Angebohrt: Der Belchen erhält eine dritte Röhre

In drei Jahren wird sich die grösste Bohrmaschine der Schweiz von Hägendorf nach Eptingen gefressen haben. Heute Dienstag hat der Bau in feierlichem Rahmen begonnen.

Die grösste Bohrmaschine der Schweiz kämpft sich seit Dienstag mit maximal fünf Umdrehungen pro Minute durch den Jura.

(Bild: Lucas Huber)

In drei Jahren wird sich die grösste Bohrmaschine der Schweiz von Hägendorf nach Eptingen gefressen haben. Heute Dienstag hat der Bau in feierlichem Rahmen begonnen.

Bevor es röhrt im Berg und bevor der Boden bebt, ertönen Alphörner und Schwyzerörgeli. Der Nord-Süd-Verkehr rollt, wie an einem Dienstagmorgen üblich, durch den Belchen-Tunnel, während ein paar Meter neben der A2 Geschichte passiert. Um kurz nach elf Uhr nämlich, unter den Augen der heiligen Barbara, Schutzpatronin aller Bergmänner und Mineure, springt die grösste Tunnelbaumaschine an, die die Schweiz je gesehen hat.

Über 100 Schwertransporte waren nötig, um die Tunnelbohrmaschine S-947, zerlegt in Einzelteile, ans Südportal des künftigen Tunnels zu bringen. Seit 2014 läuft die Vorbereitung für ihre Inbetriebnahme.

Jetzt krächzt und dröhnt die Maschine, während sie sich mit ihrem Durchmesser von 13,97 Meter durch den Jura bohrt. 75 Meter lang ist sie, 2000 Tonnen schwer – und schafft fünf Umdrehungen pro Minute, wenn sie die Maximalgeschwindigkeit erreicht.

Teurere Variante bevorzugt

3,177 Kilometer liegen vor ihr, oder rund eine halbe Million Kubikmeter Kalk, Ton und Gipskeuper. Letztere Gesteinsform ist denn auch der Hauptgrund, warum die S-947 zum Einsatz kommt. Denn Gipskeuper, woraus der Belchen zu 41 Prozent besteht, quillt, was erhebliche Schäden an den beiden 1970 eröffneten Tunnelröhren angerichtet hat. 

Eine Sanierung der bestehenden Tunnels ist nötig. Man hätte sie auch während der Sanierung teilweise schliessen können. Es wäre die günstigere Variante gewesen. Doch die Bauherren, das Bundesamt für Strassen Astra und die Kantone Baselland und Solothurn, haben trotzdem entschieden, einen zusätzlichen Tunnel zu bauen, einen Sanierungstunnel für rund eine halbe Milliarde Franken.

Astra-Direktor Jürg Rothlisberger erklärte diesen Entscheid auch in seiner Ansprache am Dienstag: «Nur so verhindern wir einen volkswirtschaftlichen Schaden von zwei Milliarden Franken mit Einfluss auf Tausende von Arbeitsplätzen», sagte er im Hinblick auf die Sperrung des Belchen, wie dies ohne Sanierungstunnel nötig gewesen wäre.

Ab 2022 in Betrieb

Die Feierlichkeit wurde nicht ohne Pathos begangen und die Schweiz als stolze Tunnel-Nation gepriesen: «Grosses geschieht, wenn Mensch und Berg sich treffen», sagte Röthlisberger entsprechend.

Jenes Aufeinandertreffen soll am Belchen bis 2022 andauern. Dann soll der Sanierungstunnel in Betrieb genommen werden. Die S-947 wird sich bereits 2019 ans andere Ende gebohrt haben. Oder in den Worten des Astra-Direktors: «Nächster Halt: Eptingen.»

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Wer das Projekt ganz genau studieren will, kann eine Ausstellung im Infocenter am Südportal des Tunnelsystems in Hägendorf besuchen. Öffnungszeiten: Gruppen ab zehn Personen auf Anmeldung oder jeden ersten Samstag im Monat ab März, 9 bis 12 Uhr.

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