Hans-Peter Wessels kündigt seinem Velo die Liebe. Der Regierungsrat will jetzt Autofahren lernen – und bereitet Basel schon mal auf diese neue Ära vor.
Der Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels ist ein unverbesserlicher Romantiker. Ob strömender Regen oder heftiger Schneefall: Wessels lässt sein Zweirad nie alleine. Er kann die Finger einfach nicht von seinem schwarzen Speedy lassen. Nun wird die jahrzehntelange Liebe aber ernsthaft auf die Probe gestellt, wie uns vor Kurzem zugetragen wurde.
Der Regierungsrat will nämlich etwas Neues ausprobieren, die andere Seite der Welt entdecken, das Kribbeln wieder spüren. Also tut Wessels, was Männer halt so tun in diesem Alter, wenn sie schon ganz oben auf der Karriereleiter angekommen sind. Er macht etwas Irrationales: den Führerschein. Mit 50.
Für die Ferien und so
Fahrstunden habe er zwar noch keine genommen, nicht mal für die Theorieprüfung gebüffelt, sagt er. «Aber ich habe mir vorgenommen, in den nächsten Jahren Autofahren zu lernen.» Es sei gerade für die Ferien nicht schlecht, wenn man den Führerschein habe.
Eine äusserst gute Idee, finden wir. Es kann nicht schaden, wenn gerade ein Verkehrsdirektor bei seinen Entscheidungen auch weiss, was Autofahren überhaupt bedeutet. Ein bisschen mulmig wird uns bei der Vorstellung aber schon, künftig von einem schallend lachenden oder gar mit herausgestreckter Zunge hinter dem Steuer sitzenden Wessels überholt zu werden. Vielleicht kommt es aber gar nicht so weit. Denn langsam leuchtet uns ein, weshalb er derart hartnäckig den ÖV und die Velowege ausbaut und die Autos aus der Stadt verbannt: Der «Hampe» braucht die Fahrbahn für sich! Als Sozi denkt er immer an alle statt an wenige – und allen kann er seine Überholmanöver unmöglich zumuten.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 15.03.13