Seit Anfang Februar ist die Frauenklinik des Bruderholz im Bethesda Spital integriert. Das Privatspital rechnet dadurch mit 400 zusätzlichen Geburten im Jahr – und geht gleichzeitig davon aus, dass die Kaiserschnittsrate sinkt.
Ayan erblickte am 2. Februar um 1.20 Uhr das Licht der Welt. Er wiegt 2920 Gramm, ist 51 Zentimeter gross – und das erste Baby, das in der neuen Klinik für Frauenmedizin des Bethesda Spitals geboren wurde. Seit dem 1. Februar ist die Frauenklinik des Kantonsspitals Baselland am Standort Bruderholz geschlossen und im Bethesda Spital integriert.
Der Start am neuen Standort sei gut verlaufen, wie Thomas Rudin, Direktor des Bethesda Spitals, am Donnerstag vor den Medien sagte. «Das Bethesda Spital ist klar auf dem Weg zum Zentrum für Gynäkologie Nordwestschweiz.» So habe das Spital seit 2012 insgesamt 40 Millionen Franken in bauliche und logistische Massnahmen investiert – bis 2017 sollen noch weitere 13 Millionen für die Infrastruktur folgen.
Das Angebot der neuen Frauenklinik umfasst die Bereiche Gynäkologie, Geburtshilfe, Brustzentrum, Beckenbodenzentrum, gynäkologische Onkologie, Dysplasie und Kinderwunsch. Insgesamt 48 Betten stehen in der Frauenklinik zur Verfügung. Neu gibt es auch einen 24-Stunden-Notfalldienst für Geburtshilfe und Gynäkologie. Das Belegarztsystem bleibt jedoch weiterhin bestehen. «Ohne Belegärzte will das Bethesda Spital nicht in die Zukunft gehen», sagt Rudin.
48 neue Stellen geschaffen
David Hänggi, Bereichsleiter der Klinik für Frauenmedizin und ehemaliger Chefarzt am Standort Bruderholz, zeigt sich zuversichtlich, dass beide Systeme gut nebeneinander funktionieren werden. «Die Fusion von Chef- und Belegärzten ist innovativ», sagt Hänggi. Insgesamt seien 18 Ärzte vom Bruderholzspital ins Bethesda gezügelt – zusätzlich seien 30 Stellen für das Pflegepersonal und Hebammen geschaffen worden. Allerdings haben sich nur zwei Hebammen des Bruderholzspitals für eine Festanstellung im Bethesda Spital entschieden.
Im Bruderholzspital fanden jährlich 700 Geburten statt. Hänggi rechnet durch den Wegfall des Standortes mit 300 bis 400 zusätzlichen Geburten für das Privatspital. Dass es zu Kapazitätsengpässen kommen könnte, weil es in der Region neuerdings ein Spital weniger für Geburten gibt, befürchtet er nicht: «Demnächst machen wir einen vierten Gebärsaal auf. Das wird reichen.»
Auf die hohe Kaiserschnittsrate beim Bethesda Spital angesprochen (2014 waren es 45,1 Prozent, der schweizweite Durchschnitt liegt bei 32,8 Prozent), entgegnet Hänggi: «Ob es zu einem Kaiserschnitt kommt oder nicht, hat nichts mit der Klinik zu tun. Das passiert immer nach individuellen Abmachungen.»
Er gehe aber davon aus, dass die Kaiserschnittsrate im Bethesda Spital mit der Einführung eines Chefarztsystems nun nach unten gehen werde.
In einer Interpellation fragte Grossrätin Heidi Mück (BastA!) die Regierung an, ob diese bereit sei, das Bethesda Spital zu einer «deutlich tieferen Kaiserschnittsrate» zu verpflichten. Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger sieht allerdings keinen Handlungsbedarf, wie er am Mittwoch im Grossen Rat sagte: «Der Regierungsrat ist grundsätzlich der Meinung, dass Kaiserschnitte nur dort durchgeführt werden, wo diese auch nötig sind. Dass ein Kaiserschnitt durchgeführt wird, kann aber ganz unterschiedliche Gründe haben. Deshalb ist der Regierungsrat vorsichtig mit Prozentvorgaben.» Wichtig scheine der Regierung, so Engelberger, dass die effektiven Kaiserschnittsraten der Spitäler genau analysiert würden. So würde das Gesundheitsdepartement im Rahmen des Qualitätsmonotorings auch immer wieder die Notwendigkeit der durchgeführten Kaiserschnitte mit den Spitalverantwortlichen diskutieren.