Aus «Fümoar» könnten 178 Vereine werden

Nach der Verfügung des Bundesgerichtes haben sich die «Fümoar»-Wirte zu einer Sitzung getroffen und sich überlegt, was aus dem Verein werden soll. Eine Variante: Aus einem grossen Verein etliche kleine Vereine zu machen. Vorerst gilt aber: abwarten.

Bevor die Vereinsmitglieder etwas unternehmen, gilt es, abzuwarten: Erklärt das Bundesgericht den Verein für illegal – oder nicht? (Bild: Hansjörg Walter)

Nach der Verfügung des Bundesgerichtes haben sich die «Fümoar»-Wirte zu einer Sitzung getroffen und sich überlegt, was aus dem Verein werden soll. Eine Variante: Aus einem grossen Verein etliche kleine Vereine zu machen. Vorerst gilt aber: abwarten.

Das Restaurant Stänzler am Erasmusplatz ist um 15 Uhr selten so voll, wie es am Mittwoch war: Ein Viertel aller 178 «Fümoar»-Wirte folgte der Einladung des Vorstands zu einer ausserordentlichen Sitzung. Grund für das Treffen war nicht etwa ein Kaffekränzchen, sondern die Verfügung des Bundesgerichtes vor gut einer Woche und die Frage: Wie geht es nun weiter?

Zur Erinnerung: Das Basler Verwaltungsgericht hatte im Juni befunden, dass «Fümoar»-Lokale öffentlich zugänglich seien und demnach dem Rauchverbot unterliegen. Die zwei betroffenen Beizer, die stellvertretende für alle «Fümoar»-Lokale vor Gericht standen, zogen den Entscheid ans Bundesgericht weiter. Dieses hat bisher nicht entschieden, ob «Fümoar» tatsächlich illegal ist – eine Verfügung im Vorfeld des Urteils aber lässt die Wirte Schlimmes erahnen: Die Richter haben den Lokalen «Zum schiefen Eck» und «Fame» die aufschiebenede Wirkung verweigert.

Das heisst: Eigentlich dürfte in diesen beiden Betrieben jetzt nicht mehr geraucht werden. Für die restlichen Beizen gilt der Entscheid nicht, da vorerst nur die «Musterbetriebe» verhandelt werden und diese verlangten, bis zu einem definitiven Urteil den Ist-Zustand eines Raucherlokals wahren zu dürfen. Das Urteil selber aber betrifft dann faktisch alle.

Initiative wäre Zwängerei

Dieser jüngste Entscheid veranlasste «Fümoar»-Sekretär Thierry Julliard und Vereins-Präsident Mario Nanni zur Sitzung. Mario Nanni führte die Möglichkeit einer weiteren Raucher-Initiative ins Feld, die er selber allerdings als «keine gute Idee» bezeichnete und die auch von den anderen Anwesenden als «Zwängerei» abgetan wurde. Der Entscheid gegen eine Initiative fiel rasch und deutlich: Dieser Weg wird in nächster Zeit nicht eingeschlagen, was auch Maurus Ebneter vom Basler Wirteverband begrüsste.

Dennoch: Etwas muss geschehen. Aber was? Julliard präsentierte den teilweise ratlosen Wirten eine Idee, die sogleich für Erleichterung, aber auch für Skepsis sorgte: Man könnte den jetzigen Riesenverein «Fümoar» mit seinen 178 Beizen und 175’000 Gäste-Mitgliedern verkleinern – sollte das Bundesgericht «negativ entscheiden».

Bereits jetzt gäbe es in Basel eine Hand voll kleiner Raucher-Beizen, die als Einzelvereine fungierten. Diese würden von den Behörden bisher nicht belangt. Ganz im Gegensatz zum Verein Fümoar, dessen Grösse dazu führe, dass es sich bei den Lokalen um öffentliche Orte handle. Die Kleinen hingegen seien vergleichbar mit Cliquenkellern, wo solange geraucht werden dürfe, bis die Keller während der Fasnacht zu öffentlich zugänglichen Lokalen würden – also praktisch immer.

Abwarten und rauchen

Thierry Julliard erklärte, wie das neue Modell funktionieren könnte: Aus den 178 «Fümoar»-Lokalen werden 178 Einzelvereine mit den Namen «Fümoar 1» bis «Fümoar 178». Jeder Verein brächte einen eigenen Vorstand und jedes Mitglied eine separate Karte. Das heisst: Wenn ein Gast an einem Abend drei Raucher-Beizen besucht, muss er drei Karten im Portemonnaie haben, um überall hereingelassen zu werden. Bisher gilt eine Mitgliederkarte für alle angeschlossenen Beizen. Das neue Modell wäre also viel komplizierter und für die Gäste teurer – aber bei einem für «Fümoar» negativen Gerichtsentscheid die bisher einzige Möglichkeit.

Die Wirte schlugen vor, die Vereine auf Postleitzahl-Regionen auszudehen oder jeweils zwei, drei Beizen zu einem Verein zusammenzuschliessen. Thierry Julliard hielt vor allem die Idee von «Gruppenvereinen» für gut – und wird sie prüfen. Bis allerdings überhaupt etwas in dieser Sache unternommen wird, könnten noch einige Monate vergehen: Wann das Bundesgericht entscheidet, ist unbekannt. Julliard hofft, dass der Entscheid unter Beachtung der im September verworfenen Lungenliga-Initiative gefällt wird. «Das Volk hat sich klar gegen ein strengeres Gesetz ausgesprochen», sagt er. In Basel gelte jetzt aber ein solch strenges Gesetz.

Die Wirte beschlossen einstimmig, den Gerichtsentscheid abzuwarten – und bis dahin weiterzurauchen wie bisher.

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