Allianz gegen Gundeli-Tunnel

Der 600 Millionen teure Gundeli-Tunnel hat einen turbulenten Weg vor sich. Das Referendum dagegen kommt garantiert. Ein Komitee will das Projekt versenken.

Gute Lösung oder Schwarzes Loch? Das Projekt für eine Gundeli-Umfahrung wird es schwer haben. (Bild: zVg)

Der 600 Millionen teure Gundeli-Tunnel hat einen turbulenten Weg vor sich. Das Referendum dagegen kommt garantiert. Ein Komitee will das Projekt versenken.

Autobahn-Projekte haben es immer schwer, in einer autofeind­lichen Stadt wie Basel erst recht. Noch hat die Regierung nicht mal beschlossen, ob sie den Gundeli-Tunnel tatsächlich will – nicht mal ein definitives Projekt liegt vor. Dennoch ist das Referendum dagegen bereits beschlossene Sache. Ein neu gegründetes Komitee will den rund 1,5 Kilometer langen Tunnel gemäss Informationen der TagesWoche begraben.

Still und leise wurde das «Komitee gegen die Gundeliautobahn» im September aus der Taufe gehoben. Offiziell in Erscheinung treten will es erst in ein paar Wochen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Politiker Stephan Luethi (SP), Aeneas Wanner (GLP), Michael Wüthrich (Grüne), Emmanuel Ullmann (GLP) und Claude Wyler (CVP). Letzterer ist Präsident der Verkehrskommission sämtlicher Neutralen Quartiervereine in Basel und Vizepräsident des Neutralen Quartiervereins Gundeldingen.

Claude Wyler bestätigt, dass sich das Komitee bereits in den Startlöchern befindet, um das auf 600 Mil­lionen Franken geschätzte Projekt zu verhindern. «Ich bezweifle, dass der Tunnel etwas fürs Gundeli bringt. Er würde zu Mehrverkehr in anderen Quartieren führen – Gross­basel West würde darunter leiden.» ­Zudem brauche das Quartier jetzt eine Verkehrsberuhigung, und nicht erst in 15 bis 25  Jahren, sagt Wyler. Genau daran arbeitet das Bau- und Verkehrsdepartement momentan mit der Quartierkoordination Gundeldingen. Anfang 2013 soll ein Konzept vorliegen, wie das Gundeli unabhängig vom Tunnel vom Verkehr entlastet werden kann.

Pläne aus den 1960er-Jahren

Die Idee, eine Gundeli-Umfahrung zu bauen, ist nicht neu. Sie ist Bestandteil des Bundesbeschlusses zum National­strassennnetz von 1960. Der Masterplan Bahnhof SBB sah eine ­Lösung vor, die heute wegen der Überbauungen entlang der Nauenstrasse nicht mehr möglich ist. Da das grösste Quartier Basels jedoch stark mit dem Durchgangsverkehr zu kämpfen hat, holte das Bau- und Verkehrsdepartement das Projekt vor sieben Jahren wieder aus der Schublade. Vorgesehen ist, dass der vierspurige Tunnel beim Güterbahnhof Wolf (im Bereich der St.-Jakobs-Strasse) beginnt und mit zwei Ausfahrten an die Oberfläche tritt. Die erste Ausfahrt wäre beim Dorenbach-Viadukt auf der Höhe der Pruntrutermatte, die zweite an der Binningerstrasse.

Kantonsingenieur Roger Reinauer sieht im Tunnel eine «gute Lösung» für das Gundeli. «Ich persönlich bin überzeugt, dass das Projekt für das Quartier von grossem Nutzen wäre, zumal es sich bei 33 Prozent des Verkehrs im Gundeli um reinen Durchgangsverkehr handelt.» Mit dem Tunnel und den zusätzlichen flankierenden Massnahmen könne der Verkehr im Quartier um insgesamt 50 Prozent reduziert werden.

Auch wenn die Idee einer Gundeli-Umfahrung aus den 1960er-Jahren stammt, sagt Reinauer: «Es ist kein Projekt aus dem letzten Jahrhundert. Es handelt sich um einen modernen Autobahntunnel, einen unterirdischen, wie er nun auch bei der Osttangente von breiten Bevölkerungskreisen verlangt wird.»

Entscheid Anfang 2013

Der Bund würde sich mit 65 Prozent an den Kosten von vermutlich recht konservativ geschätzten 600 Millionen Franken beteiligen, etwa 200 Millionen Franken müsste Basel-Stadt selber berappen. Für Komiteemitglied und SP-Grossrat Stephan Luethi wäre dies nur Geldverschwendung: «Natürlich würden wir das ­Referendum dagegen ergreifen. Der Tunnel würde mehr Autos anziehen. Die 200 Millionen Franken würden an einem anderen Ort fehlen, etwa beim öffentlichen Verkehr.» Luethi vermutet, dass der Kanton das Projekt nur vorantreiben wolle, weil Bundesgelder im Spiel seien. «Man sollte etwas bauen, weil es sinnvoll ist – und nicht, weil der Bund Geld zur Verfügung stellt.»

Die Regierung will Anfang 2013 entscheiden, ob sie den Gundeli-Tunnel bauen will. Bis dahin will sich auch Baudirektor Hans-Peter Wessels (SP) nicht in die Karten blicken lassen. Er wolle sich erst positionieren, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. Nur so viel: «Völlig unbestritten ist, dass im Gundeli eine Verkehrsberuhigung nötig ist – Tunnel hin oder her.» Die Opposition gegen das Projekt bezeichnet er als «verfrüht». 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 26.10.12

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