Der Grosse Rat hat im September beschlossen, die St. Alban-Vorstadt umzugestalten und die Trottoirs einzuebnen. Ziel ist eine Begegnungszone mit Tempo 20, wo sich Fussgänger in der Mitte bewegen und Velofahrer an den Seiten auf den abgeschliffenen Wackensteinen fahren.
Doch dieses Vorhaben stösst bei Anwohnern auf Widerstand. Nun hat sich ein Komitee namens «Erhalt der Trottoirs!» gebildet, das bis Ende Oktober 2000 Unterschriften sammeln will, um diese Umgestaltung an die Urne zu bringen. Komitee-Präsident Lukas E. Linder spricht von einem «sportlichen Unterfangen», doch sie seien zuversichtlich.
Die Sicherheit, vor allem jene von Kindern und Betagten, macht Linder Sorgen. Das Beispiel Rittergasse zeige, dass es zu mehr Unfällen komme, wenn die Biker direkt an den Haustüren vorbeirasten und es keine schützende Bordsteinkante zwischen Eingang und Fahrweg gebe, sagt er gegenüber der TagesWoche.
Im Ratschlag der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) an den Grossen Rat heisst es zu diesen Bedenken:
Die UVEK […] stellt fest, dass zumindest in einem Teil der St. Alban-Vorstadt aufgrund des verfügbaren Strassenraums zu wenig Platz für Trottoirs mit einer normgerechten Breite vorhanden ist. Würden im Rahmen der Sanierung nicht normgerechte (sprich zu schmale) Trottoirs erstellt, könnte dagegen Einsprache erhoben werden. Faktisch kann im Teilen der St. Alban-Vorstadt nur mit einem Verzicht auf Trottoirs (oder alternativ dem Verzicht auf eine Fahrbahn für Autos) ein normgerechter Zustand erreicht werden. […] Mit dem Verzicht auf Trottoirs und der Einführung einer Begegnungszone kann dieser Problematik begegnet und dem Behindertengleichstellungsgesetz Rechnung getragen werden: Fussgängerinnen und Fussgänger haben dann auf der ganzen Strasse Vortritt.
Linder hingegen spricht von einem «absurden Unterfangen» in sicherheitstechnischer, aber auch ästhetischer Hinsicht. Das Argument der Norm will er in Hinblick auf die historische St. Alban-Vorstadt nicht gelten lassen. «Die ganze Vorstadt ist nicht normgerecht. Dafür müsste man, zugespitzt gesagt, die Häuser abreissen». (dor)