Das Staatssekretariat für Migration sucht händeringend nach Notunterkünften für die steigende Zahl von Asylsuchenden, Arlesheim hat genau für solche eine Zivilschutzanlage. Am Freitag ziehen die ersten Flüchtlinge ein.
Gerade in den Sommermonaten versuchen besonders viele Menschen aus Afrika, das Mittelmeer zu überwinden und den sicheren Hafen Europa anzusteuern. Darum erlebt die Zuwanderung aus dem Süden derzeit eine Spitze. Und dieser Spitze hat der Bund – respektive das Staatssekretariat für Migration (SEM) – zu begegnen.
«Die fixen Asylunterkünfte sind zu rund 100 Prozent ausgelastet», sagt Martin Reichlin, stellvertretender Leiter Information und Kommunikation beim SEM. Darum sucht der Bund seit ein paar Wochen in der ganzen Schweiz nach Unterkünften.
Fündig wurde er in Arlesheim. Objekt der Begierde: die Zivilschutzanlage. Diese stellt die Gemeinde dem SEM für die nächsten sechs Monate zur Verfügung.
Eine lange Betonrampe führt in den Untergrund unter dem Arlesheimer Feuerwehrmagazin.
Der Weg zum neuen Heim für Asylsuchende in Arlesheim. (Bild: Lucas Huber)
Über Schleusen und durch gelb getünchte Wände findet man in die holzgetäferten Gruppenräume. Dahinter zweigen Gänge ab, die zu den Schlafzimmern führen.
Hier können ab Ende Juni maximal 100 Flüchtlinge schlafen. (Bild: Lucas Huber)
80 bis maximal 100 Asylsuchende werden hier für zwei Wochen bis zwei Monate untergebracht, vorwiegend Eritreer und Somalis, Syrer und Iraker, Menschen aus West- und Nordafrika, in kleineren Zahlen auch aus Afghanistan und Sri Lanka. Reichlin rechnet vor allem mit jungen Männern, aber auch Familien. Er hat keine Sicherheitsbedenken: «Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dieser Gruppe von Asylsuchenden gemacht.»
Ausserdem wird ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr präsent sein, die Bewohnerinnen und Bewohner werden tagsüber betreut. Die Gemeinde kann sie auch für gemeinnützige Arbeitseinsätze aufbieten.
Sicherheitsbedenken gibt es keine. Das SEM hat gute Erfahrungen gemacht mit dem geplanten Mix der Flüchtlinge. (Bild: Lucas Huber)
Es ist eine temporäre Unterkunft, ihre Belegung wird an die Quote, die die Gemeinde vom Kanton aus zu erfüllen hat, angerechnet. Will heissen: Arlesheim hat sein Soll damit erfüllt. Die Einwohnerschaft erfährt dies einerseits am Mittwochabend an der Gemeindeversammlung, andererseits an einer Informationsveranstaltung am Donnerstag.
Die ersten 15 bis 20 Asylsuchenden treffen bereits diesen Freitag ein. Erst vor drei Wochen hat das SEM eine erste Interessensbekundung an den Arlesheimer Gemeindepräsidenten Karl-Heinz Zeller gerichtet, vor einer Woche folgte der offizielle Antrag. Der Gemeinderat fällte seinen Beschluss noch am selben Abend.
Bereits in den 1990er-Jahren kamen Asylsuchende in Arlesheim unter. (Bild: Lucas Huber)
Für Zeller ist die Unterstützung selbstverständlich: «Wir setzen ein Zeichen der Solidarität gegenüber Bund und Kanton. Und wir wollen einen Beitrag zur sich europaweit verschärfenden Situation insgesamt leisten.» Finanzielle Anreize lässt er nicht gelten, auch wenn die Gemeinde für die Räumlichkeiten Mietzins verlangt und der Bund die Kosten für Unterbringung und Betreuung vollumfänglich übernimmt.
Der Gemeinderat plant, eine Begleitgruppe mit Einwohnern von Arlesheim einzusetzen, die das Projekt begleitet und die Akzeptanz in der Bevölkerung mitträgt. Arlesheim hat bereits während des Jugoslawienkriegs Ende der 1990er-Jahre und zuletzt vor 17 Jahren Asylsuchende in der Zivilschutzanlage untergebracht.