Acht Argumente, die für eine Einheitskasse in der Schweiz sprechen

Sinkende Prämien, weniger unnötige Kosten, langfristiges Denken. Die Argumente der Befürworter der Einheitskasse auf einen Blick.

Eine Einheitskasse beende den Pseudowettbewerb, sagen die Befürworter. (Bild: Nils Fisch)

Sinkende Prämien, weniger unnötige Kosten, langfristiges Denken. Die Argumente der Befürworter der Einheitskasse auf einen Blick.

Die Gesundheitskosten steigen seit Jahren stetig. Grund dafür sind unter anderem die alternde Bevölkerung und immer umfassendere Behandlungsmöglichkeiten. Allein im Jahr 2012 beliefen sich die Ausgaben für Spitalaufenthalte, Arztbesuche, Pflege und Medikamente auf 68 Milliarden Franken. Und jedes Jahr steigen die Krankenkassenprämien um durchschnittlich 4,5 Prozent, berechnete der Krankenkassenverband Santésuisse (ausgehend von 1996 bis heute).

Auch dieses Jahr rechnet Santésuisse mit einem saftigen Prämienanstieg um rund 4,5 Prozent. Ob bei einer Annahme der Einheitskasse die «Prämienexplosion» tatsächlich gestoppt würde, wie das die Initiantinnen und Initianten behaupten, ist offen.

Eine SP-Studie kommt zum Schluss, dass eine öffentliche Krankenkasse effizienter arbeiten würde, da sie langfristig daran interessiert sei, die Kosten zu senken. Die Rede ist von Fallbegleitung, strukturierten Behandlungsprogrammen und mehr Prävention. «Über 60 private Krankenversicherungen veranstalten einen teuren bürokratischen Pseudowettbewerb», sagt die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr im TagesWoche-Interview. «Heute verschleudern die privaten Kassen rund 325 Millionen unserer Prämien für Werbekampagnen und Wechselkosten.» Sobald eine Versicherung höhere Risiken nicht mehr über Risikoselektion loswerden könne, beginne sie, sich so um diese zu kümmern, dass deren Kosten langfristig sinken würden: «Diese Strategie machte es etwa der Suva möglich, die Prämien in den letzten Jahren zu senken.»

Das sind die Pro-Argumente:

1. Keine falschen Anreize

Es geht den Krankenkassen in erster Linie um die jungen und gesunden Kunden, da diese rentabel sind, meinen Befürworter. Chronisch Kranke und ältere Versicherte bleiben auf der Strecke, weil es sich nicht lohnt, sich um sie zu kümmern. Diese Anreize sollen korrigiert werden, damit Risikopatienten nicht schikaniert werden.

2. Kosten sparen

Eine öffentliche Krankenkasse hätte ein Interesse daran, die teuren Patienten auch gut zu behandeln. Durch gezielte Programme (wie Fallbegleitung oder strukturierte Behandlungsprogramme) könnten dort Kosten gespart werden, wo sie am höchsten sind. Langfristig würden alle Versicherten von diesen Kosteneinsparungen profitieren.

3. Kein Pseudowettbewerb mehr

Der Pseudowettbewerb soll beendet werden. Obwohl die insgesamt 60 Krankenkassen mit der Grundversicherung ein klar definiertes und identisches Produkt anbieten, gebe es «vollkommen unterschiedliche Preise». Bis zu 300’000 verschiedene Produkte werden laut den Initianten von den Versicherungen angeboten. Deshalb wollen sie den «intransparenten Kassendschungel lichten».

4. Verwaltungs- und Marketingkosten

Die Kassen bezahlen bis zu 350 Millionen Franken für unnötigen Verwaltungs- und Marketingaufwand. Dieses Geld könnte mit einer einheitlichen Kasse eingespart werden. Auch Millionensaläre von Kaderangestellten und Managern wollen die Initianten verhindern.

5. Es funktioniert anderswo bereits

Die AHV und Suva zeigen, dass öffentliche Versicherungen vorbildlich funktionieren. Dort steht das Wohl der Versicherten im Mittelpunkt.

6. Mehr Prävention, weniger kurzfristiges Denken

Für die öffentliche Krankenkasse lohnt es sich, in Gesundheitsförderung und Prävention zu investieren. Zum Beispiel könnten Ernährungsberatungen das Krebsrisiko um ein Vielfaches verringern. Die privaten Krankenkassen kümmern sich nicht darum, weil sie kurzfristig denken.

7. Klare Trennung von Grund- und Zusatzversicherung

Eine strikte Trennung von Grund- und Zusatzversicherung ist im bestehenden System nicht durchsetzbar. Die öffentliche Krankenkasse würde dies auf einen Schlag ermöglichen.

8. Weniger Bürokratie

Es braucht weniger Tarifverhandlungen und Wirtschaftlichkeitskontrollen. Das sorgt insgesamt für weniger Bürokratie – die Ärzte könnten sich also mehr Zeit für ihre Patienten nehmen.

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