Am Anfang wars noch lustig

Karikaturen, die zeigen, wie unterhaltsam der Krieg werden soll: Auch das hat unser Chronist Hauptmann Victor Haller 1914 gesammelt. Es sind Bilder, die aus heutiger Sicht grotesk wirken.

(Bild: Universitätsbibliothek Basel)

Karikaturen, die zeigen, wie unterhaltsam der Krieg werden soll: Auch das hat unser Chronist Hauptmann Victor Haller 1914 gesammelt. Es sind Bilder, die aus heutiger Sicht grotesk wirken.

Zu Beginn schien alles noch ganz lustig zu sein: Deutsche Soldaten zogen fahnenschwingend durch die Strassen und fuhren in Bahnwagen singend in den Krieg. Mit solchen und ähnlichen Fotos wurde immer wieder die anfängliche Kriegsbegeisterung wiedergegeben. In jüngster Zeit haben Historiker dieses Bild allerdings etwas zurecht gerückt. Auf beiden Seiten verbreitete der bevorstehende Krieg auch Angst und Schrecken, viele Soldaten trennten sich bange von ihren Familien.

Dass die Anfangseuphorie dennoch nicht nur eine Erfindung der Propaganda-Abteilungen ist, zeigen unter anderem die Postkartenmotive aus der Anfangszeit des Krieges, die unser Chronist, der Basler Hauptmann Victor Haller, gesammelt hat. In sein erstes Album klebte er eine ganze Reihe von Karikaturen von fröhlichen Soldaten, die gewehreschwingend Russen, Franzosen und Engländer verdreschen oder in die Flucht schlagen. Da ruft ein Soldat: «Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoss ein Franzos.» Und eine ganze Truppe deutscher Soldaten reimt marschierend: «Hurra Hurra, wie ist das fein. Wir gehen jetzt nach Frankreich rein und wenn wir in Paris erst liegen, wir mit Marianne Tango schieben.»

«Hurra Hurra, wie ist das fein. Wir gehen jetzt nach Frankreich rein und wenn wir in Paris erst liegen, wir mit Marianne Tango schieben.»

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den diversen Postkarten zu Kriegsbeginn auch um Propagandamaterial handelt, welches nur zum Teil die Sicht der breiten Bevölkerung wiedergibt. Dennoch spiegeln sie auch eine breitere Sichtweise wider, den Krieg als Abenteuer und reinigendes Donnerwetter zu verstehen. Und in ihrer naiven Verzerrung, ihrer Beschreibung des Kriegs als abstruser Schrecken, tragen sie bereits die ganzen Grausamkeit der nachfolgenden Jahre in sich, in denen die ganze Sinnlosigkeit immer mehr Menschen klar wurde. 

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