Basel fördert Zürcher Film über Bruno Manser

Wer bislang einen Film mit Basel-Bezug drehen wollte, musste in Zürich auf Geldsuche gehen. Mit dem neuen Filmfördergesetz ist das schlagartig anders.

Das Leben des Basler Umweltaktivisten Bruno Manser soll verfilmt werden.

Die Spur führt nach Zürich: Seit dem Jahr 2000 gilt der Basler Ethnologe Bruno Manser als verschollen, jetzt plant die Zürcher Produktionsfirma A Film Company unter der Regie von Niklaus Hilber («Amateur Teens») einen Spielfilm über das Leben des Umweltaktivisten. Gedreht wird ab 2017 grösstenteils in Borneo. Und in Basel.

Basel-Stadt will «Paradise War – Die Bruno Manser Story» deshalb mit 254’000 Franken unterstützen. Das geht aus einer Mitteilung des Basler Regierungsrates hervor, der auch zwei weiteren Filmprojekten Fördergelder aus dem Swisslos-Fonds in Aussicht stellt: Die Dokumentarfilme der Basler Regisseure Vadim Jendreyko («Suche nach Europa») und Frank Matter («Parallel Lives») werden mit 160’000 respektive 140’000 Franken unterstützt.  Die Regierung Baselland schliesst sich diesem Entscheid an, wie Bernadette Hauert, stellvertretende Leiterin kulturelles.bl, telefonisch bestätigt.

Damit setzen Basel-Stadt und Baselland den Grossratsentscheid zur Filmförderung aus dem vergangenen Jahr um und vergeben erstmals Swisslos-Fonds-Gelder auf Empfehlung einer wettbewerbsorientierten Jury zuhanden der beiden Regierungsräte Basel-Stadt und Baselland, erklärt Katrin Grögel von der Geschäftsstelle Film und Medienkunst BS/BL.

Frau Grögel, die Vergabe von Swisslos-Geldern an Filmprojekte ist neu, wie funktioniert sie?

Katrin Grögel.

Seit Januar 2016 besteht die regionale Filmförderung aus zwei Säulen: Die erste Säule ist eine Fortführung des Fachausschusses Film und Medienkunst BS/BL in aktualisierter und finanziell aufgestockter Form. Die zweite Säule ist die spezifische Förderung von ambitionierten Kinofilmproduktionen mit Geldern aus dem Swisslos-Fonds, die nur die Herstellungskosten für grössere Produktionen mit internationaler Kino- und Festivalauswertung subventioniert. Dabei deckt sich die Jury nicht mit derjenigen des Fachausschusses Film und Medienkunst.

Hinter den drei geförderten Projekten stehen mit Vadim Jendreyko und Frank Matter zwei bekannte Basler Namen. Hat die Filmförderung zuerst einmal diejenigen Filmemacher bedacht, die lange darben mussten?

(Lacht.) Das kann ich so nicht bestätigen. Es ist ja auch immer eine Frage der Gesuchslage. In diesem Fall wurden vier Projekte eingereicht, für drei davon gab es Empfehlungen zuhanden der beiden Basler Regierungen.

«Man muss dem Nachwuchs etwas Zeit lassen.»

In der Debatte um eine Aufstockung der Filmfördermittel war viel davon die Rede, dass der Nachwuchs unterstützt werden soll. Dieser Nachwuchs ist beim jetzigen Entscheid nicht wirklich zum Zug gekommen, oder?

Ich denke, man muss dem Nachwuchs etwas Zeit lassen. Die vorliegenden Projekte werden in ihrer Herstellung gefördert, das heisst, sie haben die Projektentwicklung und Drehbuchförderung bereits hinter sich. Neue Projekte, die jetzt aufgrund der verbesserten Fördermöglichkeiten entstehen, werden in der Projektentwicklung erst vom Fachausschuss geprüft. Es wird noch etwas dauern, bis sie in die Herstellungsphase kommen. Der Fachausschuss wird sich nächste Woche wieder beraten, unter den insgesamt 24 Gesuchen sind auch einige Kurzfilmprojekte dabei, was ein typisches Nachwuchsgenre ist.

Filmfördergelder sollen ja in die Region zurückfliessen. Nun befindet sich Vadim Jendrykos Produktionsfirma in Zürich, und die Bruno-Manser-Verfilmung wird von Zürich aus gesteuert. Wie profitiert die Region Basel davon?

Das wird natürlich überprüft, im neuen Modus verlangen wir von allen Regisseuren eine Wohnsitzbestätigung. Vadim Jendreyko ist seit vielen Jahren in Basel wohnhaft, damit muss sein Projekt einen hundertprozentigen Regionaleffekt erbringen. Das ist ohne Weiteres machbar, da in diesem Regionaleffekt nicht nur sein eigenes Honorar steckt, sondern auch die Löhne von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in Basel wohnhaft und steuerpflichtig sind. Diese Kooperationen müssen im Eingabedossier bereits offengelegt sein. Bei dem anderen Film aus Zürich wurden die Fördergelder aufgrund der produktionellen und kulturellen Relevanz für die Region Basel gesprochen. Es finden Dreharbeiten in Basel-Stadt und Baselland statt, auch das wurde überprüft: Die Filmemacher müssen 120 Prozent der von uns gesprochenen Fördersumme im film- und kreativwirtschaftlichen Sektor in der Region Basel ausgeben. Das Eingabedossier hat dies auf realistische Weise in Aussicht gestellt.

Inwiefern?

Das Honorar des Regisseurs und die Kosten der Produktionsfirma können zwar nicht in Basel verrechnet werden, dafür arbeiten die Filmemacher mit Leuten im künstlerischen oder technischen Bereich, die in Basel ansässig sind. Oder auch mit Firmen, die technische Leistungen oder Equipment zur Verfügung stellen. Sollte die Firma diese Ausgaben später nicht nachweisen können, so werden die Beiträge aus dem Swisslos-Fonds gekürzt oder aberkannt.

«Dass eine grosse Zürcher Produktionsfirma bei uns anfragt, ist tatsächlich neu.»

Dass Zürcher Filmemacher plötzlich Subventionsgelder aus Basel beziehen, ist aber schon ungewöhnlich. Bislang war es ja meist umgekehrt.

Wir haben in der Vergangenheit auch schon ortsspezifische Projekte gefördert, damals ohne Auflagen wie den Regionaleffekt. Dass aber eine grosse Zürcher Produktionsfirma auf die Idee kommt, bei uns anzufragen, das ist tatsächlich neu. Dazu muss man aber auch sagen, dass Spielfilmprojekte sehr hohe Budgets haben und die massgeblichen Förderbeiträge vom Bundesamt für Kultur und dem Fernsehen kommen. Der Anteil, den Basel aufgrund der kulturellen und produktionellen Relevanz für die Region gibt, ist gemessen am Gesamtbudget nicht sehr gross.

Braucht es diesen Beitrag denn überhaupt?

Ich denke, für die Filmemacher ist das ein wichtiger Beitrag, und man darf die Relevanz eines solchen Projekts für die Wahrnehmung der Region Basel nicht unterschätzen. Es trägt eine Basler Geschichte und Bilder von hier in Kinos und Festivals auf der ganzen Welt. Ob eine Jury ein Projekt aufgrund der kulturellen Relevanz unterstützen möchte, ist immer eine Frage der Priorisierung. Ich erwarte tendenziell einen Anstieg der Gesuchszahlen in den kommenden zwei Jahren, und dann könnten die Prioritäten auch wieder ganz anders aussehen.

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