Die Asylzahlen steigen in der Schweiz moderat. Basel öffnet deshalb eine zusätzliche Zivilschutzanlage, um 100 Flüchtlinge – vorwiegend Familien – unterzubringen. Der Deal lohnt sich für die Stadt.
Die Schweiz ist weiterhin kein bevorzugtes Zielland von Flüchtlingen, jedenfalls im Vergleich mit anderen europäischen Staaten. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM) hervor. Im Oktober stellten in der Schweiz 4750 Personen ein Asylgesuch, was einem Plus von 206 Gesuchen verglichen mit dem September entspricht. In Österreich wurden im selben Monat 10’600 Asylanträge gestellt, in Norwegen 8600 und in Schweden fast 40’000.
Zugenommen hat die Zahl der Afghanen, die Schutz suchen, abgenommen jene der syrischen und eritreischen Flüchtlinge. Das Staatssekretariat für Migration nennt als wichtigste Gründe für die höheren Gesuchszahlen von Afghanen «die anhaltende Instabilität im Herkunftsland sowie die angespannte Situation in wichtigen Erstaufnahme- und Transitstaaten». Die Zunahme dürfte mit der Entscheidung Deutschlands zusammenhängen, Afghanen vermehrt zurückzuschaffen.
Der Rückgang der eritreischen Gesuche um 57 Prozent im Vergleich zum Vormonat wird mit erschwerten Fluchtbedingungen erklärt: «Grund dafür dürften die Herbststürme im Mittelmeer sein, die die Überfahrt erschweren.»
Sprunghafter Anstieg
Weil die Situation als volatil eingeschätzt wird, verdoppelt der Bund die Zahl der Unterbringungsplätze nahezu. Standen anfangs Jahr für die Erstaufnahme noch 2300 Plätze zur Verfügung, sollen es in den kommenden Tagen 4300 sein. Damit reagiert man auch auf einen laut SRF-«Rundschau» sprunghaften Anstieg der Gesuchszahlen in der ersten Novemberhälfte.
100 zusätzliche Plätze trägt der Kanton Basel-Stadt bei, der eine unterirdische Zivilschutzanlage in Kleinhünigen für die Unterbringung von Familien freigibt. Betrieben wird die Anlage, die unter der Primarschule Kleinhüningen liegt, vom Bund als Aussenstelle des Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ). Dafür zuständig sind die privaten Firmen Securitas und ORS.
Die Anlage kann ab sofort genutzt werden, wird es aber vorläufig noch nicht, sagt der SEM-Verantwortliche Christoph Meier: «Wir sind auf Standby, weil wir nicht abschätzen können, was an den Grenzen noch passiert.»
Lohnender Deal
Basel nimmt mit der Bereitstellung der 100 Plätze keinen zusätzlichen Flüchtling mehr auf, als man es gemäss nationalem Verteilschlüssel tun müsste. Die 100 Plätze werden von der Gesamtzahl an Flüchtlingen abgezogen, die dem Kanton zur Unterbringung und Betreuung zugeteilt werden. Das bestätigt Asylkoordinatorin Renata Gäumann auf Anfrage. Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt für die Stadt eine vorteilhafte Vereinbarung.
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Freitag, 13.11.2015, 16:30 Uhr: letzter Abschnitt hinzugefügt.