Aufgelehnt – verstossen und gedemütigt

Lorenz Nägelin muss als Teamleiter bei der Sanität gehen – sehr zum Bedauern seiner Arbeitskollegen. Der 46-jährige Grossrat der SVP galt als loyaler Chef. Einer, der sich gegen seine Vorgesetzten wehrte. Dies wurde ihm nun offensichtlich zum Verhängnis.

Versucht es noch einmal: Lorenz Nägelin, SVP-Grossrat und Kadidat für die Regierung.

(Bild: Roland Schmid)

Lorenz Nägelin muss als Teamleiter bei der Sanität gehen – sehr zum Bedauern seiner Arbeitskollegen. Der 46-jährige Grossrat der SVP galt als loyaler Chef. Einer, der sich gegen seine Vorgesetzten wehrte. Dies wurde ihm nun offensichtlich zum Verhängnis.

Der Rettungssanitäter Lorenz Nägelin ist untergetaucht. Seit Dienstagnachmittag hat der sonst gut erreichbare und kommunikative Basler SVP-Fraktionspräsident sein Handy ausgeschaltet. Kurz zuvor hatte der Basler Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr bekanntgegeben, dass er trotz Kritik der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates am Rettungskommandant Dominik Walliser festhält. Dafür versetzt Dürr den Sanitätschef Hans Peter Altermatt und lässt auch den SVP-Grossrat Lorenz Nägelin als Teamleiter über die Klinge springen.

Den Namen des geschassten Teamleiters nannte Dürr zwar an der Medienkonferenz nicht, doch wurde rasch klar, dass es sich um Nägelin handelt. Was der Grossrat unmittelbar nach der Medienkonferenz der TagesWoche auch bestätigte. Seither hat er sich zurückgezogen. Die Absetzung muss Nägelin wie ein Donnerschlag treffen, sie ist eine öffentliche Demütigung. «Zu schaffen macht ihm dies nicht nur, weil er seinen Job sehr mochte, sondern auch, weil die ganze Sache derart in der Öffentlichkeit abläuft», sagt sein Parteifreund und GPK-Mitglied Joël Thüring. Das erschwere die Situation zusätzlich.

Nägelin gilt als aufrichtiger, ehrlicher Politiker. Für seine Parteifreunde ist der 46-Jährige manchmal sogar zu gesittet. Selbst über die Parteigrenzen hinaus wird Nägelin geschätzt und als «netter SVPler» wahrgenommen.

Gegen oben laut

Wieso der ehemalige Kandidat der SVP für die Regierungsratswahlen 2012 als Teamleiter Abschied nehmen muss, wollte Baschi Dürr am Dienstag nicht verraten – und lässt damit viel Raum für Spekulationen.

Wahrscheinlich wurde ihm seine Loyalität zu seinen Angestellten zum Verhängnis. Nägelin wehrte sich nämlich angeblich intern lautstark gegen seine Vorgesetzten Dominik Walliser und Hans Peter Altermatt. «Er und die Führung waren alles andere als einer Meinung», sagt ein Sanitäter, der anonym bleiben möchte. Er habe sich klar hinter seine Leute gestellt und gewisse Vorgehensweisen von oben kritisiert. Eine Aussage, die sich mit derjenigen von Ralph Büchelin deckt. Er ist Präsident der Personalkommission der Sanität, arbeitete direkt unter Nägelin und sagte gegenüber «Onlinereports»: «Ich breche nicht in Jubel aus. Nägelin war jener, der den Mund aufmachte und die Dinge beim Namen nannte.»

«Einer von uns»

Die Mannschaft sei sehr überrascht von Nägelins Absetzung, sagt der anonyme Sanitäter weiter. Er sei von der gesamten Basis als guter Teamleiter wahrgenommen worden und man bedaure seinen Abgang ausserordentlich. Eine Mitarbeiterin brach offenbar sogar in Tränen aus, als sie vom Personalentscheid erfuhr. «Lorenz Nägelin hatte Rückhalt in der Mannschaft. Um an Walliser festzuhalten, hat es ihn als Bauernopfer gebraucht», ist der Sanitäter überzeugt.

Für Nägelin findet er nur lobende Worte. «Auch wenn ich politisch überhaupt nicht seiner Meinung bin: Er war einer von uns, loyal zu seinen Leuten und hatte viel Führungserfahrung.» Nur mit der Chefetage habe es Konflikte gegeben.

Dass Baschi Dürr am Rettungskommandant Walliser festhält, erstaunt den Sanitäter ebenso wie die Absetzung Nägelins. «Wallisers Position ist gestärkt worden. Ob dies zu einer Beruhigung bei uns führt, wird die Zukunft zeigen.»

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