Alle gegen Handelskammer-Chef Franz Saladin

Franz Saladin ist in Ungnade gefallen. Der Direktor der Handelskammer beider Basel wird von Exponenten seiner eigenen Partei im Verbund mit der «Basler Zeitung» heftig attackiert. Dahinter stecken handfeste Interessen.

Handelskammer-Direktor Franz Saladin. (Bild: Claude Giger)

Franz Saladin ist in Ungnade gefallen. Der Direktor der Handelskammer beider Basel wird von Exponenten seiner eigenen Partei im Verbund mit der «Basler Zeitung» heftig attackiert. Dahinter stecken handfeste Interessen.

Man könnte es selektive Empörung nennen: In der «Schweiz am Sonntag» attestieren der ehemalige Wirtschaftskammer-Boss Hans Rudolf Gysin, der frühere Nationalratskandidat Martin Wagner und Handelskammer-Direktor Franz Saladin, allesamt Mitglieder der Baselbieter FDP, dem Sozialdemokraten Claude Janiak, einen guten Job als Ständerat in Bern zu machen. 

In der «Basler Zeitung» schreibt man seither mit erhöhter Tourenzahl. Attackiert wird aber nur einer aus dem Trio: Franz Saladin. «In der Bedeutungslosigkeit verschwunden», titelte das Blatt am Mittwoch und mobilisiert auch gleich die eigene Leserschaft. In einer Umfrage will man wissen, ob Saladin einen guten Job mache. Das Resultat wird, so viel darf man vermuten, klar ausfallen.

Franz Saladin: «Als Direktor der Handelskammer muss ich die Interessen der Wirtschaft vertreten, keine Parteipolitik betreiben.»

Saladin ist in Ungnade gefallen. Er sei weder präsent noch greifbar. Er unterstütze offen einen Linken. Er inszeniere sich über Gebühr selber. Er sei sowohl intern wie auch in der eigenen Partei umstritten. Doch weshalb wird nun das publizistische Sperrfeuer auf Saladin eröffnet?

«Ich kann das nicht nachvollziehen», sagt der Attackierte auf Anfrage. «Ich portiere überhaupt niemanden, ich habe bloss gesagt, dass die Zusammenarbeit mit Claude Janiak gut sei.» Etwas anderes steht auch in der «Schweiz am Sonntag» nicht, den Vorwurf des Hochverrats hat ihm sein Lob gleichwohl eingebracht.

Dass ein Linker die regionalen Wirtschaftsinteressen vertritt, das kann und darf nicht sein. Zumal die FDP sich fest vorgenommen hat, Janiak aus dem Ständerat zu vertreiben.

Er habe keine Scheuklappen, weder gegen links noch gegen rechts, versichert Saladin. «Als Direktor der Handelskammer muss ich die Interessen der Wirtschaft vertreten, keine Parteipolitik betreiben.»

Das wird Saladin nun im Baselbiet übelgenommen. Als Kronzeuge gegen Saladin tritt FDP-Landrat Andreas Dürr auf. In der Baselbieter Politik ist der Rechtsanwalt bislang nicht weiter aufgefallen. Und wenn, dann als leiser, konzilianter Sprecher.

Im Dunstkreis der Wirtschaftskammer

In der BaZ dagegen schimpft Dürr ungebremst über Saladin und die Handelskammer beider Basel (HKBB). Als Rechtsanwalt weiss er um die Wirkung seiner Worte. Er weiss, wann es erforderlich ist zu taktieren, wann anzugreifen. Und diesen Moment sah Dürr offenbar gekommen. 

Andreas Dürr ist einer der zahlreichen FDP-Politiker im Baselbiet, die im Dunstkreis der Wirtschaftskammer gross geworden sind. Er ist Teil des «Legal Teams», der Rechtsabteilung des KMU-Verbands. Hat ein Mitglied juristische Fragen, kann er sich an Dürr wenden. Dieser bezieht kein Honorar von der Wirtschaftskammer, sein Service ist eine Art Frondienst.

Auf Anfrage bestreitet Dürr, seine Attacke sei in Absprache mit der Wirtschaftskammer erfolgt. Selbst unter bürgerlichen Politikern glaubt das keiner der Angefragten. Sich offen dazu äussern will man nicht, zu mächtig ist der Verband in der Baselbieter Politik.

Auch Christoph Buser selbst stellt in Abrede, mit dem Angriff irgendetwas zu tun zu haben. Buser ist Direktor der Wirtschaftskammer und fester Kolumnist bei der BaZ. Bis vor Kurzem war er auch Mitglied des Verwaltungsrats des Medienunternehmens.

Harte Konkurrenten

Seine Rivalität mit Saladin ist weit herum bekannt. Sie basiert vor allem auf der Konkurrenz der Verbände. Die Handelskammer bereitet sämtliche nationalen Abstimmungen vor, das spült reichlich Geld in die Kassen der Organisation, der viele der grossen Player in der Region angeschlossen sind. Die Wirtschaftskammer, die sich mit der Kantonalpolitik beschäftigen darf, schielt schon lange auf diese Gelder.

Kaum gefallen dürfte Buser auch, dass die Handelskammer in seinem Revier auf dem Vormarsch ist. «Wir sind stark am Wachsen im Baselbiet», sagt Saladin. Nicht jedem KMU im Landkanton gefällt das zuweilen dickbäuchige Auftreten der Wirtschaftskammer.

CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider: «Die Handelskammer macht einen ausgezeichneten Job.»

Dass die Wirtschaftskammer höhere Ansprüche hat, als die Interessen des Malermeisters aus Titterten und der Coiffeuse aus Reinach zu vertreten, das wurde Ende Januar letztmals deutlich. Im Regierungswahlkampf nahm Buser die damalige FDP-Kandidatin Monica Gschwind an ein Treffen zwischen Unternehmern und Regierungsräten mit. Geredet wurde etwa über die Frankenschwäche. Und Gschwind durfte sich wie selbstverständlich an den Regierungstisch setzen.

Die Handelskammer gibt sich deutlich zurückhaltender. Am Geschäftssitz an der Basler Aeschenvorstadt betreibt man keine Machtpolitik, sondern macht Lobby- und Netzwerkarbeit.

Das sorgt gerade bei der Baselbieter FDP immer wieder für Unverständnis. Dass die Handelskammer vor der Baselbieter Fusionsabstimmung Position bezog für die Prüfung des Zusammenschlusses der beiden Basel, hat man ihr nicht verziehen. Gerade für die FDP ist es eine Raison d’être, dass sie als Wirtschaftspartei nicht infrage gestellt wird.

In der Partei abgeblitzt

Andere Vorwürfe an die Adresse Saladins sind kaum nachvollziehbar, glaubt man internen Quellen. So wird ihm angekreidet, er würde sich bei seiner Partei kaum blicken lassen. In der FDP hat man diese Behauptung mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Saladin, so heisst es, habe immer wieder angeboten, eine Vorlage mitzuvertreten, an einem Anlass oder an einer Pressekonferenz teilzunehmen. Christoph Buser und die Parteileitung hätten stets abgewinkt. Buser will auch davon nichts wissen: «Darüber ist mir nichts bekannt.»

Auch die Kritik an der inhaltlichen Arbeit der Handelskammer sei wenig stichfest, sagt CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter: «Ich war überrascht, als ich den BaZ-Artikel gelesen habe. Die Zusammenarbeit mit der Handelskammer ist ausgezeichnet. Die HKBB macht einen sehr guten Job. Sei es beim Innovationspark, beim Steuerstreit am Euroairport, bei Rheinhafen und Doppelspurausbau Laufental – überall hatte die Handelskammer den Lead.» So eine Zusammenarbeit, sagt Schneider-Schneiter, «würde ich mir auch mit der Wirtschaftskammer wünschen».

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