselland forderten. Einfach die Strukturen in Liestal, Laufen und auf dem Bruderholz zu erhalten und gar zu «zementieren» sei alles andere als visionär.
Bessere Lösung sei möglich
Man müsste nur fünf erfahrene Ärzte und fünf Ökonomen für einen Tag an einen Tisch setzen mit der Aufgabe, eine sinnvolle Lösung zu erarbeiten, sagt Bachmann. Diese würden schnell darauf kommen, ein neues Spital an einem neuen Standort aufzubauen. Die Planung, wie sie bei den Kantonen und Spitälern lief, sei hingegen «so provinziell wie der Name ‹Universitätsspital Nordwest›».
Die Vorlage, die mit den unterschriebenen Staatsverträgen auf dem Tisch liegt, sei «absolut verpolitisiert und weit weg von einer sinnvollen Lösung, die sich am Wohl der Patienten orientiert».
Die Verbände der Privatspitäler empfehlen deshalb, die Staatsverträge abzulehnen, wenn diese voraussichtlich im Februar 2019 zur Abstimmung kommen. Und sie «werden sicher einen Abstimmungskampf gegen die Fusion führen», kündigte Bachmann an.
Im Herbst sind erst einmal die Kantonsparlamente am Zug, die zu den Staatsverträgen Ja oder Nein sagen können. Änderungen sind dabei nicht mehr möglich.