Antworten auf die 13 wichtigsten Fragen zum neuen Basler Abfallsystem

Basel steht eine radikale Änderung des Abfallentsorgungssystems bevor. Die Bebbi-Säcke sollen künftig in unterirdischen Containern entsorgt werden. Das wirft viele Fragen auf.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Basler Abfallsystem. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Basel steht eine radikale Änderung des Abfallentsorgungssystems bevor. Die Bebbi-Säcke sollen künftig in unterirdischen Containern entsorgt werden. Das wirft viele Fragen auf.

Als der Regierungsrat am Dienstag das neue Abfallsystem bekannt gab, hat die TagesWoche natürlich darüber berichtet. Der entsprechende Artikel hat in der Community für grosse Aufregung und viele Kommentare gesorgt. Es wurden zahlreiche wichtige Fragen aufgeworfen, die wir hier zu beantworten versuchen.

Worum geht es eigentlich?

Die Regierung hat am Dienstag bekannt gegeben, dass sie das Kehrichtentsorgungssystem in Basel grundlegend verändern will. Künftig sollen die Bebbi-Säcke nicht mehr vor der Haustüre abgeholt, sondern von den Haushalten direkt zu unterirdischen Containern gebracht werden. Dazu soll ein dichtes Netz dieser sogenannten Unterflurcontainer gebaut werden, so dass es von jeder Haustüre aus nicht mehr als 100 Meter bis zur nächsten Entsorgungsstelle sind. Zeitlicher Rahmen der Umsetzung: fünf bis zehn Jahre.

Was kostet das Ganze?

Insgesamt soll der Systemwechsel 26,5 Millionen Franken kosten. Ein Grossteil davon, nämlich 20 Millionen, übernehmen die IWB, da diese in den letzten Jahren von der Stadt zu viel Geld verlangt haben für die Kehrichtverbrennung. Die Massnahme muss allerdings noch vom Grossen Rat bewilligt werden.

Welche Gebühren muss ich künftig noch bezahlen?

Die Absicht ist, diese vorerst weiterhin über gebührenpflichtige Säcke zu erheben. Sprich, der Abfall gehört auch weiterhin in den Bebbi-Sack. Der Betrag sei dabei noch völlig offen, wie Jürg Hofer, Amtsleiter beim Amt für Umwelt und Energie (AUE), sagt. Sollte sich jedoch zeigen, dass vermehrt Abfall illegal entsorgt wird, sei auch eine Anpassung des Systems denkbar: «Die Klappe am Container könnte dann nur geöffnet werden, wenn man einen vorher aufgeladenen Chip daran hält, von dem dann die Gebühr abgezogen wird.»

Warum soll ich Gebühren zahlen, wenn ich doch meinen Bebbi-Sack nun selbst zum Container tragen muss?

Die Gebühren würden nicht nach dem Grad der Dienstleistung erhoben, sondern nach den Kosten, erklärt Hofer. Und dabei sei zu berücksichtigen, dass den jährlichen Einsparungen von rund 1 Million Franken auch Investitionen von 26 Millionen gegenüberstehen. «Es ist heute jedoch einfach zu früh, anzugeben, wie hoch die Abfallgebühren in zehn Jahren sein werden.»

Wer trägt mir meinen Abfall zum nächsten Container, wenn ich dazu selbst nicht in der Lage bin?

In der «bz Basel» sagte Valérie Hinners, Co-Präsidentin der Grauen Panther Nordwestschweiz, dass die älteren Leute bei diesem Systemwechsel vergessen worden seien. «Das wird vielen Leuten mit Gehproblemen das Leben erschweren», ist sie überzeugt. Die Regierung wiederum stellt sich auf folgenden Standpunkt: Wer in der Lage sei, selbst einzukaufen, könne auch seinen Abfall selbst entsorgen. Konkret heisst das wohl, dass diese Aufgabe künftig die Mitarbeiter der Spitex übernehmen müssen.

Ich habe heute schon einen Abfallcontainer im Keller meines Wohnblockes. Muss ich meinen Abfallsack künftig trotzdem auf die Strasse tragen?

Ja, die Einführung des Containersystems ist flächendeckend geplant.

Heisst das, dass ich meinen Abfall künftig rund um die Uhr entsorgen kann?

Gemäss AUE-Leiter Jürg Hofer ist es das klare Ziel, die Container an sieben Tagen die Woche während 24 Stunden zugänglich zu halten. Die Erfahrungen auf der Erlenmatt, wo bereits ein solches Containersystem besteht, würden zeigen, dass davon nur eine sehr geringe Lärmbelästigung ausgeht, sagt Hofer.

Wie funktionieren diese Container genau?

André Frauchiger, Sprecher beim Tiefbauamt, vergleicht die Abfallcontainer mit denjenigen der Glassammelstellen. Die Bebbi-Säcke gelangen durch einen Schacht in den unterirdischen Container. Zur Leerung wird der Boden unter diesem Schacht geöffnet und der Container direkt in das Entsorgungsfahrzeug entleert.

Wie oft werden die Container geleert?

Jeder Container verfügt über eine elektronische Füllstandanzeige. Eine Leerung erfolgt also nur noch nach Bedarf, was auf der Erlenmatt wöchentlich der Fall war. Gemäss Frauchiger sind keine regelmässigen Touren mehr geplant.

Stinkt es nicht, wenn die Abfallsäcke tage- oder wochenlang in den Containern liegenbleiben?

Die Pilotanlage auf der Erlenmatt habe gezeigt, dass die Geruchsbelästigung sehr gering sei und nur im Bereich der Einwurfsäule wahrgenommen werden könne, sagt Frauchiger. «Sollte sich dies als notwendig erweisen, kann jedoch eine zweite Klappe eingebaut werden.»

Wie wird verhindert, dass bei den Containern Abfall widerrechtlich entsorgt wird?

Hier bleibt alles gleich, das heisst, es gibt weiterhin Abfalldetektive, welche illegal entsorgte Abfälle stichprobenartig kontrollieren werden.

Die IWB können durch den Systemwechsel 20 Stellen einsparen. Gibt es Entlassungen?

Nein. Matthias Scheurer, der zuständige Regionalsekretär bei der Gewerkschaft VPOD, entwarnt: «Dieser Stellenabbau wird sozialverträglich vonstatten gehen.» Im Rahmen der Sozialpartnerschaft sei er seit Beginn dieses Projektes involviert gewesen, sagt Scheurer. Studien hätten gezeigt, dass das heutige System, bei dem die Abfallsäcke von Hand in die Entsorgungsfahrzeuge geladen werden müssen, für das Personal gesundheitlich ausserordentlich belastend sei. «Diese Modernisierung ist also in unserem Interesse, umso mehr, da dadurch niemand entlassen wird.» Denn die Angestellten der Stadtreinigung werden schon heute sowohl in der Reinigung als auch in der Entsorgung eingesetzt, es gibt also kaum noch Leute, die ausschliesslich Entsorgungstouren fahren. «Die Betroffenen werden in der Stadtreinigung weiterbeschäftigt, die ohnehin personell ausgebaut werden muss. Wenn Stellen wegfallen, dann solche aus dem temporären Bereich», sagt Scheuer.

Dennoch können nach der Umstellung jährlich 1 Million Franken eingespart werden, wie der Sprecher des Tiefbauamts André Frauchiger sagt. «Kostenreduktionen ergeben sich unter anderem beim Fahrzeugpark, da die neuen Fahrzeuge günstiger sind. Ausserdem wird pro Fahrzeug nur noch eine Person benötigt.»

Es sollen über 650 unterirdische Container gebaut werden. Gibt das nicht ein riesiges Baustellenchaos?

Auch wenn die Details der Umsetzung noch nicht feststehen, verspricht Frauchiger bereits jetzt, dass kein «Baustellenchaos» entstehen wird. «Wie bei anderen Baustellen auch wird die Umsetzung mit anderen Baustellen und den Beteiligten, unter anderem der Polizei, koordiniert erfolgen.»

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