Aufstand gegen Genossenschaftsneubau

Die 36 neuen Genossenschaftswohnungen im Wettsteinquartier haben einen schweren Stand. Um das Projekt zu verhindern, haben sich Anwohner nun zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Zudem nimmt der Widerstand auch politische Dimensionen an.

Das Neubauprojekt der «Wohnstadt» am Riehenring 3 bringt die Anwohner auf die Barrikaden. (Bild: Hans-Jörg Walter )

Die 36 neuen Genossenschaftswohnungen im Wettsteinquartier haben einen schweren Stand. Um das Projekt zu verhindern, haben sich Anwohner nun zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Zudem nimmt der Widerstand auch politische Dimensionen an.

Die Stimmung war gedämpft am späteren Donnerstagnachmittag, als sich rund 40 Anwohner des Wettsteinquartiers auf Einladung der «Wohnstadt» an der Rheinfelderstrasse 29 trafen, das Misstrauen deutlich spürbar. Denn dass die Bau- und Verwaltungsgenossenschaft bis 2016 insgesamt 36 Genossenschaftswohnungen am Riehenring 3 realisieren möchte, passt vielen Anwohnern nicht in den Kram. Und dass dies über ihren Köpfen geschieht, schon gar nicht.  

Anfang September gab die Basler Regierung bekannt, dass sie die Parzelle im Baurecht der «Wohnstadt» abgibt – sehr zum Unmut der Anwohner, wie die TagesWoche damals berichtete. Inzwischen ist der Widerstand noch grösser geworden, so wurde eine achtköpfige Arbeitsgruppe gegründet, um das Projekt zu beerdigen. Die Informationsveranstaltung konnte die Gemüter der Anwohner offenbar nicht beruhigen, im Gegenteil: «Die Bau- und Verwaltungsgenossenschaft geht tatsächlich davon aus, dass niemand von den künftigen Bewohnern ein Auto haben wird und will deshalb keine Tiefgarage bauen. Das ist eine unglaubliche Annahme», sagt Roland Stöckli, Mitglied der Arbeitsgruppe. 

Interpellation eingereicht

Stöckli fühlt sich von der Verwaltung nicht ernst genommen. Er ist der Ansicht, dass für die Nutzung des ehemaligen Werkhofs des Tiefbauamts ein Ideenwettbewerb hätte ausgeschrieben werden müssen. «Wir sind gegen das Projekt, weil wir kein Mitspracherecht hatten und der Innenhof durch diese Überbauung zugepflastert wird – das beeinträchtigt die Wohnqualität extrem.» Zudem habe die Bevölkerung bereits 2009 zu einer Überbauung des Landhofs Nein gesagt. «Und jetzt will man in einem noch kleineren Hof einen Koloss hinstellen? Das versteh ich einfach nicht», so Stöckli.

Auch gegen das Projekt wehrt sich Verena Zurflüh, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm. Sie sagt: «Mit dieser Überbauung werden wir eine Wand vor der Nase haben. Es ist mir klar, dass es mehr Wohnungen in Basel braucht, aber deswegen muss die Regierung nicht jede noch offene Lücke in dieser Stadt mit Wohnungen füllen.» 

Der Widerstand im Wettsteinquartier gegen die Genossenschaftswohnungen nimmt mittlerweile auch politische Dimensionen an, so hat FDP-Grossrat Peter Bochsler eine Interpellation eingereicht. Er will unter anderem von der Regierung wissen, wieso kein Ideenwettbewerb ausgeschrieben worden sei und ob sie Verständnis für das Anliegen der Bewohner habe. Doch nicht nur von bürgerlicher Seite wird Kritik am Projekt laut. In einem Gastbeitrag in der BaZ (online nicht verfügbar) spricht sich auch Basta-Grossrat Urs Müller gegen eine Verdichtung in diesem Gebiet aus. Er schrieb: «Das Ja zum grünen Landhof war mit keinem Auftrag verbunden, jetzt einfach an allen anderen Ecken und Plätzen im dichtestbewohnten Stadtteil von Basel weiter zu verdichten. Dies ist schlicht ‚biireweich‘.»

Nicht für eine Stellungnahme erreichbar war am Freitagnachmittag die Bauherrin «Wohnstadt», und Immobilien Basel-Stadt hat sich inzwischen als Verantwortliche für das Projekt zurückgezogen. Die Verwaltung wird sich aber trotzdem bald wieder intensiv mit diesem Thema befassen müssen. Dann nämlich, wenn die Einsprachen der Anwohner eingereicht sind. 

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